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Der erfolgreiche Abstieg Europas

Der erfolgreiche Abstieg Europas

Titel: Der erfolgreiche Abstieg Europas
Autoren: Eberhard Sandschneider
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nicht auszuschließen, dass diese Zuwanderungsströme sich schon in absehbarer Zukunft auch auf die erfolgreichen nachholenden Ökonomien richten. Schlecht integrierte Zuwanderer schaffen jedoch in allen Zielländern allzu leicht Parallelgesellschaften, zwischen denen eine andere Hautfarbe, eine andere Kultur und eine andere Religion Sprengstoff für sozialen Frieden liefern.
    Gleichzeitig stellen wir fest, dass zwei neue Trends auf den schon länger bekannten aufbauen und uns erst recht in Schwierigkeiten bringen: Bevölkerungs- und beschleunigtes Wirtschaftswachstum drohen die Ressourcen der Erde schneller zu erschöpfen, als wir ursprünglich ohnehin befürchten mussten. Ressourcen werden knapp und Ressourcenkonflikte immer wahrscheinlicher. Bei diesen Konflikten wird es nicht nur um Energie, um Erdöl und Erdgas gehen, sondern letztlich um alles, was die wachsende Weltbevölkerung in immer größerem Maße braucht. Ausreichend Trinkwasser, saubere Luft zum Atmen, unbelastete Böden, genügend Nahrung … Der Wettlauf um diese strategischen Güter wird die internationale Politik der nächsten Jahrzehnte maßgeblich mitbestimmen. Wie wenig Einsicht und Kooperationsbereitschaft man von der viel beschworenen internationalen Staatengemeinschaft dann zu erwarten hat, wenn nationale Interessen aufeinanderprallen, zeigt sich in der Debatte um Klimaerwärmung und Klimaschutz.
    Zumindest im Westen glauben wir begriffen zu haben, dass der schnell voranschreitende Klimawandel die Grundlagen menschlichen Lebens auf unserem Planeten nachhaltig gefährden könnte. Aber wie der gescheiterte Klimagipfel in Kopenhagen gezeigt hat, ist auch dies kein Automatismus. Wer die Unfähigkeit der Vereinten Nationen, die globalen Probleme der Gegenwart erfolgreich zu managen, in Augenschein nehmen möchte, hatte in den zwei Wochen vor Weihnachten2009 in der dänischen Hauptstadt an Anschauungsmaterial keinen Mangel. Geopolitische Machtspiele und widerstreitende Interessen erzwangen minimale Formelkompromisse, die die meisten Beteiligten unzufrieden zurückließen. Während die verwundbaren Staaten regelrecht um Hilfe flehten, versuchte eine Koalition der Verhinderer, (angeführt von Venezuela, dem Sudan und Kuba) alles zu tun, um sowohl die Interessen der Erdölförderer als auch die vieler Entwicklungsländer durchzusetzen. Am Ende waren sie erfolgreich, weil es zwischen den USA und China keinen inhaltlichen Konsens gab. Wie China hatten Indien und Brasilien andere Interessen zu verteidigen. So wurde der Westen von aufsteigenden Ländern vorgeführt, die zeigen, dass sie ihre eigenen Interessen immer besser durchsetzen können – und dies auch mit wachsender Konsequenz und immer größerem Erfolg tun. In Kopenhagen waren die Verhinderer am erfolgreichsten. Und sie setzen ein deutliches Signal, dass die Auswirkungen von Schockwellen und die schleichenden Trends, die die internationale Politik in den vergangenen zehn Jahren geprägt haben, längst auch zu kaum noch übersehbaren Machtverschiebungen geführt haben.
Offensichtliche Machtverschiebungen
    Nicht zuletzt die Ereignisse in Kopenhagen haben exemplarisch gezeigt, wie sich die Machtverhältnisse auf globaler Ebene zuungunsten des Westens verschoben haben. Mittlerweile pfeifen es die Spatzen von den Dächern: Der Aufstieg der sogenannten BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China) gehört zu den prägenden Phänomenen der Weltpolitik zu Beginn des 21. Jahrhunderts. China und Indien stellen schon heute mit 2,4 Milliarden Menschen rund 25 Prozent der Weltbevölkerung und tragen zwischen zehn und 20 Prozent zum weltweiten Wirtschaftswachstum bei. Tendenz: rasant steigend. Aber sie sind nicht die Einzigen, die nach wirtschaftlichem Aufschwung und weltpolitischem Einfluss streben. In ihrem Gefolge zeigen Länder wie Brasilien, Südafrikaund vielleicht sogar die Staaten der Golfregion ähnliche Ambitionen. Schon jetzt spricht Goldman Sachs, Erfinder des BRIC-Kürzels, von den »nächsten elf« 18 . Zu strategischen Partnern des Westens werden all diese Staaten allerdings nicht zwangsläufig. Im Gegenteil: Allmählich führt kein Weg mehr an der Erkenntnis vorbei, dass die goldenen Zeiten des Westens, insbesondere Europas vorbei sind. Die Weltkarte justiert sich neu und aus der Perspektive Ost- und Südasiens liegt Europa eben am Rand. Der Heiligendamm-Prozess, begonnen auf dem G8-Gipfel 2007 in Deutschland, sollte der Beteiligung der Schwellenländer an künftigen Konferenzen eine
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