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Der Fall

Titel: Der Fall
Autoren: Brad Meltzer
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einen anderen Privatdetektiv hinzuziehen. Allein auf meiner Liste habe ich vierzehn andere Detektive sowie sechs Polizisten stehen, die immer für einen kleinen Nebenverdienst zu haben sind – plus drei Unterweltspitzel. Jeder von ihnen könnte diesen Job machen.«
    »Barrow hat bereits eine Woche Arbeit in den Fall investiert. Glauben Sie mir, ich kenne ihn – er meldet sich noch.«
    Bevor Kathleen etwas erwidern konnte, läutete Jareds Telefon.
    »Jared Lynch«, meldete er sich. »Ja. Nein. Schicken Sie ihn rauf.« Er legte auf und fuhr sich mit der Hand durch das ordentlich geschnittene Haar. »Ob es mir passt oder nicht, Hartley ist im Anmarsch.«
    »Und Sie haben nichts in der Hand«, fügte Kathleen hinzu.
    »Und ich habe nichts in der Hand.«
     
    Als Sara sich mit Guff auf den Weg in die Centre Street 100 machte, die gleich nebenan lag, hatte sie Mühe, mit seinem halsbrecherischen Tempo Schritt zu halten. Während sie sich durch den Strom von Anwälten schlängelten, die unablässig zwischen den beiden Gebäuden hin und her wechselten, erklärte ihr Guff: »Hier befinden sich nicht nur die meisten Gerichtssäle, hier ist auch das ECAB.«
    »Das E -CAB?«, fragte Sara.
    »Keine Sorge, Sie werden schon sehen!« Guff ging durch den Vordereingang des Gebäudes. Als sie an der Sicherheitskontrolle vorbei waren, steuerten sie auf die Aufzüge zu. Gerade als sich die Lifttüren hinter ihnen schlossen, steckte noch jemand seinen Arm dazwischen. Die Türen gingen wieder auf, und ein hoch gewachsener Mann mit grau meliertem Haar und einem militärischen Bürstenschnitt betrat mit einem flüchtigen Blick auf Sara die Kabine.
    »Schön, Sie zu sehen, Victor«, sagte Guff.
    »Mmm«, murmelte der Mann kühl. Mit seinem frisch gebügelten dunkelblauen Anzug und der perfekt geknoteten rot-blauen Hermès-Krawatte gab er eine beeindruckende Erscheinung ab.
    In der Hoffnung, die Atmosphäre etwas zu entkrampfen, setzte Guff zu einem zweiten Versuch an. »Victor, darf ich Ihnen Sara Tate vorstellen. Sara – das ist Victor Stockwell.« Sara und Stockwell nickten einander zu. »Sara hat erst hier angefangen. Ich nehme sie ins ECAB mit, um sie mit den Feinheiten ihres Jobs vertraut zu machen.«
    »Dann beeilen Sie sich lieber mal«, sagte Stockwell. »Im Moment wollen sie sechzig Leute entlassen.«
    »Sechzig?«, fragte Sara, als die Lifttüren im ersten Stock aufgingen.
    Sara und Guff folgten Stockwell aus dem Aufzug auf den Flur hinaus. »Woher haben Sie diese Zahl?«, fragte Guff.
    »Von Elaine«, antwortete Stockwell. Damit war die Sekretärin des Bezirksstaatsanwalts gemeint. »Allerdings bezieht sich das auf die gesamte Belegschaft, nicht nur auf die Anwälte.« Er sah Sara an. »Aber an Ihrer Stelle würde ich meine Sachen noch nicht auspacken. Die Neuzugänge erwischt es als Erste.«
    »Danke«, erwiderte Sara leicht angesäuert. Auf solche guten Ratschläge konnte sie gut verzichten.
    »So ist es nun leider mal.« Und als er sich auf den Weg machte, fügte Stockwell hinzu: »Bis später.«
    Als er außer Hörweite war, sagte Sara: »Hat er immer so eine aufbauende Art?«
    »Das dürfen Sie nicht persönlich nehmen – so ist er eben«, sagte Guff. »Er war früher bei den Marines. Deshalb springt er mit den neuen Rekruten immer ziemlich hart um. Das vermittelt ihm das Gefühl, noch beim Militär zu sein.«
    »Irgendwelche Aussichten, dass er statt meiner entlassen wird?«
    »Nicht eine in einer Zilliarde. Stockwell ist wahrscheinlich der beste Strafverfolger dieser Behörde, wenn nicht sogar des ganzen Bundesstaats.«
    »Der harte Bursche mit dem finsteren Blick? Nehmen ihm das die Geschworenen ab?«
    »Auch wenn er ein eiskalter Hardliner ist, im Gericht sind sie total hingerissen von ihm. Die Geschworenen lieben ihn, die Zeugen lieben ihn, die Richter fressen ihm aus der Hand. Es ist wirklich kaum zu glauben.«
    »Warum?«
    »Weil er brutal ehrlich ist«, konstatierte Guff kurz und bündig. »Zu viele Anwälte schwafeln bloß herum und schmeißen jeden Dreck gegen die Wand, bloß um zu sehen, ob irgendwas hängen bleibt. Stockwell prescht nur mit dem Beweismaterial vor, das er hat – nicht mehr, nicht weniger. Wenn er einen Anklagepunkt nicht bewiesen hat, gibt er es sofort zu; wenn er etwas bewiesen hat, reibt er es einem nicht unter die Nase. Die Leute sind so schockiert über diese Aufrichtigkeit, dass sie ganz hin und weg von ihm sind. Er mag zwar eine etwas raue Schale haben, aber beruflich ist er schon seit
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