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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao
Autoren: Lynda S. Robinson
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Sünde war, die er begangen hatte. Ich wußte, daß es falsch war, und immer wieder drängte ich meinen Herrn nachzugeben und das alte Grab zu versiegeln. Aber er hörte nicht auf mich. Ich betete Tag und Nacht zu den Göttern, aber er hörte mir nicht zu. Woser mußte Juwelen und weitere kostbare Gegenstände aus dem Grab holen und sie Hormin im Tempel des Anubis übergeben.«
    »Er ging hin, aber er kam nicht mit den Juwelen zurück«, sagte Kysen. »Ihr müßt wütend darüber gewesen sein, als er tot und die Schätze fort waren.«
    »Aber ich habe ihn nicht getötet«, sagte Beltis. Ihr Gesicht strahlte vor Triumph. »Ihr wißt, wer es war. Ich bin unschuldig.«
    Meren lachte und schob sich von dem Arbeitstisch fort. Er ging um Beltis herum und betrachtete ihr schmutziges Gewand und ihre staubigen Haare. Sie schürzte die Lippen. Er wußte, sie hätte ihn am liebsten angespuckt, wagte es aber nicht.
    »Unschuldig am Tode Hormins vielleicht.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte sie.
    »Ich sehe, Ihr habt vergessen, daß Bakwerner und Djaper ebenfalls tot sind.«
    »Ebenfalls von Woser ermordet in seinem irrsinnigen Versuch, seine Schuld zu verbergen«, antwortete Beltis schnell.
    Meren warf Kysen einen Blick zu. Dieser lehnte sich in seinem Stuhl zurück und lächelte Beltis an. Die Frau wurde unruhig, als sie dieses Zeichen der Befriedigung wahrnahm.
    »Vater, weißt du eigentlich, wie aktiv unsere Beltis im Dorf gewesen ist?«
    »Nein«, antwortete Meren. »Erzähl es mir.«
    »Unsere Beltis ist eine Heuschrecke. Sie hüpft von einem Mann zum nächsten. Und sie wollte, daß ich bemerkte, daß sie es tat. Sie protzte mit ihrem Verhältnis zu Useramun, dem Maler, und zu Thesh und Woser. Und dann kam sie zu mir.«
    Meren senkte die Lider, um seine Wut auf die Konkubine nicht zu offenbaren. Der Gedanke, daß diese Frau mit Kysen zu schaffen gehabt hatte, nährte seinen Zorn und seine Abscheu ihr gegenüber.
    »Möglicherweise«, fuhr Kysen fort, »möglicherweise glaubte sie ja, daß ich wie eine gepflückte Lotusblüte in ihren Händen liegen würde, wenn sie einmal mit mir geschlafen hatte. Eine dumme Annahme, aber ihre Erfahrungen sind schließlich begrenzt.«
    »Das sind sie nicht!«
    »Denn nachdem sie gegangen war und ich Useramun und Thesh belauscht hatte, begann ich, über uns alle nachzudenken – über all die, die von der Konkubine bevorzugt wurden.« Kysen zählte die Namen an seinen Fingern auf. »Hormin benutzte sie wegen dem, was er ihr zu bieten hatte. Aber die anderen, Useramun und Thesh, sind äußerst attraktive Männer, jeder auf seine Art. Wenn sie in die Nekropole ging, konnte sie sich mit Männern vergnügen, deren Schönheit viel größer war als die ihres Herrn. Selbst ich sehe besser aus als Hormin.«
    Beltis schenkte ihnen ein selbstgefälliges Lächeln, das bei Kysens nächsten Worten verschwand.
    »Nicht so Woser.«
    Meren lachte, als er bemerkte, worauf Kysens Überlegungen hinausliefen. »Nein, Woser wirklich nicht. Mager, mit einer Habichtsnase und ohne Reichtümer.«
    »Ja«, sagte Kysen. »Wenn du uns in eine Reihe stellen würdest, uns, die wir in ihrer Gunst standen, so würde nur Woser nicht hineinpassen. Ich wußte, daß Beltis Hormin eher aufgrund seines Wohlstandes als aufgrund seines Aussehens schätzte. Sie bevorzugte Useramun und Thesh wegen ihres Aussehens, denn diese beiden hatten ihr keine Schätze zu bieten. Es war nicht zu erwarten, daß Wosers Aussehen sich ändern würde.« An dieser Stelle hielt Kysen inne, um Beltis dabei zu beobachten, wie sie sich den Schweiß aus dem Gesicht wischte. »Vielleicht hatte er etwas anderes zu bieten.«
    »Euer Kopf ist verletzt«, sagte Beltis mit einem verächtlichen Schnaufen. »Das sind Fieberphantasien.«
    »Nachdem mir klar wurde, wie besorgt Ihr um einen Mann wart, den Ihr normalerweise noch nicht einmal in die Nähe Eures Abfallhaufens lassen würdet, entschloß ich mich, Euch etwas näher zu beobachten. Aber letzte Nacht schlüpftet Ihr aus dem Dorf, ohne daß ich Euch bemerkt hätte. Vielleicht ebenfalls mit Hilfe einer Leiter, wie Useramun es tat. Aber ich sah den Maler, der Euch des Mordes an Hormin verdächtigte. Er folgte Euch. Ich folgte ihm.«
    »Ich sagte Euch doch schon«, erwiderte Beltis und ihre Stimme hob sich, »er zwang mich, mit ihm zu kommen.«
    »Ihr vergeßt«, sagte Kysen. »Ich habe Euch gesehen, und was noch wichtiger ist, ich habe Euch gehört. Ihr gabt die Befehle. Das Grab zu plündern war Eure Idee.
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