Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste
Autoren: Horus W. Odenthal
Vom Netzwerk:
einschließt oder nicht, wird jeder, der sich für ihn entschließt, selber entscheiden müssen.
    Für andere ist eine Entscheidung für einen dieser Wege bedeutungslos. Sie wollen und müssen zunächst einmal heilen. Und so ist das der dritte Weg. Die Heilung.
    Auch Himmelsriff wurde verletzt. Cenn-Vekanen sagte es schon: Teile unserer Feste wurden durch die Sekundäreffekte wilder, ungezügelter Magie kontaminiert. Unsere Feste kann also mit ihren verwundeten Bewohnern gemeinsam Heilen. Vielleicht kann das Wirken an der Heilung von Himmelsriff auch ihr eigener Weg zur Ganzheit werden.
    Aber das alles können nur Richtungen sein. Jeder muss sich entscheiden.  
    Jeder einzelne Ninra.“
    Darachel schaute sich in der Halle um. Hatte er das gerade richtig verstanden? Begriffen die anderen, was Cianwe-Gauchainen mit seinem letzten Zusatz meinte?
    „Was heißt das?“, raunte er Auric zu. „Gilt das nicht nur für Himmelsriff? Sondern auch für die Bewohner der anderen Ninraé-Festen? Weißt du etwas aus deiner Unterredung?“
    Auric wandte sich halb zu ihm hin.
    „Mir hat man nichts darüber gesagt. Aber ich weiß eines aus meiner Erfahrung: Die Wahrheit ist zwar teilbar, aber sie lässt sich nicht isolieren, wenn sie einmal nach außen gedrungen ist. Nicht in der Welt der Menschen, erst recht nicht in eurer, mit euren Prägungsmustern, Transienzbindungen, Zwölfschaften, Aspirationsverwandtschaften und was weiß ich noch. Eurem Beherrschen der Wisperschichten. Und mit euren Konklavbindungen. Dieses Netz geht doch über alle eure Behausungen hinweg. Jetzt erst recht.“ Auric zwinkerte ihm zu, fast unmerklich.
    Darachel verstand, was Auric meinte. Wenn er selber es geschafft hatte Konklavsphären aufzubauen, dann konnten es sicher andere auch. Ihre Botschaften untereinander, von Feste zu Feste, wären dann nicht länger auf die ephemeren Prägeschleier beschränkt, das also, was die Senphoren der Menschen in ihrem Halbsehen das Vellinium nannten.
    Nicht nur die Feste Himmelsriff, erkannte er, war von einer großen Veränderung getroffen und überwältigt worden. Das Alte war mit Gewalt zerschmettert worden.  
    Das war eine neue Zeit. Für die Länder der Menschen und für die Ninraé.
    Dort vorne, aus dem Kreis der Enthravanen heraus, im Schatten der neun wie Säulen aufragenden Lichtgestalten der Silaé, sprach jetzt Cinawe-Gauchainen weiter.
    „Viele weitere Fragen ergeben sich aus den Entscheidungen, die uns allen abgefordert werden. Wie wollen wir weiter leben? Wo wollen wir leben? Himmelsriff ist eine große Feste, aber ist sie groß genug für Ninraé, die sich zu so vollständig voneinander verschiedenen Wegen entschlossen haben? Können wir miteinander leben? Die, welche die Aszension anstreben und jene, die sich dagegen entschließen und in dieser Welt verbleiben wollen.“
    Himmelsriff hat viele Räume , dachte Darachel. Viele sind leer und unbenutzt. Warum sollte das nicht möglich sein? Und unsere Zahl hat sich durch all die Toten verringert.
    Oder forderten die Toten nur umso mehr Raum?  
    Forderte vielleicht auch ein neuer Weg Raum?
    Es musste sich zeigen.

Ninragon

    Auric sah mit Befriedigung der Aufstellung der Ninraé zu, die sich im perfekten Einklang miteinander bewegte. Sie führten ihre Schwerter mit absoluter Präzision durch den besprochenen Ablauf der Züge, ein Karree von Ninraé in ihren schlichten, grauen Trainingsgewändern, das synchron in energischen Bewegungen vorrückte, seitwärts wanderte, je nachdem, wie es die Schrittfolge der Warten und Hiebe vorgab. Ihre langen Schatten fielen den Einklang ihrer Bewegungen unterstreichend auf die glatten Steine des Hofes.
    Es war früher Morgen, und die Sonne war erst eine Handbreit über den Rand der Landbruchklippe gestiegen. Der Tag versprach heiß zu werden, jetzt wo sich der Frühling zum Sommer wandte, und so hatten sie die Kühle der frühen Stunden genutzt.  
    Der Hof, den sie für ihr Training ausgewählt hatten, lag zur Spitze von Himmelsriff hin, der Ebene abgewandt, von drei Seiten von Gebäudemauern eingeschlossen, an der vierten durch eine schulterhohe Mauer zum Abgrund hin begrenzt, und so hallten die Rufe, die Laute der Anstrengung im freien Raum zwischen den Türmen und Bastionen von Himmelsriff und den Felsen der Landbruchklippe wieder, vermischt mit dem Krächzen der Krähen, die von den Aufwinden der Kluft getragen dort ihre Kreise zogen.  
    Auric ging hinüber zu dem Bereich, wo die Übungskämpfe stattfanden. Ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher