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Der eiserne Tiger

Der eiserne Tiger

Titel: Der eiserne Tiger
Autoren: Jack Higgins
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der Motor ohrenbetäubend dröhnte,
wandte Cheung sich Moro zu und streckte ihm die Hand hin.
      »Wir sind im Kampf
vereint«, sagte er und bestieg die Maschine. Sobald er die
Tür geschlossen und sich angeschnallt hatte, drehte die Beaver
gegen den Wind und rollte am Seeufer entlang. Der Propeller wirbelte
Sand auf und schleuderte ihn an die Scheiben. Das Steilufer am anderen
Ende des Sees kam ihnen rasend schnell entgegen, und sie erhoben sich
in die Luft.
      Drummond kreiste noch einmal
über dem See. Moro saß bereits im Sattel. Er winkte,
wendete, gab seinem Pferd die Sporen und galoppierte ins Dorf
zurück.
      Drummond überprüfte die Instrumente und gewann an Höhe. »Nun, was sagen Sie dazu?«
    »Mir fehlen die Worte.«
    »Das habe ich mir fast gedacht.«
      Cheung steckte sich eine Zigarette an
und seufzte. »Für Sie ist das ohne Bedeutung, Jack. Dieses
ganze Unternehmen ist zwar gefährlich und äußerst
unangenehm, doch Sie haben sich nur aus einem Grund mithineinziehen
lassen - Ihnen geht es ausschließlich um Geld.«
      »Und für Sie ist es ein
heiliger Krieg«, sagte Drummond. »Weiß ich ja. Aber
fangen Sie jetzt bloß nicht an, mir einzureden, ich solle bei
diesem Kreuzzug mitmachen. Ich habe noch von Korea die Nase voll. Das
reicht mir, solange ich lebe.«
      »Ist ja schon gut«, sagte
Cheung erschöpft. »Und nun zu dem Sprengstoff, den Sie Moro
das nächstemal mitbringen sollen. Können Sie ihn abholen,
wenn ich ihn bis zum nächsten Wochenende zum Schienenkopf, zur
Umschlagstelle Juma schaffe?«
      »Ich fliege morgen mit Major
Hamid runter«, sagte Drummond. »Er nimmt eine Woche Urlaub.
Es macht ihm mehr Spaß, wenn ich mitkomme. Warum schließen
Sie sich uns nicht an?«
      Cheung schüttelte den Kopf.
»Das Täte ich wirklich gern, aber ich bin mit dem Papierkram
fürchterlich im Rückstand. Außerdem bin ich am Samstag
bei dem alten Khan zum Abendessen eingeladen.«
      »Wie Sie wollen«, sagte Drummond.
      Noch mal zweitausend. Damit beliefe
sich dann sein Guthaben bei der Bank of Geneve auf
dreiundzwanzigtausend Pfund. Noch zwei Flüge und das Geld, das
Ferguson ihm schuldete, dann hätte er genau dreißigtausend
Pfund. Das reichte. Höchste Zeit, daß er einmal ausspannte.
Er lehnte sich im Sitz zurück, summte vor sich hin und
konzentrierte sich dann auf die Instrumente, als er schräg
über den Gletscher auf den Paß zuhielt.
      Moro galoppierte neben den
Lastpferden her, pfiff und schlug mit seiner schweren ledernen
Reitpeitsche auf die knochigen Tiere ein. Er gab seinem Pferd die
Sporen und ritt als erster ins Dorf ein. Die Hufe des Tieres klapperten
über die lockeren Steine. Vor seinem Haus sprang er aus dem Sattel.
      Die Kinder waren inzwischen
verschwunden, die Straße lag ganz verlassen da. Lauschend stand
er da. Das Motorengeräusch der sich entfernenden Beaver wurde
immer schwächer. Glücklich zog er an der englischen
Zigarette, die Drummond ihm geschenkt hatte.
      Überall öffneten sich jetzt
Haustüren. Aus allen Häusern und Hütten strömten
Soldaten mit Schirmmützen und khakifarbenen Steppjacken. Als Moro
sich umwandte, öffnete sich die Tür seines Hauses, und ein
junger Offizier trat über die Schwelle. Er trug eine elegante,
maßgeschneiderte Reitjacke mit Pelzkragen. Auf seiner Mütze
erglänzte hell der rote Stern der Volksrepublik China.
      »Na, habe ich es gut
gemacht?« fragte Moro. Der junge Offizier nahm dem Tibetaner die
englische Zigarette aus dem Mund und inhalierte tief. Er verzog das
Gesicht zu einem strahlenden Lächeln.
      »Ausgezeichnet. Wirklich
ausgezeichnet.« Moro nickte, immer noch mit diesem diensteifrigen
Lächeln. Sie standen dicht nebeneinander und lauschten auf das
Motorengeräusch, das jetzt schon ganz gedämpft klang und
ihnen sagte, daß sich die Beaver inzwischen im Paß befinden
mußte.

    2. Kapitel
    FREUDENHAUS

      Drummond kam aus dem Dampfbad,
ließ sein Handtuch auf den gekachelten Boden gleiten und
stürzte sich kopfüber ins Wasser. Er tauchte bis auf den
Grund, um dort das in fröhlichen Farben gehaltene Mosaik zu
berühren, das die Göttin Kali darstellte, die wie seit
tausend Jahren durch das grüne Wasser blicklos in die Ewigkeit
starrte.
      Er tauchte wieder auf. Eines der
Mädchen des Hauses trat aus dem Dampf und kniete am Rande des
alten Beckens nieder. Es trug ein Tablett mit einer kleinen, hohen
Kaffeekanne und winzigen Täßchen. Drummond schwamm zu ihr,
und es reichte ihm eine
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