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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao
Autoren: Lynda S. Robinson
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als er ihn hob, um sein Gesicht zu schützen. Der Schlag ließ Meren zurücktaumeln, er war wie betäubt, und landete auf dem Boden neben dem Schrein.
    Er setzte sich auf und schüttelte den Kopf. Der Künstler machte einen Satz, um sich auf Kysen zu stürzen, der rasch auswich und den Mann zum Stolpern brachte. Im Fallen schlug Woser um sich und bekam Kysens Fußknöchel zu fassen, als dieser versuchte zu fliehen. Kysen fiel, aber er rollte sich zur Seite und trat Woser in den Magen. Der Künstler grunzte und rollte sich einen Augenblick lang zusammen, während Kysen sich umdrehte und zu Meren hinüberkroch.
    Meren war es gelungen, eine der Schreintüren zu ergreifen, um sich hochzuziehen. Während er das tat, stürzte sich Woser auf Kysen. Meren sah, wie sein Sohn auf halbem Wege zwischen der Liege und dem Schrein zu Boden fiel.
    Woser umklammerte Kysen, und sie rollten über den Boden, über Scherben zerbrochener Krüge und Möbelstücke. Meren machte einen Schritt auf sie zu und schwankte wieder gegen den Schrein, er war benommen. Als er sein Gleichgewicht wiedergewonnen hatte, sah er, wie Woser rittlings auf seinem Sohn saß.
    Der Zeichner hatte das Ende eines zerbrochenen Speers in der Hand. Kysen griff Wosers Handgelenke mit beiden Händen, und während er den tödlichen Schlag abzuwenden versuchte, schwanden ihm langsam die Kräfte. Meren wischte sich das Blut von den Augen und erspähte seinen Dolch, der auf der Schwelle des Schreins lag.
    Er bückte sich danach, richtete sich erneut auf und schleuderte ihn gegen Woser. Es gab einen lauten dumpfen Schlag, als die Spitze sich in Wosers Rücken bohrte. Der Künstler bäumte sich auf, dann erstarrte er; der Speer in seiner Hand zitterte. Dann stieß Kysen ihn mit aller Macht von sich, und er kippte zur Seite. Meren stolperte zu Kysen hinüber, der auf dem Rücken lag und zur Hälfte von Wosers Körper bedeckt war. Meren stieß den toten Mann beiseite und nahm Kysen in die Arme.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Meren.
    Kysens Stimme war schwach. »Er wollte mich hier einschließen.«
    Hinter ihnen ließ sich Abu aus dem Loch in die Grabkammer fallen und eilte zu ihnen hinüber. Er kniete nieder und blickte von Meren zu Kysen.
    »Keine Vorhaltungen«, sagte Meren. »Ich hätte nicht ohne dich gehen sollen.«
    »Ja, Herr. Wir haben die Frau.«
    »Dann hilf uns hier heraus. Ich habe genug von – verdammt.«
    Kysen brach in seinen Armen zusammen. Meren legte ihn auf den Boden, und Abu prüfte die Wunde an seinem Hinterkopf.
    »Er ist vom Blutverlust geschwächt, Herr, aber er wird sich erholen. Ihr wißt doch, wie stark Kopfwunden bluten.«
    »Wenn er stirbt, ziehe ich dieser Frau mit einem Steinmesser die Haut bei lebendigem Leibe ab.«
    »Ja, Herr, aber er wird nicht sterben.«
    »Gut, denn ich habe diese Nacht schon einmal getötet, und ich habe nicht das Bedürfnis, Blut zu vergießen.«
    Meren weigerte sich, Kysen der Obhut Theshs und seiner Frau zu überlassen. Er segelte mit ihm den Fluß hinab in den königlichen Bezirk. Im Hafen bestellte er eine Trage, und bald hatte er seinen Sohn im Bett, Beltis in einer Zelle und sich selbst in seinem Schlafgemach untergebracht. Er befahl, daß Hormins Frau und Sohn in Gewahrsam bleiben sollten, bis er sicher war, daß sie nicht ebenfalls an der Grabplünderung beteiligt gewesen waren.
    Er hatte seine Leute, die für die Befolgung seiner Anweisungen sorgten, also konnte er sich ein paar Stunden Schlaf gönnen, nachdem ihm der Arzt versichert hatte, daß Kysens Wunde nicht lebensgefährlich war. Wie die Hefe alten Biers, so störte der Nachhall seiner Furcht um Kysen seinen Schlaf. Er wachte mit glasigen Augen und voller Sorge auf. Nur ein Besuch im Schlafgemach seines Sohnes konnte seine Ängste zerstreuen.
    Als erstes schickte er Boten zum Palast und in den Tempel des Anubis, die verkündeten, daß der Mörder des Hormin gefaßt und tot sei, denn er zweifelte nicht daran, daß Woser der Mörder gewesen war. Eine endgültige Auskunft würde man von Beltis bekommen. Er konnte nicht gerade behaupten, daß er sich auf diese Tortur freute. Schon wenn er mit Beltis sprach, fühlte er sich besudelt.
    Außerdem mußte er dringend herausfinden, ob durch einen seltsamen Zufall Hormin und seine Komplizen an dem Verrat der Königin beteiligt waren. Das war zwar nicht allzu wahrscheinlich, aber die Möglichkeit bestand durchaus. Während er eine Mahlzeit aus Maiskuchen, gerösteter Ente, Feigen und Trauben zu sich nahm und sich
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