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Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Titel: Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert
Autoren: Michael Moorcock
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Verbrechens, als ich die Heere der Alten Rasse gegen mein eigenes Volk führte.
    Doch irgendwie war der Stachel der Schuld, den ich seither gespürt hatte, stumpf geworden. Ich fühlte, die Schuld war getilgt. Ich hatte Buße getan und war jetzt frei.
    Aber ich empfand noch den Schmerz über den Verlust Ermizhads. Würde ich je wieder mit ihr vereint sein?
    Später, gegen Abend, stand ich wieder am Kai und schaute in die untergehende Sonne. Alles war still. Alles war ruhig. Doch es war eine Einsamkeit, die nicht wohltat, denn sie war eine Folge der Abwesenheit von Leben.
    Ein paar Seevögel kreisten über mir und ließen ihre Schreie ertönen. Die Wellen schlugen gegen die Steine der Hafenmauer. Ich setzte mich auf das Eiserne Rund und dachte wieder über die zwei Hälften des Drachenschwertes nach, wobei ich mich fragte, ob ich vielleicht mit den Alten hätte gehen sollen, zurück in ihre Welt.
    Und dann vernahm ich hinter mir das Geräusch von Pferden. Ich drehte mich um. Ein einzelner Reiter, ein zweites Pferd am Zügel. Ein kleiner, mißgestalter Bursche in buntscheckigen Kleidern. Er grinste und hob grüßend die Hand.
    »Würdet Ihr mich vielleicht auf einem Ritt begleiten, Meister Held? Ich wäre froh über die Gesellschaft!«
    »Guten Abend wünsche ich Euch, Jermays. Ich hoffe, Ihr seid nicht etwa der Träger weiterer Nachrichten von Schicksal und Geschick.« Ich stieg in den Sattel des ledigen Pferdes.
    »Ich habe mich nie sonderlich um dergleichen Dinge gekümmert«, sagte er, »wir Ihr wißt. Es ist nicht meine Sache, eine tragende Rolle in der Geschichte des Multiversums zu spielen. Diese letzte Zeit war die geschäftigste, die ich je mitgemacht habe. Ich bedaure es nicht, obwohl ich ganz gerne Sharadims Niederlage miterlebt hätte, und die Vertreibung des Chaos. Ihr habt eine große Tat vollbracht, wie, Meister Held? Vielleicht die größte Eurer Laufbahn?«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich wußte es nicht.
    Jermays schlug einen Weg entlang der Küste ein, unter den weißen Klippen. Die Sonne verlieh dem Himmel eine wundervolle tiefe Färbung, die auf das Meer übergriff. Alles wirkte dauerhaft und unangreifbar.
    »Eure Freunde sind gegangen, hm?« erkundigte er sich, während wir dahinritten. »Drache zu Drache, die Frauen der Alten Rasse zu ihren Männern. Und von Bek, was für eine Art Dynastie wird er gründen, frage ich mich? Und was für Sagen werden entstehen, aus dem, was hier geschah? Ein neuer Zyklus muß beginnen, ehe wir auf einen Hinweis auf das Schicksal von Melnibone hoffen können.«
    Der Name klang mir vertraut. Er rührte an eine schwache Erinnerung, aber ich ließ es auf sich beruhen. Ich legte keinen Wert mehr auf Erinnerungen, weder an Vergangenheit noch Zukunft.
    Bald war es Nacht. Mondlicht lag wie lauteres Silber über dem Wasser. Als wir eine Landzunge umrundeten, wo die Hufe unserer Pferde durch das auflaufende Wasser stapften, entdeckte ich in der kleinen Bucht die Umrisse eines vor Anker liegenden Schiffes.
    Ich konnte die hohen Decks ausmachen, vorn und achtern, und die vielfältigen Schnitzereien an sämtlichem Holzwerk. Der Bug war großzügig geschwungen, und an dem einzigen, hohen Mast hing ein einzelnes großes, zusammengerolltes Segel. Auf beiden hohen Decks gab es ein Steuerrad, als könnte das Schiff wahlweise von Bug oder Heck aus gesteuert werden. Es schwamm hoch auf dem Wasser, wie ein Frachter, der auf neue Ladung wartet.
    Jermays und ich ritten durch das seichte Wasser. Ich hörte ihn rufen: »Hallo, Schiff! Nehmt ihr Passagiere an Bord?«
    Auf Deck erschien eine Gestalt, stützte sich auf die Reling und blickte scheinbar über unsere Köpfe hinweg zu den Felsen. Ich merkte sogleich, daß er blind war.
    Ein roter Nebel bildete sich in dem Wasser um das Schiff. Er war durchscheinend, aber es sah aus, als bewegte er sich nicht mit dem Wasser, sondern mit dem Wiegen des Schiffes. Ich schaute auf das Meer hinaus, aber der Mond war hinter Wolken verborgen, und ich konnte kaum etwas erkennen. Es schien, als ob der rote Nebel weiter
    zunahm.
    »Kommt an Bord«, sagte der blinde Mann. »Ihr seid willkommen.«
    »Jetzt müssen wir uns trennen«, meinte Jermays. »Ich glaube, es wird lange dauern, bis wir einander wieder begegnen, vielleicht sogar erst in einem neuen Zyklus. Lebt wohl, Held.« Er schlug mir auf den Rük- ken, zog sein Pferd herum und galoppierte durch das Wasser zum Ufer zurück. Ich hörte noch das dumpfe Geräusch von Hufen im Sand, dann war er
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