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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao
Autoren: Lynda S. Robinson
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Körper zu rammen.«
    »Aber Hormin ging noch weiter«, sagte Meren und blickte in seinen Weinbecher. »Er wußte, daß Woser die Bannsprüche und Flüche auf den Amuletten, dem Sarg und den Grabwänden des toten Prinzen fürchtete.«
    Meren setzte seinen Becher nieder, zog ein zusammengefaltetes Stück Papyrus aus seinem Gürtel und reichte es Kysen. »Um sich selbst zu schützen und den Zorn der Götter und des Toten abzulenken, hatte er dies im Sarg zurückgelassen. Es ist ein Brief an den Prinzen. Darin wird Woser als der Grabschänder denunziert.«
    Kysen faltete den Brief auseinander und las. Als er geendet hatte, ließ er ihn sinken und pfiff. »Bei allen Göttern, was für ein Teufel Hormin doch war.«
    »Ja. Es gibt nichts Gefährlicheres als ein verängstigtes Tier, das man in die Ecke gedrängt hat. Ich verstehe nicht, warum Hormin nicht bemerkte, was für ein Risiko er einging. In dieser Nacht, im Tempel des Anubis, berichtete dieser Narr Woser von dem Brief – sie befanden sich im Hort der Toten. Der arme Woser wurde fast verrückt vor Angst und schließlich tötete er seinen Peiniger.«
    Kysen schüttelte ungläubig den Kopf. »Und die ganze Zeit bemühte sich Beltis, das Geheimnis des Grabes zu bewahren. Das ist der Grund, warum sie Bakwerner tötete, als er in Hormins Haus platzte und behauptete, Bescheid zu wissen.«
    »Sie schlüpfte aus dem Haus, während Bakwerner mit der Familie stritt und meine Männer abgelenkt waren. Sie folgte ihm in das Amt für Aufzeichnungen und Tributzahlungen und tötete ihn. Wahrscheinlich war das einzige, was Bakwerner wirklich gesehen hatte, daß die Brüder Bescheid wußten, daß Hormin sich auf den Weg zum Tempel des Anubis aufgemacht hatte. Sein wahres Ziel muß es gewesen sein, den talentierten Djaper loszuwerden.«
    Kysen warf einen Blick auf Merens Becher. »Und für sie war es ein leichtes, Djapers Wein zu vergiften, und sich dann gemächlich in die Nekropole zu begeben.«
    »Wo sie Woser dazu bewegte, zum Grab des Prinzen zurückzukehren«, sagte Meren. »Weißt du, wodurch es ihr schließlich gelang, ihn zu überreden? Sie versprach ihm, daß sie den Brief verbrennen würden, den Hormin zurückgelassen hatte und ihn durch einen anderen ersetzen würden, in dem Hormin für die Grabschändung verantwortlich gemacht würde. Dadurch würde der Zorn der Götter die Seele des Schreibers treffen, die bereits auf ihrer Reise in die Unterwelt war.«
    Kysen sank in seine Kissen zurück und stöhnte. »Narren. Sie alle, sie waren Narren.«
    »Ich nahm an, sie glaubten, die Götter betrügen zu können.«
    »Ist das möglich?« fragte Kysen.
    »Ich weiß es nicht, Ky, aber ich bezweifle es.« Meren erhob sich und blickte in den Garten hinaus. Bald würde die Nacht hereinbrechen. »Ich muß heute abend noch zum König. Er möchte unbedingt Neues über diesen Mord erfahren. Er fühlt sich wie ein Gefangener, wie jemand, der in der Falle sitzt. Und da ist noch die Sache mit der Qeres -Salbe. Er muß davon erfahren, auch wenn es nur ein Zufall war.«
    Meren hielt inne und dachte nach. »Ky, es gibt böse Nachrichten vom Hof, die die Königin betreffen. Der König schwebt in Gefahr. Ich kann es nicht erklären, aber ich habe so eine Vorahnung, eine unbestimmte Furcht, die keine greifbare Ursache hat. Wir müssen morgen darüber reden.«
    Kysen nickte, als er die Augen schloß. »Ich habe schon bemerkt, daß du besorgt aussiehst. Ich danke den Göttern, daß ich nicht königlicher Abstammung bin.«
    »Das tue ich auch.« Meren lächelte seinem Sohn zu. »Schlaf gut, Ky.«
    Stunden später wurde Meren durch eine geheime Tür, die von großen Nubiern bewacht wurde, Zugang zum Schlafgemach des Königs gewährt. Tutenchamun war allein, abgesehen von einem Leibdiener, der ihm beim Auskleiden half; gerade hob letzterer eine schwere Perücke vom Kopf des Königs. Tutenchamun seufzte und fuhr sich durch die Locken, die sich nicht von schweren Haartrachten und Kronen niederdrücken lassen wollten. Meren kniete vor dem Knaben nieder.
    Tutenchamun runzelte die Stirn. »Wo wart Ihr? Ich habe heute nachmittag nach Euch schicken lassen.«
    »Eure Majestät tadeln mich zu Recht, aber ich habe Eure Feinde verfolgt.«
    »Oh, laßt doch das Zeremoniell beiseite. Ihr könnt Euch dahinter nicht vor mir verstecken.«
    »Ja, Euer Majestät.« Meren richtete sich auf und setzte sich auf die Fersen. »Ich verfolgte den Schuldigen am Mord im Tempel des Anubis.«
    Tutenchamun warf seinem Diener einen
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