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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn
Autoren: Richard Schwartz
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nicht, dass Emlich Trompete spielen kann«, sagte sie leise, als der Sergeant vortrat und das Horn ansetzte.
    »Kann er auch nicht«, gab Bosco zu. »Aber er versprach, sich zu bemühen …«
    Nun, das hatte er getan, dachte Lorentha lächelnd, als Hein die Kutsche vor Raphanaels Haus anhielt. Ihre Ohren würden es so schnell nicht vergessen. Aber es war die Geste, die zählte … und, verdammt, sie hatte schon wieder feuchte Augen.
    Und einen Kutscher, dem das nicht entging.
    »Ich weiß, dass ich Euch riet, zu gehen«, meinte der alte Hein grimmig. »Aber das war damals. Jetzt ist es anders. Ihre Gnaden wird heute Abend zurückerwartet, sie wird ebenfalls in Euch dringen, es Euch noch einmal zu überlegen.«
    »Danke«, sagte sie, von der Fürsorge des Kutschers erneut überrascht. »Aber es geht nicht anders. Nur dieser letzte Besuch noch … dann geht es zum Hafen.«
    »Sehr wohl, Baroness«, sagte er leise. »Ich werde hier auf Euch warten.«
    »Wie geht es ihm?«, fragte Lorentha sanft, als sie auf leisen Sohlen Raphanaels Zimmer betrat. Seine Schwester, die neben dem Bett saß, schaute mit erschöpften Augen zu ihr auf, sie war ihm in den letzten zwei Tagen nicht von der Seite gewichen.
    »Es geht ihm besser«, meinte sie dann. »Ich habe alle Brüche richten können, und die meisten Wunden verheilen gut. Auch wenn ich manchmal dachte, es würde meine Kräfte überfordern.«
    Lorentha nickte langsam, als sie an das Bett herantrat, auf dem Raphanael still und bleich und scheinbar leblos lag.
    Sie erinnerte sich daran, wie sie dort auf dem Tempelplatz zusammen auf den kalten Platten gelegen hatten, während Larmeth die stählernen Krallen des Falken aus ihren Armen gezogen hatte. Sie waren mit dem Gesicht zueinander gefallen, und sie lagen nahe genug beieinander, sodass sie ihn verstehen konnte, auch wenn bei jedem Wort Blut aus seinem Mund gequollen war.
    »Du darfst nicht sterben«, hatte sie ihn angefleht.
    »Ich werde … nicht … sterben«, war seine Antwort gewesen. »Und du darfst nicht gehen … ich lasse das nicht zu.«
    Mehr hatte er nicht sagen können, bevor die Ohnmacht ihn übermannte, aber es war genug. Genug, um zu wissen, dass er in diesem Moment schon verstand, was sie tun musste.
    Aber für endlose Stunden hatte es so ausgesehen, als ob er sein eigenes Versprechen nicht hätte halten können.
    So oft hatte sie von Larmeths erstaunlichen Heilungsfähigkeiten gehört, und dennoch war es für Lorentha ein Wunder gewesen, zu sehen, wie sich unter den Händen der Priesterin blutendes Gewebe ihrem Willen fügte und Knochen sich wieder richteten, wo sie gebrochen waren. Und dann, endlich, Stunden später, hatte sich Larmeth erschöpft zurückfallen lassen und das gesagt, worum Lorentha gebetet hatte. »Er wird leben.«
    »Sein linker Arm wird nie wieder so stark werden wie zuvor«, sagte die Priesterin jetzt und schaute die Majorin vorwurfsvoll an. »Musstet Ihr das tun?«
    »Ihr kennt die Antwort«, sagte Lorentha leise und rieb sich ihren eigenen Arm, dort, wo sich die stählernen Krallen des Falken auch in ihr Fleisch gegraben hatten. »Was ist mit Euch?«
    »Die Göttin war mit mir«, sagte Larmeth mit belegter Stimme. »Meine Wunden heilten noch im selben Moment, als sich der Falke in die Luft erhob. Ihr beide habt nicht so viel Glück gehabt. Göttin«, seufzte sie. »Mein armer Bruder … als ich ihn dort liegen sah, dachte selbst ich nicht, dass er noch leben würde. Don Amos hat ihm übel mitgespielt.« Sie sah fast staunend zu der Majorin hin, die nun ihre beste Uniform, aber keine Rüstung trug. »Wie konntet Ihr ihn besiegen?«
    Lorentha zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht genau. Er warf einen Blitz nach mir, ich rannte zu ihm hin, und irgendwie war es, als ob er mir seine Brust hinhielte, also stach ich zu. Ich war selbst überrascht, als er zusammenbrach.« Sie lachte bitter. »Er war es auch.«
    »Solange er tot ist, ist mir alles recht«, meinte die Priesterin grimmig. Sie musterte die Majorin und ihre Uniform und seufzte dann. »Ihr seid gekommen, um Euren Abschied zu nehmen?«
    »Ja«, sagte Lorentha rau. »Mein Vater kommt, mich abzuholen, sein Schiff wird noch heute Abend hier erwartet. Auch Gräfin Alessa wird für heute Abend zurückerwartet, ich hörte, sie will uns nach Augusta begleiten.« Sie beugte sich vor und strich Raphanael sanft über das schweißnasse Haar. »Er sieht so schwach aus«, stellte sie betroffen fest. »Wird er wieder gesunden?«
    »Mein Wort
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