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Der eiserne Tiger

Der eiserne Tiger

Titel: Der eiserne Tiger
Autoren: Jack Higgins
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Gipfeln ein schmaler Einschnitt.
      »Das ist der Sangong-Paß«, schrie Drummond über den Motorenlärm hinweg.
      Sie durchflogen den Paß, der
metallisch in der Sonne erglänzte und kraß gegen die dunklen
Felswände abstach. Die gefrorene Erde schien sich ihnen
entgegenzubäumen. Drummond ließ die Maschine auf vollen
Touren laufen und zog sich den Steuerknüppel regelrecht in die
Magengrube.
      Cheung hielt erschrocken den Atem an
und rechnete jeden Augenblick mit einer Katastrophe, während sie
himmelwärts flogen. Das Fahrwerk befand sich kaum mehr als drei
Meter über dem mit Geröll bedeckten Boden. Dann waren sie
über den Paß und überflogen noch einen großen
kalten Gletscher.
      Dahinter erstreckte sich bis zum
Horizont die Steppe, die in der Morgensonne golden glänzte.
Drummond sah seinen Begleiter grinsend von der Seite an. »Jetzt
verstehen Sie sicher, warum ich zweitausend pro Tour verlange.«
      Cheung wischte sich mit dem
Rücken seiner behandschuhten Hand den Schweiß von der Stirn
und lächelte krampfhaft. »Ja, das habe ich inzwischen
begriffen. Wie weit ist es noch?«
      »Zehn oder zwölf Meilen. Machen Sie sich fertig, halten Sie sich bereit.«
      Der Chinese griff nach der
Maschinenpistole hinter seinem Sitz, spannte den Abzug und legte die
Waffe auf die Knie. Als die Beaver niederging, sah er einen schmalen
Fluß, der sich rauschend seinen Weg über erratische
Felsblöcke hinweg bahnte und sich schließlich zu einem
flachen See weitete. Etwa hundert Meter weiter links lag eng an die
Felswände geschmiegt und durch sie geschützt eine
Klosterruine, zu ihren Füßen eine ganze Anzahl von
Häusern.
      Drummond wies auf eine lange
Sandpiste am entferntesten Ende des Sees. »Da landen wir. Wir
müssen nur noch das Signal abwarten.«
      »Und wenn das Signal ausbleibt?«
      »Dann machen wir, daß wir hier schleunigst wieder wegkommen.«
      Er kreiste über dem See und ging
dann in einer niedrigen Anflugkurve immer weiter hinunter. Cheung
zeigte aufgeregt nach unten. »Da unten stehen ja Leute an den
seichten Stellen oder auf Sandbänken im Wasser!«
      »Das sind Frauen, die die
Wäsche waschen«, erklärte Drummond und hielt auf das
Dorf zu - weg von der Steilwand und der feuergeschwärzten
Klosterruine.
      »Was ist denn da passiert?« erkundigte sich Cheung.
      »Das war 1950 das Hauptquartier
der hiesigen Widerstandsbewegung. Damals haben die Rotchinesen erstmals
Tibet heimgesucht und sind hier eingefallen. Es war ein zähes
Ringen. Der Belagerungszustand währte nur ein paar Tage, dann
fuhren sie Feldgeschütze auf und durchsiebten die Mauern genau an
den richtigen Stellen.«
      »Und dann?«
      Drummond zuckte die Achseln. »Sie haben alles herausgeholt,
    was ihnen wichtig erschien, und dann das Kloster
bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Sie haben Hunderte von
Mönchen hingerichtet.«
      »Um die anderen zu ermutigen?«
      Drummond nickte und flog mit der Beaver in einer eleganten
    Kurve ans andere Seeufer. »Viel hat es
ihnen aber nicht genutzt. In Gegenden wie dieser haben sie nur die
Städte in der Gewalt.«
      Als er das Dorf wieder anvisierte, berührte Cheung aufgeregt seinen Arm. »Ist das das Zeichen?«
      Drei Leuchtsignale wurden gegeben.
Sie bildeten die Ecken eines Dreiecks. Weiße Rauchwolken stiegen
in die kalte Luft auf. Drummond nickte.
      Er drosselte den Motor, drehte die
Beaver gegen den Wind und landete sauber auf der Sandpiste am Seeufer.
Er ließ die Maschine ausrollen.
      Die Frauen, die nur ein paar Meter
entfernt im seichten Wasser Wäsche gewaschen hatten, näherten
sich langsam - ihre langen, wollenen Schubas unter den Gürtel
gesteckt. Dann standen sie in einer kleinen Gruppe eng beisammen und
ließen das Flugzeug nicht aus den Augen.
       Cheung langte nach dem Türgriff, doch Drummond schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Erst müssen wir ganz sicher sein.«
      In diesem Augenblick kam ein Reiter
über die Kuppe des Hügels geprescht und hielt geradewegs auf
das Flugzeug zu. Drummond stellte den Motor ab und grinste in der
plötzlichen, ungewohnten Stille.
      »Das ist unser Mann.«
      Als er die Tür öffnete und
zu Boden sprang, zügelte der Reiter sein kleines tibetanisches
Pferd, sprang aus dem Sattel und schritt auf sie zu. Er war groß
und muskulös, ganz braungebrannt und hatte hohe mongolische
Wangenknochen. Er trug ein langes Gewand mit weiten Ärmeln und
eine Schuba aus Schafspelz, die die Brust
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