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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn
Autoren: Richard Schwartz
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Reichtümer der Stadt, die Macht, der Titel, ihr war es egal. Sie lehnte ab, bat mich nur, es einzurichten, dass sie den Falken sehen könnte, sie wollte ihn Lorentha zeigen, und da ich einen Priester dort gut kannte, versprach ich ihr, es für sie möglich zu machen.«
    »So weit kann dir niemand einen Vorwurf machen«, sagte Hagenbrecht. »Warum sie töten? Es sollte doch alles bleiben, wie es war?«
    »Lord Visal. Der alte, nicht der neue. Er war ein Loyalist, aber wir verstanden uns recht gut, und wir teilten die Lust auf … nun …«
    »Verschiedene Vergnügungen«, sagte Hagenbrecht, »ich weiß. Marie erzählte mir davon.«
    »Sie wusste es?«, fragte Mergton entsetzt.
    »Sie wusste vieles. Nur nicht, dass ihr Freund ein Mörder war. Was war mit Visal?«
    »Ich trank zu viel an einem Abend«, gestand der Graf und zuckte verlegen mit den Schultern. »Und habe wohl auch zu viel erzählt. Er sah eine Möglichkeit für sich darin. Sein Anspruch auf Aryn ist tatsächlich rechtens.«
    »Lorentha ist der Erbe«, sagte Hagenbrecht ungerührt.
    Der Graf zuckte mit den Schultern. »Sie hätte es abgelehnt, genau wie Evana es tat.«
    »Du kannst dir denken, wie egal es mir ist, ob Visals Anspruch rechtens war«, meinte Hagenbrecht ärgerlich. »Was geschah dann?«
    »An dem Abend, an dem er wusste, dass ich mich mit Evana treffen wollte, heuerte Visal fünf Mörder an, sie sollten Evana erschlagen. Als ich davon erfuhr, war es fast zu spät, ich wollte ihr zu Hilfe eilen, aber als ich ankam, war es schon vorbei, sie hatte den Kampf bereits für sich entschieden. Erst schien es, als schöpfe sie keinerlei Verdacht, aber dann fiel ihr wohl ein, dass nur ich wusste, wo sie an dem Abend sein würde, ich sah es in ihren Augen … und irgendwie löste sich der Schuss. Ich wollte es nicht, Karl, aber ich sah keine andere Möglichkeit.«
    »Und Lorentha? Was war das für ein Spiel mit ihr?«, fragte Hagenbrecht hart.
    »Das?« Der Graf zog ein Tuch aus seinem Wams und tupfte sich die Stirn ab, ließ es scheinbar achtlos über Buch und Waffe fallen. »Sie kam nur ein paar Tage zu früh und platzte mitten in die Verschwörung hinein. Dazu kam noch, dass ein blöder Priester den Diebstahl des Falken bemerkte. Ich wusste, dass sie Evanas Mörder suchen würde, aber ich konnte sie nicht auch noch töten. Der Ball war nur dafür, dass man sie sah und auf sie reagierte, und ich präsentierte ihr Angardt dann als Mörder. Sie war zu schlau, also gab ich vor, auch nicht darauf hereinzufallen. Die anderen wollten sie tot sehen, doch ich sprach mich dagegen aus, schlug vor, sie und diesen Lord aus der Stadt zu locken. Ich wollte nicht, dass Lorentha etwas geschah, das kannst du mir glauben.«
    »Seltsamerweise glaube ich dir das tatsächlich«, sagte Hagenbrecht.
    Und wartete.
    Der Graf griff theatralisch in seine Weste, als ob er das Tuch dort suchen wollte, erinnerte sich dann daran, wo es lag und griff nach dem Tuch … und seiner Pistole.
    Er lächelte verlegen. »Den Rest …«
    »… kann ich mir denken«, sagte Hagenbrecht und drückte ab.
    Er trat näher an den Grafen heran, der zusammengesunken in seinem Sessel saß und ihn mit weiten Augen ansah, noch während ihm die Pistole aus den kraftlosen Händen fiel.
    »Ich habe vergessen, wie gut du schießen kannst«, brachte Mergton hervor und sah an sich herab, dort, inmitten einer blütenweißen Weste, klaffte ein schwarzes Loch, aus dem nur langsam sein Herzblut quoll, da das Herz schon nicht mehr schlug.
    »Ja«, nickte Lorenthas Vater. »Irgendwie vergisst man mich zu leicht.«
    »Ich habe sie geliebt«, flüsterte der Graf.
    »Hast du nicht. Das war nur deine größte Lüge, du hast sie selbst geglaubt.«
    Hagenbrecht wartete, aber der Graf sagte nichts mehr. Hinter ihm klopfte es an der Tür.
    »Herein.«
    Respektvoll kam der Kapitän des kaiserlichen Kurierschiffs herein und warf einen kurzen Blick auf den toten Grafen.
    »Hier«, sagte Hagenbrecht und reichte dem Mann einen schweren Beutel. »Ihr werdet alles wie versprochen vorfinden. Erledigt nun auch Euren Teil.«
    »Ja, Herr«, sagte der Kapitän unterwürfig und wog den schweren Beutel in seiner Hand. »Im Logbuch wird stehen, dass der Graf bei einem Spaziergang an Deck über ein Seil gestolpert ist und über Bord ging, bevor ihm jemand helfen konnte. Niemand wird etwas anderes berichten.«
    »Gut«, nickte Hagenbrecht und ging zur Tür.
    »Habe ich helfen können?«, fragte der Kapitän hoffnungsvoll. Hagenbrecht
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