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Der Fall

Titel: Der Fall
Autoren: Brad Meltzer
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würde, hatte er nicht damit gerechnet, sie könnte so hoch sein. Selbst wenn Hartley in der Hoffnung, man würde sich bei einem Vergleich auf die Hälfte einigen, den Betrag sehr hoch angesetzt hatte, waren dreihundertfünfzigtausend Dollar immer noch fast doppelt so viel, wie Jareds Mandant zu zahlen bereit war.
    »Jetzt machen Sie aber mal einen Punkt«, sagte Hartley und fuhr mit der Hand über sein dünnes, ergrauendes Haar. »Diese Summe ist keineswegs vollkommen aus der Luft gegriffen.«
    »Hartley, wenn ich meinen Leuten mit so einem Betrag komme, reißen die mich in Stücke. Selbst Sie wissen, dass das eine absurde Forderung ist.«
    »Was soll ich dazu sagen? Wir haben vor Gericht gute Chancen. Wenn unsere Forderung so hanebüchen ist, dann machen Sie mir ein Gegenangebot.«
    Obwohl Jared ermächtigt war, sich für zweihunderttausend Dollar auf einen Vergleich zu einigen, hoffte er, mit einem geringeren Betrag davonzukommen. Und mit den richtigen Informationen, das wusste er, konnte er Hartley auf fünfzigtausend herunterhandeln. Das einzige Problem war, dass er die Informationen, die er brauchte, noch nicht hatte. »Ich weiß nicht«, sagte er deshalb ausweichend. »Vielleicht sollten wir dann doch vor Gericht gehen. Wir wissen beide, dass Ihre Mandantin total überreagiert hat.«
    »Und wenn schon? Sie sollten sich wirklich noch mal gründlich überlegen, ob Sie damit allen Ernstes vor Gericht gehen wollen. Solche Fälle ziehen in der Regel eine Menge schlechte Presse nach sich.«
    Jared kniff die Augen zusammen und warf seinem Gegenüber einen kalten Blick zu. »Wissen Sie, Hartley, Sie haben sich eben von einer ganz neuen Seite gezeigt. Sie sind gar nicht davon überzeugt, dass Sie damit vor Gericht durchkommen – Sie haben sich nur bereit erklärt, diese Irre zu vertreten, weil Sie wissen, mit Diskriminierungsfällen ist leicht Geld zu machen.«
    »Spielen Sie sich nicht zum Richter über mich auf, mein Sohn. Sie haben Ihre Familie zu ernähren, ich die meine.«
    »Ich bin nicht Ihr Sohn, und siebenhunderttausend Dollar kriegen Sie auch nicht annähernd von mir. Überlegen Sie sich also schon mal eine andere Summe.«
     
    »Wirke ich nervös?«, fragte Sara und wischte sich die Hände an ihrem blauen Hosenanzug ab.
    »Nervös ist nicht das richtige Wort«, antwortete Guff. »Ich würde sagen, ›außen ruhig, innen aufgelöst trifft es am besten.«
    »Was haben Sie denn erwartet? Mein Job steht auf dem Spiel.«
    »Denken Sie nicht an Ihren Job. Was jetzt viel wichtiger ist: Wissen Sie noch, was wir besprochen haben?«
    »Sicher. Sie stellen mich vor; ich tue ihr schön; sie rückt den Fall raus.«
    »Genau.« Guff öffnete die Bürotür und trat auf den Flur hinaus. »Dann mal los.«
    Hinter einem Wust aus Papieren verschanzt, saß Evelyn Katz an ihrem kleinen Eichenschreibtisch am Empfang. Da sie wusste, dass die SB As normalerweise gegen zwei vom Mittagessen zurückkamen, arbeitete sie auf Hochtouren – sie registrierte die neu eingegangenen Festnahmeprotokolle und machte sie für die Verteilung fertig.
    »Hi, Evelyn«, sagte Guff, als er auf ihren Schreibtisch zusteuerte. »Wie geht’s, wie steht’s?«
    »Kenne ich Sie?«, fragte Evelyn Katz.
    »Ich bin Guff – einer der PVAs von nebenan. Ich habe für Conrad Moore gearbeitet und wollte Ihnen nur mal meinen neuen Boss vorstellen.« Als Sara auf Evelyn Katz’ Schreibtisch zu trat, sagte Guff: »Das ist Sara Tate. Sie fängt heute hier an. Es ist ihr erster Besuch im ECAB.«
    »Schön für Sie beide.« Evelyn wandte ihre Aufmerksamkeit wieder den Formularen auf ihrem Schreibtisch zu.
    Bevor Guff ein weiteres Wort sagen konnte, ging die Bürotür auf, und ein Mann in einem olivgrünen Anzug kam mit einem dünnen Stoß Festnahmeprotokolle herein.
    »Noch mehr?«, fragte Evelyn Katz.
    »Das ist erst der Anfang«, sagte der Mann und verließ den Raum wieder. »Bis gleich.«
    Als die Tür zuging, legte Evelyn Katz die Formulare in die Ablage mit Eingängen und fuhr, ohne Sara und Guff Beachtung zu schenken, mit ihrer Arbeit fort.
    Nun wandte sich Sara nach einem kurzen Blick auf Guff an die Empfangsdame: »Entschuldigen Sie bitte, wenn ich störe. Es ist nur, ich bin neu hier und –«
    »Warum hören Sie eigentlich nicht zu?« Evelyn Katz legte ihren Hefter beiseite. »Ich weiß, Sie sind neu hier, und ich weiß, Sie wollen einen guten Fall, aber ich kenne Sie nicht. Wenn ich Sie also bevorzugt behandle, benachteilige ich eine ganze Menge Leute, die
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