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Der Fall

Titel: Der Fall
Autoren: Brad Meltzer
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Beatles-Sammlung und meiner verschwundenen Stereoanlage. Will sagen, mein Leben ist der Beweis für das genaue Gegenteil.«
    »Aha, chronische Paranoia. Heißt das, Sie sind auch so ein Spinner, der hinter allem gleich eine Verschwörung sieht?«
    »Hängt ganz davon ab, wie Sie Spinner definieren. Ich bin kein Anhänger der überstrapazierten Verschwörungstheorien, die Hollywood ständig neu aufkocht, aber ich glaube, es gibt bestimmte unerklärliche Phänomene, für die wir keine Erklärung haben. Nehmen Sie zum Beispiel ganz normale Spielkarten. Addieren Sie nun die Zahl der Buchstaben in den Wörtern Ass, zwei, drei, vier bis rauf zu Bube, Dame, König, kommen sie auf die Zahl zweiundfünfzig – und das entspricht genau der Anzahl der Spielkarten eines Blatts.«
    Einen Augenblick lang sagte Sara nichts. »Und?«
    »Ein Geheimcode, meine Beste. Glauben Sie mir!« Und als Sara amüsiert den Kopf schüttelte, fügte er hinzu: »Mir dürfen Sie da keinen Vorwurf machen – das liegt alles an der Sozialisation.«
    »In diesem Punkt würde ich Ihnen sogar Recht geben.«
    »Das will ich doch meinen – wir alle sind das Produkt unserer Elternhäuser. Deswegen müssen Sie mir auch von Ihrem erzählen. Haben Sie Geschwister? Sind Ihre Eltern so bescheuert wie meine –«
    »Meine Eltern sind beide im ersten Jahr meines Jurastudiums ums Leben gekommen«, unterbrach ihn Sara mitten im Satz. »Sie waren auf der Heimfahrt von einem Ausflug nach Connecticut. Es herrschte Glatteis, ihr Wagen geriet auf die Gegenfahrbahn und prallte mit einem entgegenkommenden Lieferwagen zusammen. Sie waren auf der Stelle tot.«
    »Das tut mir Leid. Ich wollte nicht –«
    »Schon gut«, sagte Sara mit gezwungener Selbstverständlichkeit. »Das konnten Sie ja nicht wissen.«
    »Aber ich –«
    »Guff, bitte. Sie brauchen sich deswegen wirklich keinen Vorwurf zu machen. Jeder Mensch hat einen Punkt in seiner Vergangenheit, an den er lieber nicht erinnert werden möchte. Auf meinen sind wir eben zufällig sehr früh gestoßen. Aber jetzt weiter – wir haben uns doch gut amüsiert.«
    Der verlegene Ausdruck in Guffs Augen verriet Sara, dass es ihm ernsthaft peinlich war. Es war ihm eindeutig zutiefst unangenehm, ihr wehgetan zu haben. Mehr brauchte Sara nicht zu sehen. Er war ein anständiger Kerl. Jetzt konnte sie auspacken. Sie holte tief Luft und fuhr fort: »Wird im Büro schon über den Artikel in der gestrigen Times geredet?«
    »Haben Sie ihn also gelesen?«
    »Sieht nicht gerade gut aus, wie?«
    Guff zögerte. »Vielleicht sollten Sie lieber zu Monaghan gehen.« Das war der Bezirksstaatsanwalt.
    »Lassen Sie das, Guff. Wenn Sie etwas wissen, dann sagen Sie es mir gefälligst.«
    »Ich weiß nur, dass der Bürgermeister die Zahl der städtischen Angestellten zu reduzieren versucht, indem er für sämtliche städtischen Behörden generelle Budgetkürzungen angekündigt hat.«
    »Heißt das nicht, dass ich gefeuert werde?«
    »Was Sie speziell angeht, kann ich dazu nichts sagen, aber wenn in dieser Behörde Leute entlassen werden, trifft es die Neuzugänge immer zuerst. Und als ich heute Morgen zum Dienst kam, war die Gerüchteküche bereits kräftig am Brodeln – im Lift meinte jemand, die Neuzugänge würden alle automatisch ein Kündigungsschreiben erhalten.«
    »Davon hat mir kein Mensch etwas gesagt.«
    Guff deutete auf eine Metallablage auf Saras Schreibtisch. »Deshalb nennt man dieses Ding da ja auch Fach für Eingänge. Tut mir leid, Sara.« Sara nahm das Blatt Papier, das darin lag. Es war ein Rundschreiben, das an die gesamte Belegschaft der Bezirksstaatsanwaltschaft Manhattan gerichtet war. Dem Rundschreiben zufolge erforderte die jüngste Ankündigung des Bürgermeisters »eine grundlegende Revision unseres gegenwärtigen Personalumfangs. In Einklang mit den bisherigen Gepflogenheiten innerhalb dieser Behörde werden die Entscheidungen in einem proportionalen Verhältnis Hilfspersonal, Prozessassistenten und Anwälte betreffen. Auch wenn diese einschneidenden Maßnahmen für alle Betroffenen unangenehm sind, hoffen wir, dass sich diese Umstrukturierungsphase nicht nachteilig auf die Abwicklung der täglich anfallenden Geschäfte in dieser Behörde auswirkt.«
    »Ist das denn zu fassen?«, stieß Sara mit brechender Stimme hervor. »Ich kann es mir nicht leisten, diese Stelle wieder zu verlieren. Ich verstehe das einfach nicht. Warum ausgerechnet jetzt?«
    »Jetzt hören Sie aber mal! Nächstes Jahr stehen wieder Wahlen an.
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