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Der eiserne Tiger

Der eiserne Tiger

Titel: Der eiserne Tiger
Autoren: Jack Higgins
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befand er sich
hier in Indien, wo Leben und Tod, Liebe und Fleischeslust Teil eines
großen Mysteriums waren.
      Raika übergoß ihn noch
einmal mit heißem Wasser und gleich darauf mit so eisigem Wasser,
daß ihm die Luft wegblieb. Er keuchte und schnappte nach Luft.
Ihre Augen glitzerten verdächtig. Offensichtlich amüsierte
sie sich über ihn. Erst dadurch nahm sie für ihn wirklich
Gestalt an, wurde zu einem Wesen aus Fleisch und Blut.
      Als sie sich über ihn beugte,
glitt der Sari bis zur Taille hinab auseinander. Drummond
umschloß eine ihrer spitzen Brüste mit der Hand. Sie hielt
ganz still und verharrte in dieser Stellung, beugte sich immer noch
über ihn - die Hand, die nach der Bürste hatte greifen
wollen, mitten in der Bewegung erstarrt.
      Drummond sah ihr ins Gesicht, als er
spürte, wie die Brustwarze in seiner Hand hart wurde. Der Ausdruck
ihrer Augen hatte sich verändert. Langsam neigte sie den Kopf, die
Lippen leicht geöffnet. Er schlang ihr die freie Hand um den
Nacken, um sie zu sich hinabzuziehen. Doch da räusperte sich
jemand diskret hinter dem Vorhang.
      Sofort richtete sich Raika wieder
auf, als sei nichts gewesen, und Drummond setzte sich. Ram Singh
blinzelte mit besorgt gerunzelter Stirn durch den Vorhang.
      »Es tut mir unendlich leid, Mr. Drummond, aber es ist jemand da, der Sie sprechen möchte.«
      »Jemand?«
      »Eine Miß Janet Tate.« Ram Singh lachte nervös. »Eine amerikanische Dame.«
      »Was, hier?«
      Plötzlich tauchte Hamid hinter
dem Hindu auf. Er hatte eine Zigarette zwischen den Lippen.
»Dieser Tag ist voller Überraschungen, Jack. Hast du eine
Ahnung, wer das ist?«
      »Es gibt nur eine Möglichkeit, das festzustellen.«
      Drummond schlang sich das Handtuch
fest um die Taille, trat aus der Kabine und ging in den Nebenraum. Der
war wunderschön eingerichtet. Auf dem Fußboden dicke
Teppiche. Ein niedriger Diwan neben dem anderen, davor jeweils runde
Messingtischchen. Hier entspannten sich die Kunden nach dem
anstrengenden Bad.
      Von Hamid und dem Hindu gefolgt, ging
er durch den Raum, kniete sich auf einen Diwan und warf durch ein
engmaschig geschmiedetes Gitter einen raschen Blick in Ram Singhs
Büro.
      Janet Tate stand am Schreibtisch und
betrachtete die Statue einer Tänzerin. Dann ging sie weiter und
besah sich alle Kunstgegenstände im Raum mit großem
Interesse. Sie sah entzückend aus in ihrem gelben Kleid.
Schulterlanges schwarzes Haar umrahmte ihr schönes, ruhiges
Gesicht.
      Hamid seufzte tief auf. »Eine Huri aus dem Paradies, hierhergeschickt, um uns zu entzücken.«
      Drummond stand wieder auf und bat um
einen Mantel. »Willst du dich denn nicht gleich anziehen?«
fragte Hamid.
      Drummond grinste. »Ausgeschlossen. Ich bin zu neugierig.«
      Als er kurz darauf das Büro
betrat, betrachtete Janet Tate gerade die Tapisserien. Sie drehte sich
rasch um und blieb wie angewurzelt stehen.
      Vor ihr stand ein etwa
vierzigjähriger Mann, dessen Haar an den Schläfen schon grau
wurde. Er war etwa 1,80 in groß, gut gebaut und hatte
kräftige, vertrauenerweckende Hände. Die fielen ihr gleich
auf, weil er den Gürtel seines Mantels fester zuzog.
      Vor allem aber faszinierte sie sein
Gesicht - der leicht ironische Zug um den Mund, der ihr verriet,
daß er zuviel über sich und andere Leute lachte. Seine
ausgeprägten Gesichtszüge gefielen ihr gleich. Er sah nicht
etwa gut aus, dafür sorgte schon die häßliche, faltige
Narbe, die vom rechten Auge bis zum Mundwinkel hinab verlief. Aber die
verhangenen Augen erinnerten an Rauch auf einem Hügel an einem
kalten Wintertag. Sie hatte ein merkwürdig hohles Gefühl im
Magen.
      »Mr. Drummond? Ich bin Janet Tate.«
      Sie streckte ihm nicht die Hand hin.
Fast schien es, als habe sie Angst, ihn zu berühren - als
könne sie dieser elementare Kontakt im ersten Augenblick so aus
der Fassung bringen, daß es um ihre Selbstbeherrschung geschehen
wäre.
      Da lächelte er, und dieses
Lächeln war von einem so umwerfenden Charme, daß sich ihr
Herz verkrampfte. »Sie hätten nicht hierherkommen
dürfen, Miß Tate. Das ist nicht gerade der richtige Ort
für eine Frau.«
      »Das hat mir der Mann im Hotel
auch schon gesagt«, meinte sie. »Aber hier sind doch auch
Mädchen. Als ich gekommen bin, habe ich zwei gesehen.«
      Dann begriff sie und riß
erstaunt die Augen auf. Drummond nahm sich eine Zigarette aus der
Sandelholzdose auf dem Schreibtisch. »Was kann ich
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