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Der Elfenhuegel

Der Elfenhuegel

Titel: Der Elfenhuegel
Autoren: Raymond E. Feist
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Erwachsener.
    Der Fremde taxierte die beiden Jungen. Beide hatten lockiges, braunes Haar, das unter ihren Baseballmützen hervorragte, dunkle, große blaue Augen und runde Gesichter. Wären sie Mädchen, man hätte sie für hübsch gehalten. Wären sie älter, würden sie zu den gutaussehenden Männern zählen. Der Fremde lächelte und sagte: »Tut mir leid, daß ich euch und eurem Hund Angst eingejagt habe. Ein dummer Fehler von mir. Ich hätte nicht rufen sollen. Ich hätte wissen müssen, daß der Hund losspringen würde.« Er hatte eine weiche, melodische Stimme, ganz anders als die, welche die Jungen gewöhnt waren, zu hören.
    Als Bad Luck keine unmittelbare Gefahr für die Jungen mehr sah, hörte er auf zu knurren und stierte den Fremden an. Die Jungen tauschten fragende Blicke aus.
    »Schaut, es tut mir leid, daß ich euch erschreckt habe, okay?«
    Die Jungen nickten, und zwar vollkommen gleichzeitig, daß es wirkte wie die Bewegung einer Person. Patrick sagte: »Was meinten Sie damit, als Sie sagten, daß Bad Luck losspringen würde, Mister?«
    Der Mann lachte, und die Jungen entspannten sich. »Bad Luck, also?«

    Als er seinen Namen hörte, fing der Hund an, mit dem Schwanz zu wedeln. Langsam streckte der Mann seine Hand aus und ließ den Hund daran schnüffeln, dann streichelte er seinen Kopf. Nach einem Moment wurde das Schwanzwedeln leidenschaftlicher. »Wir werden wohl noch Freunde, nicht wahr, mein Junge?« sagte der Mann und lehnte sich nach vorne, die Hände auf den Knien. »Wer seid ihr, Jungs?
    Hab’ gar nicht gewußt, daß es hier Verbündete gibt.«
    Sean grinste über die Aufmerksamkeit wegen ihrer Kappen und ihrer Ausrüstung. »Wir sind kürzlich aus Kalifornien hierhergezogen. Wir leben auf der Farm.«
    »Ist Philip Hastings euer Vater?« Die Brüder nickten.
    »Ich hörte davon, daß er in das alte Kessler-Gebäude ziehen wollte.
    Ich wußte nicht, daß er schon hier ist. Nun, ich glaube, ich stelle mich erst einmal vor. Ich bin Jack Cole.« Er streckte seine Hand aus, aber nicht wie ein Erwachsener, der sich über Kinder lustig macht, sondern so, als ob sie ihm ebenbürtig wären. Die Jungen sagten nacheinander ihre Namen, schüttelten die Hände und entschieden sich schweigend, Jack Cole für einen akzeptablen Menschen zu halten, auch wenn er alt war.
    »Was meinten Sie damit, Bad Luck würde losspringen?« wiederholte Patrick seine drängendste Frage.
    »In diesem Teil der Wälder treibt sich seit letztem Monat ein Waschbär herum, und es ist nicht unwahrscheinlich, daß euer Hund ihn unter der Brücke gewittert hat. Wenn ja, dann ist es gut, daß er sich nicht losgerissen hat. Dieser Bär hat die meisten Katzen und die Hälfte der Hunde dieser Gegend zerrissen.«
    Die Jungs sahen nicht überzeugt aus. Sie schienen der Sache noch nicht recht zu trauen. Jack Cole lachte. »Seht mal, ihr könnt mir glauben. Dies ist kein kleiner Miesmacher aus einem Zeichentrickfilm.
    Dieser Bär ist fast so groß wie euer Hund, und er ist alt, hart und bösartig. Und dies ist sein Revier, ist das klar?«
    Die Jungen warfen sich einen flüchtigen Blick zu und nickten. Jack blickte in Richtung Wasserrinne. »Das ist sowieso kein geeigneter Ort zum Spielen. In den Bergen, nahe dem See, fängt es manchmal plötzlich an zu regnen, und wenn es stark regnet, kann diese Wasserrinne ganz schön schnell fließen. Ich meine, es kann euch ohne Vorwarnung treffen. Ich würde in Zukunft von diesem Bach wegbleiben, klar?« Sie nickten. »Kommt, ich gehe mit euch zum Haus zurück. Muß doch bald eure Essenszeit sein. Außerdem würde ich euren Vater gern treffen.«
    Die Jungen zerrten an Bad Lucks Leine und begannen, die Wasserrinne hinaufzusteigen. Als sie die Biegung umrundet hatten, warf Sean einen Blick zurück auf die Brücke und fühlte sich für einen kurzen Augenblick von jemand… oder etwas beobachtet… tief in der Dunkelheit unter dem felsigen Boden.

3
    Gloria betrachtete die grotesken Skulpturen, die über der vorderen Veranda in den Dachsturz geschnitzt waren, und schüttelte bestürzt ihren Kopf. Sie starrte auf die ausgefallen wirkenden Kreaturen, die unterhalb der Dachrinne kauerten und vor sich hin murmelten. »Genau das ist es, weshalb jedes Mädchen davon träumt, in Notre Dame zu leben.« Als sie das Haus zum ersten Mal sah, hatte sie sich – nur halb scherzhaft – nach dem Geisteszustand ihres Gatten erkundigt. Er sah nur die guten Seiten, die kräftige Baukonstruktion der Jahrhundertwende,
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