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Der Fall

Titel: Der Fall
Autoren: Brad Meltzer
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hast.«
    »Jared, du sprichst von meinem Großvater. Er ist in dieser Hinsicht nicht unbedingt objektiv.«
    »Das tut nichts zur Sache. Du bist trotzdem eine Spitzenanwältin.«
    »Nein, bin ich nicht. Ich bin einfach nicht in der Lage –«
    »Hunter College, magna cum laude.«
    »Das hat nicht viel zu besagen – es ist eine kleine Großstadtschule.«
    »Und was ist mit der Columbia Law School?«
    »Meine Eltern haben den Dekan geschmiert, damit ich aufgenommen wurde.«
    »Nein, haben sie nicht. Und selbst wenn – hast du dich nicht hervorragend geschlagen?«
    »Vielleicht.« Sara sprang von ihrem Sessel auf und kam hinter dem Schreibtisch hervor. »Warum muss ich mich bloß ständig selbst bemitleiden? Wenn man mich so reden hört, könnte man meinen, ich wäre noch auf der Highschool. Themawechsel. Was gibt’s bei dir Neues?«
    »Nichts Besonderes. Erzähle ich dir später.«
    Sara zog eine Augenbraue hoch. »Erzähl es mir jetzt!«
    »Es ist nichts Wichtiges.«
    Irgendetwas stimmte nicht. »Jared, tu lieber nicht, was du meiner Ansicht nach tust.«
    »Und das wäre?«
    »Mir eine gute Neuigkeit verschweigen, um mich zu schonen.«
    »Ich verschweige dir nichts. Es ist nicht mal so eine große –«
    »Siehst du, ich wusste es doch. Ich wusste, dass du genau das tust. Jetzt spuck’s schon aus.«
    Widerstrebend gab Jared nach. »Als ich vom Mittagessen zurückkam, kam Wayne zu mir und sagte, ich wäre, O-Ton, ›auf dem richtigen Weg‹.«
    »Wayne?«, fragte Sara aufgeregt. »Etwa Thomas Wayne? Hat er gesagt, wann sie über dich abstimmen werden?«
    »Die übereinstimmende Meinung geht dahin, dass ich in den nächsten sechs Monaten als Partner aufgenommen werde – je nachdem, wie viel Mandanten ich akquirieren kann.«
    »Das ist ja super«, sagte Sara.
    Jared antwortete nicht.
    »Sag bloß nicht, du machst dir immer noch Sorgen, du könntest nicht genügend Mandanten akquirieren«, fuhr sie deshalb fort.
    »Genau aus diesem Grund wollte ich jetzt nicht darauf zu sprechen kommen …«
    »Jared, ich finde es zwar nett, dass du auf mich Rücksicht nehmen willst, aber ich bekomme durchaus auch zwei Dinge gleichzeitig geregelt. Hör also auf, um den heißen Brei rumzureden, und rück endlich raus mit der Sprache! Was ist mit der Liste, die wir zusammengestellt haben? Wer ist darauf noch übrig?«
    »Niemand – ich habe es bei allen probiert. Unsere Ehemaligen-Verbindungen, die Handelskammer, die Synagoge, die Kirche, das Ninety-second Street Y, die Demokraten, die Republikaner, der Kiwanis Club, die Rotarier, die Toastmaster – wenn sie ein Mitteilungsblatt haben, habe ich eine Annonce reingesetzt; wenn sie eine Versammlung haben, habe ich mich reingesetzt. Ich verstehe einfach nicht, warum es nicht hinhaut.«
    »Liebling, ich weiß, du bist nicht gewöhnt, wie wir anderen menschlich zu sein, aber es ist völlig okay zuzugeben, dass einem nicht alles auf Anhieb gelingt. Das heißt nicht, dass es deine Schuld ist.«
    »Da bin ich anderer Meinung. Es muss etwas geben, was ich übersehe. Vielleicht sollte ich mich das nächste Mal etwas legerer anziehen – damit sie nicht das Gefühl bekommen, ich will ihnen was aufschwatzen.«
    »Du gibst wohl nie auf, wie?«
    »Nicht, bis ich einer Sache auf den Grund gekommen bin. Es gibt immer eine Lösung.«
    »Spielst du jetzt plötzlich den Unerschrockenen?«
    »Ich war immer schon unerschrocken.«
    »Jared, Hosen ohne Aufschlag trägst du doch nur noch aus dem Grund, weil es dein Vater immer noch tut.«
    »Das hat nichts mit mangelnder Unerschrockenheit zu tun. Der aufschlaglose Look ist elegant. Er ist tadellos. Er ist in.«
    »Nichts für ungut, Schatz, aber du hast keine Ahnung, was in ist. Und wenn ich nicht wäre, würdest du es allen recht zu machen versuchen.«
    »Willst du damit etwa sagen, ich bin angepasst?«
    »Ich will nur sagen, wir sind der Lösung des Problems keinen Schritt näher gekommen.«
    In diesem Moment betrat Guff das Büro. »Wer will heute seine Stelle retten?«, trällerte er.
    »Einen Augenblick noch«, sagte Sara zu Guff, mit der Hand auf der Sprechmuschel. »Jared, ich sollte jetzt besser los.«
    »Alles okay?«
    »Ja. Hoffentlich. Ach, und vielen Dank fürs Zuhören übrigens.«
    »Soll das ein Witz sein? Das ist mir doch ein Vergnügen.«
    Sara legte auf und blickte zu ihrem Assistenten auf.
    »Ich habe Sie was gefragt: Wer möchte seine Stelle retten?«
    »Was machen Sie überhaupt hier?«, fragte Sara. »Ich dachte, Sie hätten einen Termin
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