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Der Elfenhuegel

Der Elfenhuegel

Titel: Der Elfenhuegel
Autoren: Raymond E. Feist
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überall Hartholz, jede Fuge verzinkt und mit Nägeln festgedübelt, die keiner nachträglichen Korrekturen bedurften.
    Es war aus Materialien hergestellt, von denen ein moderner Architekt nur träumen konnte: Esche, Eiche und Fichte, durch das Alter steinhart geworden, Marmor und Schiefer, Teakholzböden, die Leitungen und Rohre aus Kupfer. Doch Phil konnte nicht erkennen, daß es ebenso ein lebendes Beispiel von Schwerfälligkeit war, ein Beweis dafür, daß Hermann Kesslers Vater zwar wußte, was ihm gefiel, jedoch ohne die Gnade des guten Geschmacks. Der erste Kessler hatte ein architektonisches Mischmasch erbaut. Ein Aussichtsturm thronte an der linken Seite des Hauses, von irgendeiner Antebellum-Plantage demontiert und nach Norden zu diesem Herrengehöft verschifft, darunter der blinde Blick der Gotikfenster. Die Einrichtung im Regence-Stil kollidierte mit solcher im Kolonialstil, wohingegen ein ausgestopfter Tigerkopf an der Wand des Raumes hing, welcher Phils Arbeitszimmer werden sollte, und unheilvoll nach unten auf den häßlichsten Perserteppich blickte, den Gloria jemals gesehen hatte.
    Alles in allem, schätzte Gloria, würde es gut ein Jahr Arbeit bedeuten, den Ort des alten Kessler in Ordnung zu bringen.

    Sie betrat das Haus und begab sich schnell zur Hintertür, da sie annahm, sicherlich zehn Minuten nach ihren beiden Söhnen rufen zu müssen, bevor sie erscheinen würden. Aber gerade als sie die Gittertür offnen wollte, durchschnitt Patricks Stimme die späte Nachmittagsluft.
    »Maaaa!«
    Sie stieß die Tür auf, und mit einem Lächeln auf ihren Lippen beobachtete sie ihre Zwillinge, wie sie aus dem Wald hinter dem Haus hervorkamen. Bad Luck trabte neben den Jungen, und ein junger Mann ging hinter ihnen her. Er trug Jeans, ein Flanellhemd mit hochgerollten Ärmeln und robuste Stiefel.
    Als die Jungen in Rufweite waren, schrie Patrick: »Das ist Jack, Mom.
    Was gibt’s zu essen?«
    Gloria schaute auf ihre Uhr und stellte fest, daß es bald fünf war.
    »Hamburger oder Hühnchen. Was immer euer Vater aus der Stadt mitbringt. Hallo, Jack.«
    »Hallo, Mrs. Hastings«, antwortete der junge Mann mit einem Grinsen und einer entschiedenen Südstaaten-Melodie in der Stimme.
    »Wie haben Sie es geschafft, Hänsel und Gretel zu begegnen?«
    »Ich bemerkte die Jungs, wie sie eine Wasserrinne hinuntergingen.
    Springfluten können schnell kommen, wenn man die Vorzeichen nicht kennt.« Als er sah, wie sich Glorias Augen zusammenzogen, fügte er schnell hinzu: »Nichts, worüber man sich Sorgen machen muß, Mrs.
    Hastings. Es gab während der letzten Wochen keinen Regen in den Hügeln, so daß die Möglichkeit einer Blitzflut nicht besteht. Aber es ist für die Jungen kein guter Platz zum Spielen. Ich dachte, ich sollte die beiden darauf hinweisen.« Gloria warf den Jungen einen mißtrauischen Blick zu, die hatten sich allerdings schon entschlossen, daß es an der Zeit wäre, ins Haus zu verschwinden, und zwar mit einem Klappern ihrer Turnschuhe auf den Verandastufen, das nur noch von der zuknallenden Gittertür unterbrochen wurde.
    Gloria warf einen Blick zum Himmel und wendete sich dann wieder Jack zu. »Danke, Mr…«
    »Cole. Jack Cole. Und es ist nicht weiter schlimm. Ich hoffe, Sie nehmen mir mein Eindringen in Ihren Wald nicht übel?«
    »Meinen Wald?« fragte Gloria.
    »Der Ihrer Familie, meine ich. Ihre Grenzlinie verläuft eine halbe Meile hinter der Brücke.«
    »Eine halbe Meile? Uns gehört eine halbe Meile Land außerhalb des Hauses?«
    »Noch mehr. Die Brücke ist nur eine Viertelmeile von hier entfernt.«
    »Gloria.«
    Einen Moment lang war er verlegen, dann sagte er: »Entschuldigen Sie mein schlechtes Benehmen, aber ich habe noch nicht sehr viele Schauspielerinnen getroffen.«
    Gloria lachte. »Mein Gott! Was sind Sie? Ein Fan, hier in der Wildnis, nach all den Jahren?«
    »Nun ja, ich habe Sie nie auf der Bühne gesehen, aber ich habe über Ihren Mann gelesen, und sie erwähnten Ihre frühere Karriere.«
    »Ruhm, wie vergänglich«, sagte sie mit gespieltem Kummer. »Auf jeden Fall verlangt allein die Tatsache, daß Sie von meiner bescheidenen Karriere wußten, nach einem Schluck, vorausgesetzt, der Kühlschrank läuft noch, und Sie mögen Bier?«
    »Mit tiefstem Dank«, antwortete er lächelnd. »Ich hoffte, Sie und Ihren Mann anzutreffen.«
    »Dann kommen Sie herein, ich treibe ein Bier für Sie auf. Phil müßte in Kürze mit dem Essen zurück sein.«
    Gloria führte den jungen Mann in die
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