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Der Fall

Titel: Der Fall
Autoren: Brad Meltzer
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Der Bürgermeister ist nicht auf den Kopf gefallen – er weiß, der Verwaltungsapparat muss reduziert werden. Und weil er keine Behörde gegenüber einer anderen bevorzugt, steht er als kompetenter, fairer und tüchtiger Politiker da, alles mit einem Federstrich. Es ist ein wahltaktischer Schachzug.«
    Sara massierte ihren verspannten Nacken und versuchte ihre Gedanken zu sammeln. Das war sogar noch schlimmer, als sie befürchtet hatte – für ihr Selbstvertrauen bedeutete das einen gewaltigen Knacks. Warum schon wieder? fragte sie sich. Warum kann nicht mal etwas glatt gehen? Stumm überließ sie sich ihrem Selbstmitleid.
    »Tut mir leid, dass ich Ihnen den Tag so schnell verdorben habe.«
    Eine Minute lang sagte Sara kein Wort. Doch als ihr klar wurde, dass sie nicht einfach dasitzen und Trübsal blasen konnte, wich ihr Selbstmitleid langsam Trotz. Was täte Jared an ihrer Stelle? Nein, mach es nicht wie er! Es ist nicht sein Job. Es ist deiner. Es ist deiner, und es ist alles nicht so tragisch, dachte sie. Du hast schon Schlimmeres durchgemacht. Viel Schlimmeres. Zumindest ist es diesmal noch nicht endgültig. Diesmal bist du wenigstens nicht allein. Diesmal kannst du von deinem Verstand Gebrauch machen. Das ist, was er gesagt hat: Du bist clever. Du bist cleverer als alle anderen. Schließlich blickte sie zu Guff auf und brach ihr Schweigen. »Wann, glauben Sie, kommen diese Maßnahmen zum Greifen?«
    »In ein, zwei Wochen wahrscheinlich. Warum?«
    »Nur damit ich weiß, wie viel Zeit mir noch bleibt.«
    »Das hört sich ja an, als hätten Sie schon einen Plan.«
    »Schön wär’s. Aber nachdem ich sechs Monate gebraucht habe, um diese Stelle zu bekommen, werde ich sie nicht einfach kampflos aufgeben.«
    Beeindruckt von der Entschlossenheit seiner Chefin, fragte Guff: »Und was sollen wir jetzt machen?«
    »Das würde ich gern von Ihnen hören! Sie arbeiten doch hier.«
    »Ich weiß nur, Sie müssen vor dem Mittagessen noch zur Einweisung, und ich habe heute Nachmittag einen Arzttermin. Folglich können wir erst morgen anfangen, eine Lösung auszuarbeiten.«
    »Na großartig.« Sara warf einen Blick auf die Wanduhr. Dann sah sie wieder Guff an. »Wie stehen Ihrer Meinung nach meine Chancen?«
    »Wollen Sie eine ehrliche Antwort?«
    »Natürlich.«
    »Dann lassen Sie es mich so ausdrücken: Wenn ich wetten müsste …« Er hielt inne.
    »Was? Sagen Sie schon!«
    »Würde ich auf ein anderes Pferd setzen.«
     
    Es war erst ein Uhr Nachmittag, als Sara in ihr Büro zurückkam, aber ihr Gesicht zeigte bereits Spuren von Erschöpfung. Während der vierstündigen Einweisung, die als eine einfache und informative Einführung in die Arbeit der Bezirksstaatsanwaltschaft gedacht war, hatte Sara sich von der ersten bis zur letzten Minute den Kopf zerbrochen, wen es als Ersten treffen würde. Immer noch angestrengt nach einer Lösung suchend, ließ sie sich in ihren Schreibtischsessel plumpsen. Bevor sie dazu kam, Atem zu schöpfen, klingelte das Telefon.
    »Hier Sara.«
    »Und?«, fragte Jared. »Wie geht’s? Ich habe dich schon den ganzen Morgen zu erreichen versucht, aber du warst nie da.«
    »Das liegt daran, dass ich in meiner ersten Arbeitsstunde herausgefunden habe, dass ich gefeuert werde.«
    »Du bist gefeuert worden?«
    »Noch nicht – aber Monaghan hat heute Morgen Personalkürzungen angekündigt, und alle glauben, mich trifft es als Erste.«
    »Sagt wer?«
    »Mein Assistent …«
    »Was weiß dein Assistent schon?«
    »… und mein Einweisungstutor«, fuhr Sara fort, »und die Frau, die mir beim Ausfüllen der Formulare half, und der Anwalt, den ich während meines Probeprozesses ins Kreuzverhör nehmen musste, und die vier anderen Anwälte, die ich in der …« Saras Stimme brach, und ihr traten Tränen in die Augen. »Ich bin nicht wie du, Jared – ich habe einfach kein Glück. Deshalb halten mich die Leute für so eine Niete.«
    »He, he, he«, sagte Jared. »Kein Mensch hält dich für eine Niete. Das hat nichts mit deiner Person zu tun – es ist eine simple Folge der Budgetkürzungen.«
    »Aber du weißt, was danach kommt. Nun geht das Theater mit der Stellensuche wieder von vorne los. Noch mehr Vorstellungsgespräche, noch mehr Absagen …«
    »Jetzt beruhige dich erst mal«, tröstete sie Jared. »Du packst das schon.«
    »Der Einzige, der das denkt, bist du.«
    »Das stimmt nicht. Der Erste, der heute Morgen angerufen hat, war Pop. Er wollte wissen, ob du schon deinen ersten Fall gewonnen
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