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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao
Autoren: Lynda S. Robinson
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auf dem Brot und Wein standen, stellte es ab und nahm Remi auf den Arm.
    »Sag deinem Vater und dem Herrn gute Nacht«, forderte sie Remi auf.
    Das Kind sprang von Mutemwias Arm herunter, schwankte und machte dann eine unsichere Verbeugung.
    »Ich wünsche dir einen friedvollen Schlaf.«
    Meren versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken, als Kysen dieses höfische Benehmen feierlich erwiderte. Er nickte dem Knaben zu.
    »Eine schöne Verbeugung, Remi.«
    Der Junge grinste, dann brüllte er erneut und watschelte aus dem Zimmer.
    Meren zog einen Schemel neben das Bett und setzte sich an Kysens Seite nieder. Er goß Wein für sich selbst ein, aber Kysen lehnte ab, er sagte, daß der Arzt ihm verboten hatte, in den nächsten beiden Tagen etwas anderes als Wasser zu trinken. Sein Bett stand ebenso wie Merens Bett unter einem Baldachin, das zierliche und vergoldete Bettgestell befand sich auf einem Podest. Er lehnte sich in seine Kissen zurück und betrachtete die zarten Vorhänge, die an dem Rahmen befestigt waren und sich nun in der Abendbrise, die durch die auf die Terrasse und den dahinterliegenden Garten führenden Türen drang, bauschten.
    »Hat sie dir die ganze Wahrheit gebeichtet?« fragte er Meren.
    »Das meiste, glaube ich.«
    »Dann sag mir, wie ist es dem armen, verängstigten Woser jemals gelungen, Hormin zu töten?«
    Meren seufzte und schwenkte den Wein in seinem Bronzekelch. »Nur Woser und der Arbeiter waren in dem Grab, als Hormin darauf bestand, eine weitere Kammer in den Felsen zu hauen. Als sie auf jenes Grab stießen, wollte Woser es sofort wieder versiegeln, aber Hormin überzeugte ihn davon, daß sie einen Zauber benutzen konnten, um sich selbst zu schützen, während sie es plünderten. Sie begannen mit dem Körper, rissen die Amulette und magischen Zeichen herunter, die den Besitzer vor Schaden bewahren sollten.«
    »Woser lebte in ständiger Angst vor Geistern und Dämonen«, sagte Kysen. »Er schien zu glauben, daß sie ihre schrecklichsten Strafen für ihn allein reserviert hatten.«
    »Ja, und obwohl sie versuchten, die Rache des Toten zu verhindern, fürchtete Woser seinen Zorn. Hormin, mit seinem gewohnten Mangel an Mitleid und seiner Vorliebe dafür, diejenigen zu quälen, die schwächer waren als er selbst, verhöhnte Woser wegen seiner Ängste. Er neckte ihn damit, daß der tote Prinz sein Grab verlassen und Woser verfolgen würde. An dem Tag, da er Beltis zur Besichtigung des Grabes und seines geheimen Schatzes mitnahm, hörte sie, wie er Woser mehr als einmal verspottete.«
    Kysen rollte mit den Augen. »Das war ausgesprochen dumm, da er Woser doch brauchte, um ihm beim Verstecken der Schätze zu helfen, nachdem sie sie gestohlen hatten. Sie verstauten sie in Wosers Familiengrab, nicht wahr?«
    Meren nickte, als er ein Stück Brot von einem Laib abriß und hinein biß. Er schluckte hinunter und fuhr fort. »Am Tag, an dem er starb, stritten Hormin und Beltis miteinander, genau wie sie gesagt hatte. Er machte den Fehler, ihr das breite Halsband zu schenken und anzunehmen, daß sie damit zufrieden sein würde. Aber das war sie nicht, und sie gerieten in Streit. Wie üblich floh sie in die Nekropole. Als er ihr dorthin folgte, drohte sie damit, ihn zu verlassen. Um sie zu halten, erlaubte er ihr, sich das alte Grab und seinen Schatz anzusehen. Natürlich blieb sie. Aber Woser wurde immer mehr von der Furcht ergriffen. So sehr, daß er krank wurde.
    Um Beltis zufriedenzustellen, entschloß sich Hormin, ihr ein paar weitere Stücke aus den Grabbeigaben des Prinzen zu schenken. Also befahl er Woser, ihn nachts heimlich im Tempel des Anubis zu treffen und die Salbe, die Beltis bewundert hatte und ein paar goldene Ringe, die die Finger des Prinzen zierten, mitzubringen.«
    »Wir haben im Tempel des Anubis keine goldenen Ringe gefunden.«
    »Weil Woser es nicht über sich bringen konnte, den Leichnam noch einmal anzurühren. Jedesmal, wenn er zu dem Grab ging, litt er Qualen. Er fürchtete, daß der tote Mann ihn jeden Augenblick in die Unterwelt verfrachten konnte. Er war sicher, daß das Tier des Gerichts seine Seele verschlingen würde. Deshalb nahm er nur die Salbe. Beltis erfuhr die Wahrheit von ihm, als sie nach Hormins Tod ins Dorf zurückkehrte. Als Woser in der Balsamierwerkstatt ankam, war Hormin wütend, weil er die Ringe nicht mitgebracht hatte. Mit seinem üblichen Mangel an Urteilsvermögen beschimpfte er Woser als Feigling und Esel.«
    »Wohl kaum ein Grund, ihm ein Messer in den
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