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Der eiserne Tiger

Der eiserne Tiger

Titel: Der eiserne Tiger
Autoren: Jack Higgins
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Tasse Kaffee, als er ihm die Hand aus dem
Wasser entgegenstreckte.
      Wie alle Mädchen dieses Hauses
war sie atemberaubend schön. Sie hatte feine Gesichtszüge und
große, schwarzumrandete Augen. Ihr grüner seidener Sari war
feucht vom Dampf, lag eng am Körper an und betonte ihre Formen und
den Schwung ihrer Brüste.
      Während Drummond den
heißen Kaffee schlürfte, hörte er ganz in der Nähe
rauhes Gelächter. Hamids mächtige Stimme dröhnte durch
den Raum. Er sang die erste Strophe des Zukhmel-Dil, einer Ballade, die
an der Nordwestgrenze sehr beliebt war, die sogar der Lieblingsmarsch
der Khyber Rifles gewesen war.
      Drummond reichte dem Mädchen die
Tasse wieder hinauf und antwortete singend mit der englischen Version
der Ballade.
      »Am anderen Ufer des Flusses
lebt ein Junge mit einem Hintern wie ein Pfirsich, aber ach, ich kann
nicht schwimmen.«
      Hamid brüllte vor Lachen, als er
mit einem Handtuch um die Hüften aus dem Dampfbad auftauchte. Er
war ein Pathane vom Stamm der Hazara - dunkelhäutig und
bärtig. Ein Freibeuter und Bild von einem Mann. Er war fast 1,90
in groß und hatte breite, muskulöse Schultern. Er grinste
übers ganze Gesicht.
      »Na, fühlst du dich jetzt besser, Jack? Sind die Kopfschmerzen weg?«
      »Jetzt bin ich zu jeder Schandtat bereit«, erwiderte Drummond.
      »Ich auch.« Der Pathane
fuhr dem Mädchen, das immer noch am Rande des Schwimmbeckens
kniete, mit der Hand durch das lange Haar. »Wirklich ein
schönes Lied, was wir da eben zum besten gegeben haben. Aber in
der Liebe halte ich mich doch lieber an das Althergebrachte.«
      Er zog das Mädchen zu sich hoch.
Der klamme Sari teilte sich, dabei wurde ihre linke Brust
entblößt. »Also, das kann sich sehen lassen.« Er
riß das Mädchen in die Arme und verabschiedete sich grinsend
von Drummond. »Also dann bis später.«
      Drummond schwamm träge ans
andere Ende des Beckens und wieder zurück. Er machte noch zweimal
die Runde, bevor er aus dem Wasser stieg. Er hob sein Handtuch auf,
schlang es sich um die Taille und lief über die warmen Fliesen.
      Der Nebenraum war langgestreckt und
schmal und hatte ein Gewölbedach. In diesem Raum befanden sich
lauter kleine Kabinen. Bei manchen waren Vorhänge vorgezogen. Aus
einer der Kabinen erklang Hamids tiefes Lachen, begleitet von dem
hellen Gekicher des Mädchens. Drummond lächelte.
      Er ging in die letzte Kabine, zog an
der Klingelschnur, stieg auf den steinernen Massagetisch und wartete.
Nach einer Weile wurde der Vorhang aufgezogen, und Ram Singh, der
Besitzer des Etablissements, erschien, gefolgt von mehreren
Männern, die Eimer mit heißem und kaltem Wasser trugen.
      Der Hindu lächelte. »Alles in Ordnung, Mr. Drummond?«
      »Sie haben einen neuen Menschen aus mir gemacht, wir könnten Sie in Sadar gut gebrauchen.«
      Mit gespieltem Entsetzen schlug der
Hindu die Augen zum Himmel. »Das liegt ja am Ende der Welt, Mr.
Drummond. Wirklich am Ende der Welt! - Ich schicke Ihnen Raika.«
      Damit zog er sich zurück. Drummond lag einfach nur da und starrte zur Decke hinauf. Am Ende der Welt. Gut
gesagt. Das ließ sich nicht bestreiten. Da lag Sadar wirklich.
Die Hauptstadt von Baipur hatte kaum dreitausend Einwohner - woraus man
auf die Größe des ganzen Landes schließen konnte. Ein
ödes, häßliches Fleckchen Erde, genauso hart und
grausam wie seine Bewohner. Dieses Land war ein Stiefkind Gottes. Nun
ja, nicht mehr lange - Allah sei gelobt und gepriesen.
      Der Vorhang wurde
zurückgeschoben. Drummond drehte den Kopf zur Seite. Raika stand
vor ihm. Sie war unbeschreiblich schön, trug einen Rubin an der
Nase und lange silberne Ohrringe mit kleinen Glöckchen, die bei
jeder Kopfbewegung klingelten.
      Sie trug einen Sari aus blauer Seide
mit Goldfäden durchwirkt, der die Linien ihres geschmeidigen
Körpers betonte. Drummond nickte ihr auffordernd zu. Ohne ein Wort
zu sagen, begann sie mit ihrer Arbeit.
      Zuerst wurde er mit heißem
Wasser übergössen, so glühend heiß, daß er
den Schmerzensschrei unterdrücken mußte, der sich seiner
Kehle zu entringen drohte.
      Zuerst bearbeitete sie seine Arme und
Beine, zunächst mit Bürsten und dann mit geübten
Händen. Seine verkrampften Muskeln entspannten sich. Ein wohliges
Gefühl überkam ihn. Er glaubte zu schweben.
      Wie schon so oft staunte er über
die Sachlichkeit dieses Vorganges, das völlige Fehlen offen zur
Schau gestellter Sinnlichkeit. Aber schließlich
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