Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Elfenhuegel

Der Elfenhuegel

Titel: Der Elfenhuegel
Autoren: Raymond E. Feist
Vom Netzwerk:
rationale Schranke. Die Gerätschaften, von der vornehmen Gesellschaft in seinen Dienst gestellt, defekte Toaster, der Rasenmäher, der Mixer mit dem ausgebrannten Motor, sein kleines Fernsehgerät für die Baseballspiele, alle waren im Nu aus dem Feld geschlagen, als eine Erbschaft außerhalb Barneys Hütte erschien, die so alt war, daß sie vor der menschlichen Gesellschaft datierte. Ohne seinen Blick von dem abzuwenden, was er vor der Hütte sah, zog er sich langsam, fast stolpernd zurück, bis sein Rücken die Werkbank berührte. Hin und her greifend, zog Barney eine Flasche aus dem Regal.
    Vor zweiundzwanzig Jahren, als er sich zur Abstinenz verpflichtete, hatte Barney diese Flasche Jameson Whiskey als Mahnung und Herausforderung oben auf das Regal gestellt. In zweiundzwanzig Jahren hatte er die Anwesenheit der Flasche ignoriert, hatte die betörenden Rufe ausgesperrt, bis sie einfach ein weiterer Bestandteil der kleinen Hütte wurde, in der er arbeitete.
    Langsam zog er den Korken heraus und zerriß das brüchige Papier der alten bundesstaatlichen Steuermarke. Ohne seinen Kopf zu bewegen, ohne den starren Blick von der Tür zu wenden, setzte Barney die Flasche an den Mundwinkel und begann zu trinken.

    Erlkönig-Hügel
    Juni

1
    »Hört auf, ihr beiden!«
    Gloria Hastings stemmte die Hände in die Hüften, während sie sich von einem unerfreulichen Anblick losriß. Sean und Patrick hatten sich wild gestikulierend gezankt, wer beim Baseball zum Schläger ernannt wurde. Jetzt betrachteten sie beide mit ihren blauen Augen die Mutter, bevor sie den Entschluß faßten, ihre Geduld nicht weiter zu strapazieren. Mit Hilfe ihrer ganz besonderen stillen Art der Mitteilung erzielten sie eine Übereinkunft: Sean war damit einverstanden, daß Patrick die Aufsicht des Schlägers übernahm, und führte die Flucht nach draußen an.
    »Geht nicht zu weit weg!« rief Gloria ihnen nach. Sie hörte den Stimmen der Achtjährigen zu, die die alten Vorderstufen hinunterstürzten, und dachte einen Moment über das ungewöhnliche Band zwischen den Jungen nach. Die alten Geschichten über Zwillinge und deren wundersame Verbindung waren ihr vor ihrer Schwangerschaft immer als bloße Volkssagen erschienen, aber jetzt mußte sie anerkennen, daß es da eine Nähe gab, die über das bei Geschwistern übliche Maß weit hinausging.
    Sie schob ihre Gedanken beiseite und betrachtete das Durcheinander, welches die Möbeltransporteure hinterlassen hatten; ziellos wanderte sie durch die offenen Kisten mit den persönlichen Habseligkeiten und fühlte sich von den einfachen Anforderungen überwältigt, die Hunderte von kleinen Dingen auszusortieren, die sie aus Kalifornien mitgebracht hatte. Selbst die Entscheidung, wo jeder Gegenstand hinkommen sollte, schien ihr wie eine Sisyphusarbeit.
    Ihr flüchtiger Blick streifte durch das Zimmer, als würde sie erwarten, daß sich seit ihrer letzten Inspektion irgend etwas geändert hätte.
    Tiefgemaserte Hartholzböden, frisch poliert – allerdings bedurften sie einer erneuten Politur, sobald die Kisten und Kartons nach draußen befördert waren –, wiesen für Gloria auf einen Stil von noch lebenden Unbekannten hin. Der massive Kamin mit seiner handgeschnitzten Oberfläche war ihr fremd wie von einem anderen Stern, er bildete einen starren Kontrast zu den rauhen Ziegeln und Steinen der im Farmhausstil gebauten Öfen ihrer Kindheit in Kalifornien. Die Treppe in der Diele mit ihrem polierten Ahorngeländer, die Schiebetüren zu Wohn- und Eßzimmer waren Relikte eines anderen Zeitalters.
    Gedankenverloren strich Gloria sich eine blonde Haarsträhne aus der Stirn unter das rote Kopftuch zurück, das sie sich eng um ihren Kopf gebunden hatte, und bekämpfte ein beinah überwältigendes Heimweh.
    Sie suchte nach einem Platz, von dem aus sie Ordnung in das scheinbar endlose Durcheinander bringen könnte, und warf ihre Hände resigniert in die Höhe.
    »Das ist nicht das, was Oskar-Preisträger tun sollten! Phil!«
    Als sie keine Antwort hörte, verließ sie das große Wohnzimmer und rief die Treppe hinauf nach ihrem Mann. Wieder keine Antwort. Sie ging durch die enge Diele zurück in die Küche und öffnete schwungvoll die Schiebetür. Die Küche des alten Hauses zeigte nach Osten, mit Klappfenstern, die das Morgenlicht hereinließen über dem Spülbecken und dem Abflußbrett. Morgens würde es dort heiß werden, aber abends konnte man sich dort sicher angenehm hinsetzen, die Fenster und die große Tür zur
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher