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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste
Autoren: Horus W. Odenthal
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Großteil der Rufe und des Keuchens kam von dorther.
    Sechs Paare standen in einem Übungsduell miteinander. Bruc trainierte gerade gegen Lhuarcan. Er sah ihnen eine Weile zu.
    Sie kreisten umeinander, dann plötzlich trafen ihre hölzernen Übungsschwerter in einer Serie harter, akzentuierter Knalle aufeinander. Bruc schnaufte in den Pausen ihrer Aufeinandertreffen durch die Zähne, hart und forciert.
    Sie legten sich mächtig ins Zeug. Man spürte eine Härte und den Ehrgeiz sein Bestes zu geben. Bruc war von Anfang an ein talentierter Schüler gewesen. Aber Lhuarcan ließ nicht zu, das dieser seine Größe als einen Vorteil nutzte, griff ihn immer wieder blitzschnell an und zeigte sich einfallsreich, was die Kombination an Zügen anging.  
    Sie waren gut, sie lernten.
    Er ging weiter, sah, wie Béal schweißüberströmt aus einem Durchgang mit seiner Trainingspartnerin Sekainen herauskam, ihn sah und grimmig grinste.
    „Was ist, Auric, willst du es einmal mit mir versuchen?“, rief Béal ihm zu.
    „Warum nicht?“ Sekainen trat zu Auric herüber, reichte ihm sein Übungsschwert mit einem kecken Blick unter gesenkten Wimpern, leicht schräg gelegtem Kopf und einem feinen Lächeln um die Lippen. Er nahm es, wog es, machte einen prüfenden Streich durch die Luft. Dann nahm er Béal gegenüber Aufstellung, und sie verbeugten sich knapp gegeneinander.
    Er ließ Béal den ersten Angriff, und der kam hart und ohne Zögern. Die hölzernen Übungsschwerter klapperten gegeneinander wie Storchenschnäbel in einem Balzkampf.
    Sie gingen in eine lange Kombination von Attacken und Abwehr, bewegten sich schnell über den Steinboden, mal in diese, mal in jene Richtung. Auric öffnete ihm eine Möglichkeit der Attacke. Béal nahm nicht an, blieb bei seinem harten, bedrängenden, sicheren Kurs des Angriffs. Er hatte die Möglichkeit einer Finte erkannt. Noch vor kurzem wäre er bedenkenlos das Risiko eingegangen. Und hätte einen Treffer eingesteckt.
    Inzwischen war viel geschehen. Béal war in echten, ernsten Kämpfen gewesen, mit scharfen Klingen. Er hatte Gegner getötet. Er wusste, was es war, das sie hier taten. Dass es sich hier nicht um eine besondere Art von Tanz handelte.
    Eine neue Art von Härte war in ihr Training eingekehrt. Noch immer waren die Ninraé weit entfernt von den hartgesottenen Veteranen der Sechzehnten. Gegen die wirkten sie noch immer wie eine Gruppe von Studierenden. Aber ihr Waffentraining hatte etwas von seinem Spielerischen verloren.
    Béal war ein guter Gegner. Er hatte es gemeistert, Bewegungen und Abläufe der ninraidischen Schule des Schwertkampfes aufzugreifen und in einen härteren und pragmatischeren Kampfstil zu überführen. Er brachte Auric zwar nicht in ernste Bedrängnis, aber er brachte ihn zum Schwitzen.  
    Der Schweiß lag ihnen beiden wie ein feiner Film auf der Haut, den die Morgenbrise, die um die Zinnen Himmelsriffs wehte, rasch trocknete.
    Darachel saß abseits auf einem Vorsprung der Mauer und sah dem Kampf zu. Er hatte gerade einen Trainingsgang beendet und gönnte sich eine Pause. Sein Blick wandte sich von dem Einzelkampf ab und übersah die Szene im Hof.
    Ihre Zahl war gewachsen.
    Nach dem Angriff Anaudragors auf Himmelsriff und der Raserei des Drachenblutrauschs hatten sich viele aus ihrer Gemeinschaft de Neuen Rings sich von ihnen abgewandt. Für sie war der Schock des Tötens und Mordens zu viel gewesen. Er hatte ihnen grausam vor Augen geführt, was ihr Tun, ihr Training bedeutete. Sie hatten erschüttert von den Bildern, die seither durch ihre Seele geisterten, den Weg der Gemeinschaft des Neuen Rings verlassen.
    Aber, nachdem das, was sie taten, öffentlich geworden war und nicht mehr der Geheimhaltung und Ächtung unterlag, hatten viele andere ihrer Gemeinschaft den Weg zu ihnen gefunden. Zwar befanden sich die, welche weiterhin die Aszension verfolgten noch immer in der deutlichen Überzahl – und so sollte es auch sein –, aber die, welche sich wieder dieser Welt zuwandten, bildeten eine der Fraktionen von Himmelsriff. Sie waren eine der legitimen Gemeinschaften, die sich in Himmelsriff nach den schrecklichen Vorfällen herausgebildet hatten, auch wenn ihre Zahl dem Anteil nach klein war.  
    Darachel hatte, nachdem das Geschehen in Himmelsriff nach außen gedrungen war, eine Botschaft an die anderen Festen der Ninraé ausgesandt, sie in die ephemeren Prägeschleier für alle klar erkennbar und einsehbar geschrieben. Er hatte die, die gleichen Geistes waren,
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