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Der erfolgreiche Abstieg Europas

Der erfolgreiche Abstieg Europas

Titel: Der erfolgreiche Abstieg Europas
Autoren: Eberhard Sandschneider
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der UNO war dies die bislang verheerendste humanitäre Katastrophe in ihrer Geschichte.
    In Myanmar (Burma) löste im Jahre 2008 die Weigerung der regierenden Militärjunta, internationale Hilfe nach dem Zyklon »Nargis« ins Land zu lassen, internationale Empörung aus. Rund 130.000 Menschen verloren ihr Leben. Immer wieder hielten schwere Wirbelstürme die Welt in Atem. Aber das Jahrzehnt hatte nicht nur für Entwicklungsländer, sondern auch für die Vormacht des Westens eine böse Überraschung parat. In den USA versank am 29. August 2005 die Stadt New Orleans in den Wassermassen. Hurrikan Katrina brachte 1.500 Menschen den Tod. Auf 100 Milliarden US-Dollar wird der Schaden geschätzt, den er innerhalb weniger Stunden anrichtete.
    Am 11. März 2011 kam es noch schlimmer. Ein schweres Erdbeben der Stärke 9,0 auf der Richter-Skala erschütterte den Pazifikboden rund 400 Kilometer nordöstlich der japanischen Hauptstadt Tokio. Zu den Zerstörungen durch unmittelbare Erdbebeneinwirkung kamen die Verwüstungen eines Tsunami, der kurze Zeit später als Folge des Bebens weite Teile der Küste der japanischen Hauptinsel Honshu in Trümmer legte. Die eigentliche Katastrophe aber entwickelte sich in der schwer getroffenen Atomanlage von Fukushima, die die Welt für Wochen in Atem hielt. Zum zweiten Mal nach Tschernobyl im Jahre 1986 kam es zu Kernschmelzen in gleich mehreren der insgesamt sechs Atomreaktoren der Anlage. Dieses Mal waren es keine technischen Fehler und menschliches Versagen, sondern die Folgen einer Naturkatastrophe, die dazu führte, dass selbst ein technologisch so hoch entwickeltes Land wie Japan tage- und wochenlang hilflos mit ansehen musste, wie die Dinge scheinbar unaufhaltsam ihren Lauf nahmen. Bis heute ist nicht abzusehen, wie hoch die Zahl der Opfer genau sein wird, welche ökonomischen Folgeschäden das dicht besiedelte Japan bewältigen muss und wie viele Menschen an den Langzeitfolgen der Verstrahlung sterben werden. Die ökologischen Langzeitschäden sind derzeit noch gar nicht kalkulierbar. Der Schock des 11. März 2011 markiert das Ende einesdramatischen Jahrzehnts und veranschaulicht die von Menschenhand gemachten Megarisiken von Großtechnologien, deren Nutzen bekannt, aber deren Beherrschbarkeit nicht gegeben ist.
    Dies darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass in die Bilanz der Schockwellen des vergangenen Jahrzehnts auch solche gehören, an die wir uns fast schon gewöhnt zu haben scheinen. Die Veralltäglichung des Schreckens lässt allzu schnell übersehen, dass es sich um eine Vielzahl weiterer Risiken handelt, die jederzeit globale Konsequenzen nach sich ziehen können.
    Am deutlichsten wird das bei der fortgesetzten Schreckensbilanz von HIV/Aids-Infektionen. An bestenfalls im Westen leicht sinkende Todeszahlen haben wir uns längst gewöhnt, wir registrieren sie nicht einmal mehr wirklich. Wer sich infiziert, ist selbst schuld, der Rest ist Sache der Medizin, sofern man diese bekommen und bezahlen kann. Aber wehe, wir könnten selbst betroffen sein. SARS, Vogelgrippe und Schweinegrippe lösten immer wieder Schockreaktionen aus, weil uns bewusst wurde, wie verletzlich eine globalisierte Weltgesellschaft durch drohende Pandemien ist. Wohl nicht ganz zu Unrecht warnen Kritiker, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis ein wirklich verheerender Virus die Welt und alle globalen Strukturen lahmlegen könnte. Noch ist das ein Schreckensgemälde, das sich perfekt für Horrorfilme im Stile Hollywoods eignet. Filme wie Twelve Monkeys malen gruselig und lüstern das Schreckensszenario der Auslöschung großer Teile der Menschheit durch ein unkontrollierbares biologisches Virus an die Wand. Wer während der SARS-Krise eine Reise absagen, ein Stipendium zurückgeben oder auch nur eine Urlaubsreise stornieren musste, bekam einen Vorgeschmack, dass Hollywood nicht immer so wirklichkeitsfern sein muss, wie es gelegentlich scheint, wenn man im bequemen Kinosessel sitzt.
    Die genannten Ereignisse sind nur Beispiele, wenn man so will Symptome, für eine Reihe von Konsequenzen, die die eigentlichen Veränderungen dieses Jahrzehnts beschreiben. Die Aufmerksamkeit globaler Medien ist an Bilder gebunden. Nur was wir sehen, hat eine Chance, immer rigidere Selektionsmechanismen in unseren Medienredaktionen zu überstehen. Die Nachfrage nach Bildern wird aber nicht mehr nur durch Kamerateams, sondern mithilfe von privaten Video- und Handybildern auch aus den entlegensten Gebieten der Erde in Echtzeit
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