Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der eiserne Tiger

Der eiserne Tiger

Titel: Der eiserne Tiger
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
Drummond ließ sich seinen
Becher noch einmal füllen. »Nun, wie sieht es denn ganz
allgemein hier aus?« fragte er schließlich.
      Moro zuckte die Achseln. »Wir
dürfen uns nicht der Hoffnung hingeben, sie hier vernichtend zu
schlagen, aber wir können sie in Trab halten und ihnen das Leben
schwermachen. «
      »Und wie steht es mit der Bewaffnung?« erkundigte sich Cheung. »Brauchen Sie noch Waffen?«
      »Waffen haben wir nie genug.
Wir können sie ja schlecht mit Säbeln und Musketen
bekämpfen.«
      »Sie wollten uns doch von der Patrouille erzählen«, erinnerte ihn Drummond.
      Moro nickte und stand auf. »Das
hätte ich fast vergessen. Wenn Sie Ihren Tee ausgetrunken haben,
werde ich Ihnen zeigen, was ich meine.«
      Sie traten wieder auf die
Straße hinaus und kniffen von der grellen Morgensonne geblendet
die Augen zu. Der Tibetaner führte sie an halbverfallenen
Hütten vorbei. Wieder folgten ihnen die Kinder.
      Die Flügel der Tore in der
Außenmauer des Klosters schwangen quietschend in den Angeln hin
und her, von den Flammen geschwärzt und schon halb verbrannt.
      Sie durchquerten den
dahinterliegenden Hof, immer noch gefolgt von der ganzen Kinderschar,
und stiegen die breiten Stufen zu der Ruine hinauf, die eine der
berühmtesten Stätten der Weisheit des westlichen Tibet
gewesen war.
      Die Türen waren aufgesprengt
worden. Davon zeugten nur noch ein paar Bretter auf dem Boden. Durch
die Löcher im Dach strömte das Sonnenlicht herein.
      »Hier befand sich eine
Bibliothek mit mehr als fünfzehntausend Büchern und
Manuskripten, die fast alle über tausend Jahre alt waren. Die
Chinesen haben alles mit voller Absicht verbrannt.«
      Ganz hinten im Schatten bewegte sich
etwas. Ein roter Milan schwang sich träge in die Luft. Seine
riesigen Schwingen streiften die Dachbalken. Cheung stieß scharf
die Luft zwischen den Zähnen aus.
      Durch den von dem Vogel verursachten
Luftzug schwang etwas hin und her und entzog sich damit immer wieder
dem Zugriff der hellen Sonnenstrahlen, die stellenweise die Dunkelheit
vertrieben.
      Drummond ging hin. Da baumelte ein
chinesischer Soldat an einem Seil an den verkohlten Balken. Die Zunge
quoll ihm obszön aus dem Mund, und sein Gesicht war
schwärzlich und aufgedunsen. Wo die Augen gewesen waren,
gähnten nur noch leere Höhlen. Ein Ohr hatte man ihm
abgerissen.
      Als sich seine Augen an das
Dämmerlicht gewöhnt hatten, sah er auch die anderen. Sie
hingen alle mit einem Seil um den Hals von verkohlten Deckenbalken
herab und schwangen im Luftzug hin und her. Blind starrten sie in die
Ewigkeit.
      »Wir waren nicht da, als sie
kamen«, sagte Moro einfach. »Als wir dann
zurückkehrten, waren diese Narren so damit beschäftigt,
unsere Frauen zu schänden, daß sie nicht einmal daran
gedacht hatten, einen Wachtposten aufzustellen.«
      Eins der Kinder kam mit rauhem
Gelächter angerannt, packte den nächstbesten Leichnam am Bein
und schwang ihn wie wild hin und her. Die anderen Kinder folgten diesem
Beispiel, kamen herbeigestürzt und stürmten auf die Toten
los, um ihren makaberen Spaß mit ihnen zu treiben. Dabei lachten
sie schrill und ratlos.
      Drummond wandte sich ab und ging
hinaus. Seine Kehle war wie ausgedörrt. »Ich glaube, wir
sollten jetzt langsam an den Rückflug denken.«
      Mr. Cheung sagte kein Wort. Er war
leichenblaß. Er hatte offensichtlich einen Schock erlitten. Auf
seinem Gesicht lag ein schmerzlicher Ausdruck. Im Dorf pfiff Moro,
damit man ihm sein Pferd brachte. Er ergriff die Zügel und ging
den beiden Männern voraus - zurück zum See.
      »Was haben Sie uns diesmal mitgebracht?« fragte er Drummond.
      »Automatische Gewehre, Maschinenpistolen und zehntausend Schuß Munition.«
      Der Tibetaner nickte. »Gut,
aber vielleicht können Sie uns nächstesmal auch Sprengstoff
mitbringen.«
      Drummond sah den Chinesen fragend an. »Können Sie welchen beschaffen?«
      Der Chinese nickte. »Ich glaube schon. In vierzehn Tagen, oder ist Ihnen das zu früh?«
      »Ganz und gar nicht«,
erwiderte Drummond. »Noch zwei solche Flüge, dann höre
ich auf. Je eher ich sie hinter mich bringe, desto besser.«
      »Also in vierzehn Tagen«, sagte Moro. Sie gingen den steilen Abhang zum Seeufer hinunter.
      Inzwischen hatten Moros Leute die
Waffen ausgeladen. Mehrere Lastpferde waren schon auf dem Weg ins Dorf.
Drummond gab Moro noch eine letzte Zigarette, stieg ins Flugzeug und
schnallte sich an. Als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher