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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao
Autoren: Lynda S. Robinson
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Salbe in sich auf. Meren drehte sich zu dem jungen Mann um, als dieser sich auf den König zubewegte, um die Salbe auf dessen Hände und Nacken aufzutragen. Teti hielt den kleinen Topf in einer Hand, tauchte einen kleinen Elfenbeinlöffel in die Salbe und streckte die Hand nach dem König aus. Meren schnüffelte. Es roch nach Myrrhe und Kräutern. Myrrhe und Kräuter.
    Mit einem Schrei taumelte Meren vorwärts und schlug Tetis Hand beiseite. Der Diener fiel zurück. Der Topf flog aus seiner Hand, und zerbrach auf den Ziegeln, die den künstlichen Teich umgaben. Auf der anderen Seite des Teichs sprang Sa, der Leopard, auf die Füße und bewegte sich in großen Sprüngen auf sie zu. Der König war von seiner Liege aufgesprungen, als Meren sich zwischen Tutenchamun und Teti geworfen hatte.
    »Meren! Seid Ihr von Sinnen?«
    Wachen eilten zu ihnen, sogar als der König sprach. Meren schob den König beiseite, so daß er mit seinem Körper Tutenchamun vor dem Diener schützen konnte und er deutete auf Teti.
    »Ergreift ihn.«
    Sa kam hinzu und schlängelte sich um die Beine des Königs. Teti keuchte, als zwei Männer seine Arme ergriffen und ihn auf die Knie hoben. Er warf verwirrte Blicke von seinen Wachen zu Meren.
    »Ihr verängstigt ihn«, sagte der König, als er hinter Meren hervor auf den jungen Mann schaute.
    »Einen Augenblick, Euer Majestät.«
    Als Meren sicher war, daß der Diener sich in Gewahrsam befand, ging er zum Ufer des Teichs und hob ein Stück des zerbrochenen Obsidiantöpfchens auf. Er nahm ein hinuntergefallenes Palmenblatt, zerriß es und setzte das Stück so darauf, daß seine Haut nicht mit der Salbe in Berührung kam. Er ließ sich eine Lampe bringen, nahm sie dem Wachmann ab und las die auf dem Fragment eingravierte Inschrift. Seine Lippen preßten sich zusammen, dann fluchte er leise.
    Er kehrte zum König zurück und überreichte Tutenchamun das Palmenblatt und die Scherbe. Er hielt die Lampe so, daß der König die Inschrift entziffern konnte.
    Der König las sie, und reichte das Blatt an Meren zurück.
    »Ich verstehe nicht. Die Salbe stammt aus dem Schatz des Gottes Amun.«
    »Dies ist Qeres, Euer Majestät.«
    »Ist das nicht die Salbe – «
    »Die Salbe, nach der es die Große Königliche Frau gelüstete.«
    »Ankhesenamun«, sagte der König.
    Beide betrachteten schweigend den weinenden Teti. Tutenchamun hielt Meren zurück, als sich dieser dem Diener nähern wollte.
    »Laßt mich. Er ist verängstigt und versteht nicht.«
    Der König entließ die Wachen und ging zu Teti, der auf die Knie fiel und seine Wange auf den Fuß des Königs legte. Der König kniete nieder und hob seinen Diener hoch. Während Meren sie beobachtete, führten sie durch Handzeichen eine stumme Unterhaltung. Tutenchamun deutete mehrmals auf den zerbrochenen Salbentopf.
    Als er fertig war, legte der König seine Hand auf Tetis Schulter. Der Diener begann erneut, zu weinen, aber er küßte den Rocksaum des Königs. Dieser tätschelte dem jungen Mann beruhigend die Schulter und schickte ihn fort.
    Tutenchamun kehrte zu Meren zurück. »Er weiß nur wenig. Es ist so, wie ich angenommen habe. Der oberste Badeaufseher ist verantwortlich dafür, daß meine Salben und Öle jeden Tag an ihrem Platz sind. Die Tablette mit den Töpfen wurden heute morgen überprüft und aus der königlichen Vorratskammer ergänzt. Dieser Topf war zu diesem Zeitpunkt zum ersten Mal mit dabei.«
    Meren senkte die Stimme, so daß nur der König ihn verstehen konnte. »Majestät, die Königin ließ sich vor nicht allzu langer Zeit Qeres aus der Schatzkammer kommen. Und im Palast gibt es von dieser Salbe keine Vorräte mehr.«
    »Sollte ich jetzt erstaunt sein?«
    »Nein, Göttlicher. Aber wir sollten dem goldenen Horus dafür danken, daß die Königin so viel Pech hat. Wenn ich im Zusammenhang mit dem Mord im Tempel des Anubis keine Nachforschungen angestellt hätte, hätte ich die Qeres -Salbe niemals erkannt.«
    »Sie ist vergiftet.«
    »Vielleicht. Ich nehme es an. Sie riecht bitterer als sie sollte.«
    Der Leopard des Königs gähnte und verschwand. Tutenchamun verfiel in Schweigen. Er und Meren betrachteten das Muster, das die tanzenden Mondstrahlen auf der Oberfläche des künstlichen Teichs malten.
    »Also wieder die Königin«, sagte Tutenchamun leise.
    »Vielleicht auch nicht.«
    »Nicht?«
    Meren zuckte die Achseln, als er neben dem König stand. »Die Salbe stammt aus dem Schatz des Amun.«
    »Aber es ist absurd, mir Gift in einem
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