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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste
Autoren: Horus W. Odenthal
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genauer Kontrolle des Zirkels. Doch auch so zeigten sich die schädlichen Folgen der Magie, nicht zuletzt in dem Magiertyrannen Perkantheron. Das bestätigte uns darin, den Pakt zu erneuern und eine erneute Klärung der Dokumente zu betreiben.“
    Klärung der Dokumente? Nach alldem wagte es Cenn-Vekanen noch ein Wort zu benutzen, das so die Tatsachen pervertierte? Das eine Säuberung der Dokumente, eine Fälschung als etwas Wertfreies, sogar als etwas Gutes darstellte? Wenn es wirklich darum ging jetzt die Wahrheit offenzulegen, durfte es so etwas nicht geben.
    „Werden wir Zugang zu den Apokryphen erhalten?“, rief Darachel in die Halle hinein.  
    Cenn-Vekanens Kopf zuckte bei dem Ruf herum, fing mit seinem Blick Darachels Gesicht ein.
    „Zu welchen genau?“
    „Zu allen“, rief Darachel zurück. „Nicht nur zu denen, die sich in den öffentlich zugänglichen Regalen unserer Bibliothek finden.“
    Trotz seines Zustandes zog sich Cenn-Vekanens Miene im Ausdruck des Zorns zusammen. Ja, sollte er nur wissen – wenn er das nichts längst schon tat –, dass sie im geheimen Raum der Apokryphen gewesen waren. Das gehörte zu der Offenheit, die ein wirklicher Neuanfang forderte.
    Darachel sah, dass Cenn-Vekanen zu einer heftigen Erwiderung ansetzte, doch Cianwe-Gauchainen schnitt ihm schon vorher das Wort ab.
    „Der Pakt und alles, was damit zu tun hat, wird offengelegt werden“, sagte er bestimmt zu Cenn-Vekanen hin. „Er wird in den Hierarchien neu verhandelt werden müssen. Weil auch jeder von uns für sich eine Entscheidung treffen muss. Alle Ninraé werden in Kenntnis der Lage eine neue Entscheidungsfreiheit über ihren Weg erhalten.
    Damals“, fuhr er mit Seitenblick zu Cenn-Vekanen hin fort, „mag der Pakt eine richtige Entscheidung gewesen sein. Aber die Zeiten ändern sich. Nach dem Angriff Anaudragors auf Himmelsriff und allem, was in seinem Zuge geschehen ist, kann seine Selbstverständlichkeit nicht mehr aufrecht erhalten werden. Er kann nicht mehr als etwas gelten, was einmal verfolgt und nicht mehr in Frage gestellt wird.
    Viankhuans Schicksal zeigt uns, dass wir zunächst einmal offen mit Magie umgehen müssen. Dass jeder frei und in Kenntnis der Wahrheit über seine Haltung dazu entscheiden muss.
    Einige von uns“, – Cianwe-Gauchainen sah zu ihrer Gruppe herüber –, „haben sich schon, ohne den Pakt zu kennen, von dessen Wegen abgewandt. Wir wollten eine Entscheidung darüber treffen, was mit ihnen geschehen sollte. Anscheinend hatten dabei nicht alle von uns Enthravanen die gleichen Motive. Einige von uns, die Mitglieder des Zirkels, hatten Kenntnis des Pakts und lenkten diese Entscheidung, um die Einhaltung des Paktes zu wahren.  
    Heute zeigt sich, dass für diese kleine Gruppe, über die entschieden werden sollte, das gilt, was für uns alle gilt.“
    Cianwe-Gauchainen verstummte, und sowohl im Kreise der Enthravanen als auch in der ganzen Halle kehrte einen Stille ein, als würde alles den Atem anhalten.
    „Die Aszension ist nicht mehr selbstverständlich. Jeder muss für sich darüber entscheiden.“
    Diesmal gab es kein Gemurmel, keine hörbare Reaktion, welche die Menge der Anwesenden spaltete. Nur atemloses, erwartungsvolles Schweigen.
    „Welche Möglichkeiten haben wir jetzt?“ Cianwe-Gauchainen wandte sich zu den anderen in der Mitte der Halle hin. „Wir als Enthravanen haben in dieser Frage die Webungsstränge in den Prägemustern unserer Gemeinschaft untersucht. Wir sehen drei generelle Wege, zu denen die Mitglieder in Reaktion auf den Schock durch das Geschehene hinneigen.
    Der erste Weg ist, die Aszension zu beschleunigen. Vielen zeigt, was mit uns geschehen ist, dass wir nicht mehr in diese Welt gehören, dass sie uns Schmerzen zufügt, die nicht mehr die unseren sind. Dass dies kein Platz mehr für uns ist. Dass hier kein Heilen mehr für uns möglich ist. Ihr Weg wäre, das Verlassen dieser Welt durch eine Intensivierung der Arbeit an der Aszension zu verstärken, um früher diese Welt verlassen zu können und in die Geisterreiche fortzugehen.  
    Der zweite Weg ist, aufgrund der Ereignisse, aufgrund des Schocks den sie uns zugefügt haben, in dieser Welt zu verbleiben. Die diesen Weg gehen, mögen glauben, dass dies uns gezeigt hat, dass für uns der Zeitpunkt für die Aszension noch nicht gekommen ist. Ich kann nach all dem die Motive dafür verstehen. Sie können vielfältig sein; ich will sie hier nicht ausbreiten. Ob dieser Weg die Erforschung der Magie
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