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160 - Die Mörderkette

160 - Die Mörderkette

Titel: 160 - Die Mörderkette
Autoren: A.F.Morland
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könne bei uns bleiben, solange sie wolle, doch sie wollte uns nicht zur Last fallen und - merkwürdigerweise -nach dem, was sie mitgemacht hatte, allein sein. Nun, wir mußten diesen Wunsch respektieren.
    Lange nach Sonnenuntergang kam meine blonde Freundin nach Hause. Mr. Silver duschte gerade, und ich befand mich mit Boram im Living-room.
    »Ich hatte dich früher zurückerwartet«, sagte ich. Es sollte kein Vorwurf sein.
    »Shelley ließ mich nicht fort. Jedesmal wenn ich sagte, ich müsse gehen, fiel ihr noch etwas ein, das sie mir unbedingt erzählen mußte.«
    »Bei dieser Mitteilsamkeit wäre sie besser noch eine Weile bei uns geblieben«, bemerkte ich.
    »Sie ist ziemlich durcheinander, weiß nicht so recht, was sie eigentlich will. Ich werde mich in den nächsten Wochen ein bißchen um sie kümmern, damit sie wieder Boden unter die Füße bekommt.«
    »Du bist ein Schatz«, sagte ich und küßte meine Freundin.
    »Darf dein Schatz einen kleinen Sherry haben?«
    »Selbstverständlich«, erwiderte ich. »Setz dich, mach es dir bequem. Der Drink kommt sofort.« Ich begab mich zur Hausbar, und Vicky nahm Platz. Sie legte ihre Handtasche auf den Beistelltisch und schlug die langen, wohlgeformten Beine übereinander.
    Das Telefon schlug an, und Vicky hob den Hörer ab.
    Während sie sich meldete, goß ich den Sherry für sie ein. Boram saß in einem Sessel beim Fenster - eine Nebelgestalt, die man für ein unheimliches Gespenst hätte halten können. Uns regte sein sonderbarer Anblick nicht auf, wir waren ihn gewöhnt. Außerdem war der Nessel-Vampir unser Freund und Vertrauter. Es war müßig, ihn zu fragen, ob er auch etwas trinken wolle, denn er aß und trank nicht wie wir. Er ernährte sich ausschließlich vom Blut schwarzer Feinde, nahm deren Energie in sich auf und wandelte sie in weiße Kraft um, die er wiederum gegen die Hölle einsetzte. Boram war sehr genügsam. Er kam wochen- und monatelang ohne Nahrung aus.
    »Ja«, sagte Vicky Bonney, und der Blick ihrer hübschen veilchenblauen Augen verschleierte sich. Mir kam vor, daß sie müde und abgespannt war. Auch ein bißchen schläfrig.
    »Ja«, wiederholte sie.
    Aus ihrer spärlichen Teilnahme am Gespräch ging nicht hervor, mit wem sie telefonierte.
    »Das werde ich tun«, versprach sie und legte auf.
    »Dein Sherry, Schatz«, bemerkte ich und wollte ihn ihr bringen.
    Sie sah nicht so aus, als wüßte sie, wovon die Rede war.
    Hatte sie mich nicht verstanden? »Dein Sherry«, wiederholte ich. »Du hast mich darum gebeten.«
    Meine Freundin griff nach ihrer Handtasche und erhob sich, als wollte sie fortgehen.
    »Wer war das eben?« wollte ich wissen. »Wer hat angerufen?«
    Vicky blieb mir die Antwort schuldig.
    Wieso benahm sie sich auf einmal so merkwürdig? Was hatte ihr der Anrufer gesagt? Was hatte sie so sehr durcheinandergebracht?
    »Vicky«, sagte ich eindringlich. »Ich rede mit dir. Ich habe dich etwas gefragt!«
    Sie öffnete ihre Handtasche, nahm wortlos ihre Derringer-Pistole heraus und richtete die Waffe eiskalt auf mich. Mir wäre beinahe ihr Drink aus der Hand gefallen.
    ***
    Jerry Howard hatte Homer Sykes, den Kettenwürger, vor sich, doch das wußte er nicht. Er hielt Sykes’ Aufmachung für einen makaberen Scherz. Dieser Unbekannte mußte sich in der Adresse geirrt haben. Anscheinend hatte man ihn zu einem Maskenball eingeladen. Hier war er auf jeden Fall absolut falsch. Howard kam sich lächerlich vor mit der sowjetischen Armeepistole in der Hand. Er hielt den Kettenwürger für einen harmlosen Irren und schob die Waffe deshalb in die Schulterhalfter.
    »Na, mein Freund, wo soll die Fete denn steigen? Ihr Kostüm ist originell, gefällt mir. ’n bißchen unheimlich sehen Sie aus, aber das bezwecken Sie ja mit Ihrer Aufmachung, nicht wahr?« Homer Sykes nickte. »Die Fete, wie du es nennst, steigt hier. Wir beide sind die einzigen Gäste auf dieser Schauerparty. Das Opfer und ein Henker!«
    Jerry Howard hatte es nicht gern, wenn man ihn duzte. Er verabscheute diese plumpen Vertraulichkeiten.
    Das war der Umgangston der primitiven Klasse, zu der er sich nicht zählte, zu der er nie gehört hatte.
    Verstimmt musterte er den Maskierten. »Ich werde den Pförtner rügen. Es geht nicht an, daß Personen, die hier nichts zu suchen haben, sich in dieser Garage herumtreiben.«
    Homer Sykes lachte rauh. »Du wirst mit niemandem mehr reden, weil dein Tod nämlich unmittelbar bevorsteht.«
    »Sie sollten Ihre Rolle nicht so tierisch ernst
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