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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao
Autoren: Lynda S. Robinson
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innerlich darauf vorbereitete, Beltis zu sich zu rufen, trat Kysen ein. Er bewegte sich vorsichtig, und in seinem Schlepptau erschien Mutemwia, Remis Kinderfrau. Sie fächelte Kysen mit einem Fächer aus Straußenfedern Luft zu und schüttelte ein Sistrum.
    »Hinaus, hinaus, Dämonen des Todes.«
    Kysen zuckte zusammen, als die kleinen Zimbeln, die an dem Sistrum befestigt waren, erklangen. Er warf Meren einen flehenden Blick zu, so daß dieser in die Hände klatschte, um für Stille zu sorgen. Mutemwia wurde leiser, murmelte aber weiterhin leise Zaubersprüche vor sich hin.
    »Ich bin sicher, daß Kysen deine Besorgnis und Fürsorge zu schätzen weiß, Mut, aber du fügst ihm weitere Kopfschmerzen zu.«
    »Besser ein schmerzender Kopf als einer, der von einem toten Geist besessen ist.«
    »Mut, du kannst deine Zauber- und Bannsprüche in Kysens Schlafgemach aufsagen, aber nicht ihm ins Gesicht.«
    Mut verbeugte sich. »Wie Ihr wünscht, Herr.«
    Nachdem sie gegangen war, stellte Meren seinen Ebenholzsessel vor den Arbeitstisch, legte ein Kissen hinein und deutete darauf. Kysen setzte sich und zog vor Schmerz eine Grimasse. Meren lehnte an seinem Arbeitstisch und beobachtete seinen Sohn. Kysen war blaß, und unter seinen Augen zeigten sich violette Ringe, aber er schien recht zäh zu sein.
    »Wie geht es dir?« fragte Meren.
    »Tausend Dämonen der Unterwelt tanzen auf Trommeln in meinem Kopf.«
    »Du solltest im Bett liegen.«
    »Ich weiß, daß du die Wahrheit aus Beltis herausbekommen mußt, und ich kenne einen Teil der Wahrheit, zumindest genug, um sie zu verunsichern.«
    »Glaubst du nicht, daß all diese Stunden im Kerker sie eingeschüchtert haben?«
    »Um die Wahrheit zu sagen, Vater, ich habe den Verdacht, daß sie die Zeit eher dazu genutzt hat, um sich Lügen auszudenken, die ihre eigene Haut retten könnten. Aber ich bin vielleicht imstande, sie aus der Reserve zu locken.«
    »Nun gut.« Meren ließ Beltis holen und wandte sich wieder Kysen zu. »Ich lasse mich darauf ein, weil du sowieso nicht eher Ruhe finden wirst, bis wir nicht die gesamte Wahrheit herausgefunden haben, und weil ich sichergehen muß, daß die Qeres -Salbe aus diesem Grab stammte und kein Geschenk der Königin oder des Klerus war.« Schnell berichtete er Kysen vom Verrat der Königin und von der Salbe.
    Als er geendet hatte, trat Abu ein und wich zur Seite, um Platz für die Konkubine Beltis zu machen. Ein Wachmann, der hinter der Frau stand, schob sie ins Zimmer und schloß die Tür, während Abu das Schreibzeug von einem Regal herunterholte und sich auf dem Boden niederließ, so daß sein Rock sich fest um seinen Schoß spannte. Auf diese glatte Oberfläche legte er ein Stück Papyrus, tauchte seinen Riedstift in die Schreibpaste und wartete.
    Beltis hatte Abu nicht bemerkt. Sie blickte von Meren zu seinem Sohn und wieder zurück, und sie kaute an der Unterlippe. Meren ließ die Stille sich ausbreiten. Diese Frau hatte Kysen beinahe getötet, und er konnte kaum den Wunsch unterdrücken, sie zu erdrosseln und sie den Geiern und Hyänen in der Wüste zum Fraß vorzuwerfen.
    Zu seiner Befriedigung bemerkte er Schweißtropfen auf ihrer Oberlippe. Sie spielte mit einem Armband an ihrem Handgelenk und machte schnelle, ruckartige Bewegungen. Schließlich brach sie hervor.
    »Woser hat mich gezwungen, mit ihm zu kommen!«
    Meren hob lediglich eine Augenbraue und fuhr fort, sie anzustarren.
    »Es war alles sein Plan«, fuhr sie hastig fort, »vor Tagen hat er es schon geplant. Hormin wollte in seinem Haus der Ewigkeit einen weiteren Raum haben, und als der Arbeiter die rückwärtige Wand einzuschlagen begann, um die Stärke des Felsens zu testen, durchstieß er die Wand, die in ein anderes Grab führte. Aber ich wußte davon nichts, bis Hormin es mir, am Tage bevor er starb, erzählte.«
    Kysen warf Meren einen Blick zu. »Das wenigstens entspricht wahrscheinlich der Wahrheit.«
    Meren klopfte mit den Fingern auf den Arbeitstisch, ignorierte Beltis und dachte nach. »Ich erinnere mich schwach, daß ein Arbeiter kürzlich am Erhabenen Ort in den Tod stürzte.«
    Beltis wandte den Blick von ihm ab, doch er wartete.
    Nach ein paar Minuten war es mit Beltis Ausdauer erneut vorbei. »Hormin sagte mir, daß er Woser veranlaßt habe, ihn zu töten. Er traute dem Arbeiter nicht, und jedenfalls wollte er nicht – «
    »Teilen?« fragte Kysen.
    »Ja.« Aus halbgeschlossenen Augen warf Beltis ihm einen Seitenblick zu. »Aber ich wußte, wie groß die
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