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Der Fall

Titel: Der Fall
Autoren: Brad Meltzer
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Sonderwünsche hat. Man könnte meinen, es wäre ein Kunstwerk oder was.«
    »Bis Sie damit fertig sind, Mikey, wird es eins sein«, sagte Jared augenzwinkernd.
    »Bitte keine Schmeicheleien«, sagte Mikey und wandte sich Sara zu. »Und was möchte die normale Hälfte der Familie?«
    »Irgendwas, das Sie loswerden wollen. Nur ausgefallen muß es sein – nichts Langweiliges.«
    »Da sehen Sie wieder, warum Sie meine Lieblingskundin sind«, flötete Mikey. »Kein Ärger, keine nervigen Sonderwünsche, einfach nur eine ganz normale, rücksichtsvolle –«
    »Sind Sie der Geschäftsführer?«, unterbrach ihn eine grauhaarige Frau mit einer großen Brille.
    »Der bin ich«, antwortete Mikey. »Kann ich etwas für Sie tun?«
    »Das bezweifle ich. Ich möchte mich beschweren.« Sie zog einen Coupon aus der Tasche ihres LIEBE-IST-EIN- KLAVIERLEHRER-Buchbeutels und schob ihn über die Theke. »Auf diesem Gutschein steht, ich bekomme einen Dollar Ermäßigung auf eine Schachtel Original-Cheerios. Aber Sie haben dieses Produkt nicht mehr im Sortiment, und der Gutschein erlischt morgen.«
    »Bedaure, Ma’am, aber wir sind ein sehr kleiner Laden mit beschränkter Lagerfläche. Wenn Sie möchten, können Sie den Gutschein jedoch gern in Form von Cheerios in einer anderen Geschmacksrichtung einlösen. Wir haben Mehrkorn, Nuss-Honig und –«
    »Ich will aber keine anderen Cheerios. Ich will diese Cheerios!«, sagte die Frau so laut, dass sich jeder in dem kleinen Feinkostladen nach ihr umdrehte. »Und glauben Sie bloß nicht, ich wüsste nicht, was Sie damit bezwecken. Wenn Sie diese Werbezettel mit den Gutscheinen drucken, verstecken Sie die ganze Ware im Hinterzimmer. Damit man sie nicht einlösen kann.«
    »Um ehrlich zu sein, Ma’am, haben wir einfach nicht genug Platz, um –«
    »Sparen Sie sich Ihre Ausreden! Was Sie machen, ist irreführende Werbung! Und das heißt, Sie machen sich strafbar.«
    »Nein, macht er sich nicht«, sagten Sara und Jared wie aus einem Mund.
    Überrascht wandte sich die Frau dem Paar zu, das immer noch auf seine Bagels wartete. »Macht er sich doch«, beharrte sie auf ihrem Standpunkt. »Wenn er diese Gutscheine verteilt, ist das ein Sonderangebot.«
    »So leid es mir tut, aber ein Reklamezettel ist kein Sonderangebot«, sagte Sara.
    »Außer er nennt darauf eine genaue Menge oder gibt an, wo genau der Gutschein einzulösen ist«, fügte Jared hinzu.
    »Oh-oh«, sagte ein Mann in der Schlange hinter Sara und Jared. »Das hört sich ganz nach Anwälten an.«
    »Warum kümmern Sie beide sich nicht um Ihren eigenen Kram?«, fuhr die Frau sie an.
    »Warum lassen Sie unseren Freund hier nicht in Ruhe?«, konterte Sara.
    »Ich habe Sie nicht um Ihre Meinung gebeten.«
    »Und unser Freund hat Sie nicht darum gebeten, wie ein Stück Dreck behandelt zu werden«, schoss Sara zurück. »Weil ich ebenfalls eine Schwäche für Cheerios habe, kann ich Ihre Enttäuschung zwar verstehen, aber ein derartiges Benehmen lassen wir uns nicht bieten. Wir machen es hier ein wenig anders und versuchen höflich miteinander umzugehen. Ich habe durchaus Verständnis dafür, wenn Sie dazu nicht bereit sind, aber so halten wir es nun mal. Und wenn Ihnen das nicht passt, dann machen Sie es doch einfach wie ein Gutschein und … und verschwinden Sie.«
    Während Jared sich ein Lachen zu verkneifen versuchte, zischte die Frau Mikey an: »Das ist das letzte Mal, dass Sie mich in diesem Laden gesehen haben.«
    »Ich werd’s überleben«, sagte Mikey.
    Mit einem Schniefen drehte die Frau sich um und rauschte aus dem Laden. Mikey sah seine zwei Lieblingskunden an. »Machen Sie’s wie ein Gutschein und verschwinden Sie?«
    »Na ja, ich stand etwas unter Druck.«
    »Immerhin ist sie daraufhin abgezogen«, machte Jared geltend.
    »Da haben Sie allerdings recht«, stimmte ihm Mikey zu. »Und das heißt, Ihr Frühstück geht auf meine Rechnung.«
    Fünfzehn Minuten später waren Sara und Jared in einen bis zum Gehtnichtmehr voll gestopften U-Bahnwaggon gezwängt. Sara hatte ihren besten marineblauen Hosenanzug an, während Jared ein zerschlissenes Columbia-Law-Sweatshirt und Joggingshorts trug. Jared war seit der Highschool ein passionierter Langstreckenläufer und hatte immer noch eine sportliche Figur, obwohl er sich wegen einer kleinen kahlen Stelle am Hinterkopf wesentlich älter fühlte, als er aussah. Er begann jeden Montag, Mittwoch und Freitag mit einem halbstündigen Lauf, bei dem er seinen Anzug, ordentlich in einem Rucksack
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