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Der Fall

Titel: Der Fall
Autoren: Brad Meltzer
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nach Spanien zu holen, vor kurzem einige bislang glatt asphaltierte Teile der Innenstadt hatten aufreißen und mit einem authentischeren und touristenfreundlicheren Kopfsteinpflaster versehen lassen. Daraufhin hatten Jared und seine Teamkameraden monatelang in den gröber gepflasterten Vierteln New Havens trainiert, und die Mannschaft Yales hatte sämtliche Langstreckenwettbewerbe dominiert.
    Jareds Beziehung zum Laufen war logisch, rational, pragmatisch – er sah darin eine körperliche Aktivität, die er dazu nutzen konnte, seine zerebralen Fähigkeiten zu verbessern. Diese intellektuelle Herausforderung war es, die ihn weiter die Auseinandersetzung suchen ließ, und diese intellektuelle Herausforderung war es, die ihn zur Juristerei hinzog. Bis er sein Jurastudium abgeschlossen hatte, hatte er seinen Ehrgeiz von Querfeldeinrennen auf eine Karriere als Anwalt verlagert.
    »Darf ich Sie was fragen?«, sagte Jared, den Blick immer noch auf das Telefon geheftet. »Was das Akquirieren neuer Mandanten angeht – bringe ich es einfach nicht, oder ist es wirklich so verdammt schwer?«
    »Was hat Sara dazu gesagt?«, fragte Kathleen.
    »Sie meinte, es wäre schwer.«
    »Und was denken Sie?«
    »Ich glaube, ich bringe es nicht.«
    »Mehr brauche ich nicht zu hören – ich verweigere die Aussage.«
    Jared blickte auf. »Warum machen Sie das eigentlich immer?«
    »Jared, wissen Sie noch, was letztes Mal passiert ist, als ich anderer Meinung war als Sie? Sie wollten wissen, was Sie Ihrer Mutter zum Geburtstag schenken sollten – Sara und ich sagten, Duftseifen und ein Schaumbad; Sie sagten, einen Blumenstrauß. Und hinterher haben Sie uns beide total verrückt gemacht, weil Sie jede Frauenzeitschrift gekauft und mindestens eine Woche damit verbracht haben, uns zu beweisen, dass wir nicht recht hatten. Und dann, als Sie endlich überzeugt waren, dass Sie selbst etwas so Lächerliches beweisen könnten wie die Frage, was man jemandem zum Geburtstag schenkt, haben Sie immer noch keine Ruhe gegeben, sondern mussten uns auch noch beide zu Ihrer Ansicht bekehren.«
    »Aber wenn ich nun mal recht hatte! Schaumbäder waren passé. Zumindest in diesem Jahr.«
    »Das ist doch …« Sie verstummte. Es stand ihr nicht zu, ihn zurechtzuweisen. Deshalb fuhr sie schließlich fort: »Wenn es um die Arbeit geht und um das Recht und einen wichtigen Fall, finde ich es gut, wenn Sie so gründliche Recherchen anstellen. Aber wenn es um meine persönlichen Ansichten geht, möchte ich nicht gern einem Kreuzverhör unterzogen werden.«
    »Also geben Sie mir Recht, dass Sara –«
    »Bitte, Jared, hören Sie auf, an jedermanns Rat herumzukritteln. Sara kann sehr gut mit schwierigen Problemen umgehen. Sie weiß, was sie tut, und sie kennt Sie.«
    »Okay, das heißt also, Sie denken wirklich –«
    »Das einzige, was ich wirklich denke, ist, dass Ihre Frau eine clevere Frau ist. Und da ich auch selbst nicht auf den Kopf gefallen bin, sehe ich keinen Grund, mich einzumischen. Und wenn wir jetzt bitte dieses Thema lassen und uns wieder dem Fall zuwenden könnten?«
    »Ich weiß, Sie haben ja recht«, sagte Jared mit einem weiteren Blick auf das Telefon.
    »Wann hat er anrufen wollen?«, fragte Kathleen.
    »Vor zwanzig Minuten. Es ist mir egal, wenn er etwas später dran ist – ich hätte die Informationen nur gern, bevor Hartley aufkreuzt.« Jerry Hartley war der Anwalt der Gegenseite in einem Prozess, in dem Rose Microsystems der sexuellen Diskriminierung beschuldigt wurde. Rose Microsystems war einer von Jareds größten Mandanten, und obwohl Hartleys Argumentation auf ziemlich schwachen Beinen stand, wusste Jared, dass Diskriminierungsfälle immer eine heikle Angelegenheit waren.
    »Und wie sieht Ihre Strategie aus?«, fragte Kathleen.
    »Unter den gegebenen Umständen darf ich es auf keinen Fall zulassen, dass der Fall vor Gericht kommt. Ich muss unbedingt einen Vergleich erzielen.«
    »Und wenn Hartley nicht mit sich handeln lässt?«
    »Alle Anwälte lassen mit sich handeln. Wir müssen nur Barrow finden.«
    »Er mag ja Ihr Lieblingsermittler sein, aber der Kerl ist wie vom Erdboden verschluckt. Allein in den letzten fünfzehn Minuten habe ich ihn in seinem Büro, in seiner Wohnung und auf seinem Handy angerufen, ich habe ihn angepiept und angefaxt. Ich würde ihm sogar eine Brieftaube schicken, aber dazu müsste ich erst mal wissen, wo er sich gerade aufhält.« Kathleen öffnete den Aktenordner, den sie im Arm hielt. »Vielleicht sollten wir
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