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160 - Die Mörderkette

160 - Die Mörderkette

Titel: 160 - Die Mörderkette
Autoren: A.F.Morland
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Hoch über Sykes quollen fettschwarze Wolken aus dem Stein. Der Jenseits-Monolith atmete ! Zunächst stieß er unförmige, klumpige Dämpfe aus, die aber rasch Gestalt annahmen und zu Boden sanken. Furchterregende Raubkatzen entstanden. Knurrend und mit wild peitschenden Schwänzen standen sie vor dem Mann, der sich nicht bewegen konnte, und starrten ihn mit glühenden Augen an.
    Vier schwarze Nebelpanther fletschten gierig ihre Zähne und wandten sich aggressiv gegen den Gefangenen.
    Homer Sykes war ein Höllenwesen. Er wußte, wie grausam es in Asmodis’ riesigem Reich zuging, war ein Teil davon und einst schrecklicher und grausamer gewesen als viele andere Schwarzblütler. Oft hatte er die Welt heimgesucht und Angst und Schrecken verbreitet.
    Er kannte alle fünf Kontinente. In vielen Ländern hatte er mit seiner magischen Kette reiche Ernte gehalten. Immer wieder hatten die verzweifelten Menschen versucht, sich zu wehren, zurückzuschlagen, ihn zu fassen und unschädlich zu machen, doch nie hatten sie es geschafft. Wenn ihr Widerstand zu groß wurde, zog er sich einfach zurück, verschwand für Jahrzehnte in der Hölle, um wieder aufzutauchen, wenn niemand mehr mit ihm rechnete - oft auch auf einem anderen Kontinent.
    Ein Gebiet hatte Homer Sykes stets bevorzugt: England, das Land der unheimlichen Nebel und der traditionellen Schloßgespenster. Dort erschien er öfter als in anderen Ländern. Vor allem in London hatte er sich lange zu Hause gefühlt.
    Es gab Sagen und Legenden, die sich um ihn rankten. Alte Bücher berichteten von seinen Schreckenstaten, die heute niemand mehr glaubte.
    Es war vorbei mit seinen blutigen Ausflügen auf die Erde. Nie mehr würde er dort sein Unwesen treiben, denn er würde hier, an diesem mörderischen Stein, langsam zugrunde gehen.
    Die schwarzen Nebelpanther duckten sich zum Sprung, stießen sich kraftvoll ab und stürzten sich mit vorgestreckten Krallenpranken und aufgerissenen Schnauzen auf ihn. Er brüllte so laut, daß es weithin zu hören war, doch niemand kam, um ihm zu helfen. Gnade, Hilfsbereitschaft, Freundschaft, Mitleid… Das waren unbekannte Worte in der Hölle. Niemandem wäre es eingefallen, sie in seinen Wortschatz aufzunehmen oder gar danach zu leben.
    Haß, Neid, Mißgunst, Selbstsucht… Das waren die Leitmotive, die das Leben im Reich der Verdammnis prägten.
    Sykes fühlte sich von den Raubtieren zerrissen und aufgefressen. Doch das passierte nicht wirklich. Es war nur ein schrecklich quälendes Gefühl, Teil einer immerwährenden Folter, an der Homer Sykes eines fernen Tages zugrunde gehen würde.
    Nachdem ihn die Nebelpanther »zerrissen« hatten, lösten sie sich auf, aber die Schmerzen blieben und brachten das Opfer einer schweren Erschöpfung nahe. Kraftlos hing er am Stein, von seiner eigenen dickgliedrigen Kette festgehalten. Breite Eisenschellen umschlossen seine Hand- und Fußgelenke. Es hatte den Anschein, als wäre er an den verhängnisvollen Stein geschmiedet worden.
    Sykes trug eine schwarze Kapuze, die sich eng an seinen Kopf schmiegte und sein Gesicht nur erahnen ließ. Hinter kleinen Sehlöchern glühte ein schmales Augenpaar. Der Körper des Opfers war eingehüllt in ein türkisblaues Gewand; vor seiner Brust strahlte ein großer Drudenfuß, Einst war davon sehr viel Kraft ausgegangen, doch nun überlagerte der Jenseits-Monolith diese Energie. Irgendwann würde sie auf den Stein übergehen. Vermutlich dann, wenn Homer Sykes am Ende war und seine schwarze Seele aushauchte.
    Er hätte nicht gedacht, eines Tages ein so unrühmliches Ende zu finden. Der Erfolg hatte ihn verwöhnt und überheblich gemacht. Er hatte sich für unverwundbar und unsterblich gehalten. Seine schrecklichen Pläne hatten weit in die Zukunft hineingereicht. Arrogant war er Teufeln und Dämonen begegnet, und in vielen Fällen hatte er sich Achtung und Respekt erzwungen.
    Bis er eines Tages an den Falschen geraten war.
    Er hatte in seiner überheblichen Art den Fehler gemacht, jenen Gegner zu unterschätzen. Um einen Krieger aus Loxagons Gefolge hatte es sich gehandelt.
    Der Mann hatte Sykes respektlos, nicht einmal wie seinesgleichen, behandelt. Homer Sykes wollte klarstellen, daß er nicht unter dem Krieger stand, sondern über ihm. Er hatte die Absicht, den Teufel zu züchtigen und zu demütigen, doch dann stellte sich heraus, daß der Krieger stärker und kampferfahrener war. Er hätte die Möglichkeit gehabt, Sykes zu töten, aber ein schneller Tod wäre eine zu milde
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