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Der Elfenhuegel

Der Elfenhuegel

Titel: Der Elfenhuegel
Autoren: Raymond E. Feist
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den Stufen zur Veranda angekommen, meinte Phil: »Wahrscheinlich mache ich es ihr nicht gerade leicht, aber ich hatte einen Traum, in dem ich zurückgeflogen bin, um sie wegen einer Drogensache gegen Kaution aus dem Gefängnis zu holen.«
    »Oder ihre erste Abtreibung zu arrangieren?« fragte Gloria zweifelnd.
    »Das auch, nehme ich an. Ich meine, eigentlich ist sie ja alt genug.«
    Gloria zuckte mit den Schultern. »Und dies schon seit einigen Jahren, Sportsmann. Ich war’s nicht, in ihrem Alter. Aber ich wuchs mit der Angst vor Gott auf, die mir die Nonnen in St. Genevieve eingeflößt hatten.«
    »Nun, ich hoffe nur, daß sie vernünftig ist. Ich nehme an, für ein Vater-Tochter-Gespräch ist es wohl zu spät.«
    »Wenn ich mir anschaue, wie sie ihre Jeans ausfüllt, würde ich mal sagen, es ist ungefähr sechs oder sieben Jahre zu spät. Außerdem ist es nicht unsere Aufgabe, solange sie nicht um Rat fragt.«
    »Ja, ich denke auch«, meinte Phil und lachte.
    »Mitgefühl, mein Lieber. Nur sporadisch der Vater eines Teenagers zu sein war hart. Aber du hast in den letzten zwei Jahren gute Arbeit geleistet.«
    »Für dich war es auch nicht einfach«, entgegnete er.
    Sie grinste ihn an. »Warum? Ich bin nicht ihre Mutter, und außerdem weiß ich noch sehr wohl, wie es war, ein junges Mädchen zu sein. Sieh mal, Gabbie wird hier nicht die einzige sein, die einen Wutanfall bekommt, wenn mir nicht bald jemand bei den Kisten hilft. Nach streitsüchtigen Zwillingen, diesem Clown im Hundekostüm und einer eingebildeten Katze liegt es nun bei dir, mir und Miss Reiterin von Encino.«
    Phils Gesicht verdunkelte sich ein wenig. Über seinen dunklen, braunen Augen lag ein Schimmer der Besorgnis, als er sagte: »Hast du noch andere Sorgen wegen des Umzugs?«
    Gloria zögerte, sie überlegte, ob sie Phil ihre Zweifel mitteilen sollte.
    Sie entschied, daß das Heimweh vorübergehen würde, sobald sie sich eingelebt und neue Freunde gefunden hätten, also sagte sie: »Nein, eigentlich nicht. Nur das Auspacken.« Sie wechselte das Thema. »Vor ungefähr einer Stunde bekam ich einen Anruf von Tommy.«
    »Und was wollte unser Superagent? Ein weiteres Filmangebot?« fragte er scherzhaft.
    »Nein.« Sie gab ihm einen sanften Stoß in die Rippen. Tommy Raymond war ihr Agent gewesen, als Gloria noch an einem New Yorker Avantgarde-Theater und in Hollywood arbeitete. Sie hatte die Schauspielerei nach ihrer Heirat mit Phil aufgegeben, aber sie hielten all die Jahre Kontakt, und sie zählte Tommy zu ihren wenigen engen Freunden in diesem Geschäft. »Er rief an, um zu erzählen, daß Janet White im Herbst ein neues Stück am Broadway herausbringt. Sie führen Long Days Journey neu wieder auf.«
    »Juckt es dich wieder?«
    Sie lächelte. »Nicht seitdem das letzte Stück, bei dem ich mitmachte, in Hartford ausgebuht wurde.« Phil lachte. In New York und Hollywood, wo sie und Phil sich kennengelernt hatten, hatte sie nie Fuß gefaßt. Phil hatte es sich angewöhnt, sie ›Oskarpreisträger‹ zu rufen, was dann zum Familienwitz wurde. Sie bedauerte ihre Wahl nicht, denn sie verspürte kaum Verlangen nach dem großen Ruhm, aber hin und wieder vermißte sie das Theater, die Herausforderung der Arbeit und die Kameradschaft der Schauspieler. »Auf jeden Fall sind wir zur Eröffnung eingeladen.«
    »Einen Smoking ausleihen und all das, nehme ich an.«
    Sie lachte. »Richtig. Vorausgesetzt, Janet kann sich außerhalb der Stadt auf dem Spielplan halten.« Während sie am Arm ihres Mannes zerrte, sagte sie: »Komm her, mein Schöner. Hilf mir, und sobald wir alles unter Kontrolle haben, kannst du bei McDonald’s oder Colonel Essen holen, und wenn die Kinder im Bett sind, schrubbe ich dir den Rücken, dann zeige ich dir einige Dinge, die ich nicht bei den guten Schwestern in St. Genevieve gelernt habe.«
    Phil küßte sie auf die Wange und sagte: »Wie ich’s mir gedacht habe.
    Kratze an einem guten irisch-katholischen Schulmädchen, und unter der Oberfläche findest du eine stürmische alte Frau.«
    »Irgendwelche Beschwerden?«
    »Nie«, sagte er und küßte sie auf den Nacken. Sie umarmte ihn, hakte sich unter, und gemeinsam gingen sie auf das alte Haus zu, das nun ihr neues Zuhause war.

2
    Sean und Patrick marschierten an dem kleinen Bach entlang, sie lenkten ihre Schritte zwischen Felsbrocken hindurch, während sie dem kleinen Wasserlauf folgten. Die Wasserrinne wurde tiefer, und Sean, der vorsichtigere der beiden, sagte: »Wir gehen wohl
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