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Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Titel: Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert
Autoren: Michael Moorcock
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trugen.
    Und immer noch ertönte der Gesang. Immer noch waren der Drache und die Frauen und ich in unserem Lied vereint. Der Amboß tönte, obwohl die Stimme des Schwertes matter wurde. Höher und höher stieg es, jenes wundervolle Geschöpf; höher, bis es sich drehte, schlangengleich, dann herabglitt, die Wasseroberfläche streifte und wieder ins Sonnenlicht hinaufstieß, berauscht von seiner Kraft, seiner Freiheit, dem Leben an sich.
    Dann brüllte die Drachin, das weibliche Tier, das bei dem Versuch, die Frauen der alten Rasse hinter dem Trupp der Männer her in ihre neue Heimat zu führen, von dem Schwert eingefangen worden war. Und ihr Atem strömte warm auf unsere Gesichter und brachte auch uns neues Leben. Sie öffnete den gewaltigen Rachen und ließ die Kiefer zuschnappen im Überschwang der Freude über ihre Erlösung. Sie tanzte für uns. Sie sang für uns. Sie zeigte uns ihre Macht. Und wir waren eins mit ihr. Ich hatte etwas ähnliches bisher nur einmal erfahren, und die Erinnerung an jene Zeit war mir entglitten. Ich weinte vor Entzücken.
    Dann wand sich der ungeheure Leib in eine andere Richtung. Ihre vielfarbigen Schwingen, ähnlich den Flügeln eines riesenhaften Insekts, bewegten sich mit einem neuen Zielbewußtsein.
    Sie drehte ihren länglichen Saurierkopf und betrachtete uns mit weisen, sanften Augen, und wieder strömte der Atem aus ihren Nüstern, und sie rief uns, rief uns, ihr zu folgen.
    Von Bek ergriff meine Hand. »Kommen Sie mit uns, Herr Daker. Kommen Sie mit uns durch das Drachentor. Wir werden dort so viel Glück erfahren!« Und Alisaard umfaßte meinen Arm. Sie sagte: »Das gesamte Volk der Alten wird Euch verehren. Auf ewig.«
    Aber ich sagte ihnen traurig, daß es nicht sein konnte. »Ich weiß jetzt, daß ich wieder an Bord des Dunklen Schiffes gehen muß. Das ist meine Pflicht und meine Bestimmung.«
    »Sie sagten, Sie hätten nicht mehr den Wunsch, ein Held zu sein.« Von Bek war erstaunt.
    »Das stimmt. Und in der Welt der Alten Rasse werde ich ein Held sein, oder etwa nicht? Meine einzige Hoffnung, mich von dieser Last zu befreien, liegt darin, hierzubleiben. Das weiß ich.«
    Sämtliche Frauen waren inzwischen an Bord der Schiffe gegangen.
    Viele stachen bereits in See, tanzten im Gefolge der Drachin über die weiß gekrönten Wellen. Die Frauen winkten mir zu, während sie da- vonsegelten. Und immer noch sangen sie.
    »Geht«, sagte ich zu meinen Freunden. »Geht und werdet glücklich. Das wird mich über den Abschied hinwegtrösten, ich verspreche es.«
    Und so trennten wir uns. Von Bek und Alisaard waren die letzten, die an Bord des jetzt noch allein im Hafen liegenden Schiffes gingen. Ich sah zu, wie der Wind das Dreieckssegel bauschte, wie der schmale Bug eine Furche in das leicht bewegte Wasser schnitt.
    Der gewaltige Drache, endlich erlöst, wie die Legende es gesagt hatte, beschrieb einen großen Kreis am Himmel über uns, offenbar aus reiner Lust am Fliegen.
    Aber der Kreis blieb am Himmel bestehen. Eine blaue und rote Scheibe, die sich langsam vergrößerte, bis sie die Wasseroberfläche berührte. Die Farben wurden reicher. Tausende von satten, dunklen Schattierungen schimmerten über dem Wasser. Und durch diesen Kreis schwang sich jetzt der Drache und war beinahe augenblicklich verschwunden. Ihm folgten die Schiffe der Alten. Und auch sie wurden von dem Kreis verschlungen. Sie waren zu den Ihren zurückgekehrt. Die Drachen und ihre sterblichen Gefährten waren endlich vereint!
    Der Kreis verblaßte.
    Der Kreis verschwand.
    Ich war allein in einer verlassenen Welt.
    Ich war allein.
    Ich schaute auf die zwei Hälften des Schwertes hinab, auf den Am- boß. Beide schienen ungeheure Kräfte enthalten zu haben. Mir kam es vor, als wären sie geschmolzen und hätten doch ihre Form behalten. Woher dieser Eindruck rührte, weiß ich nicht.
    Ich stieß mit dem Fuß gegen den Schwertgriff. Einen Moment war ich versucht, ihn aufzuheben, aber dann wandte ich mich mit einem Schulterzucken ab. Ich wollte nichts mehr mit Schwertern oder Zauberei oder Schicksal zu tun haben. Ich wollte nur nach Hause.
    Ich ließ den Hafen hinter mir. Ich durchwanderte die kläglichen Ruinen der Stadt der Alten Rasse. Ich erinnerte mich an solche Zerstörung.
    Ich erinnerte mich, wie ich als Erekose, Held der Menschheit, meine Armee gegen eine ähnliche Stadt geführt hatte, gegen ein Volk, das man die Alten nannte. Ich erinnerte mich an dieses Verbrechen. Und ich entsann mich eines anderen
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