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Der Einsatz

Der Einsatz

Titel: Der Einsatz
Autoren: David Ignatius
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Sie.»
    «Davon bin ich überzeugt, Kamal Bey. Sie müssen schier zugrunde gegangen sein vor Sorge. Und mit gutem Grund. Wussten Sie, dass jemand ganz gemeine Geschichten über mich beim FBI verbreitet? Können Sie sich so etwas vorstellen? Dieser Jemand behauptet, ich hätte heimlich für die britische Regierung gearbeitet. Manche Leute würden das als Verrat bezeichnen, den ich auch noch unter falschem Namen begangen habe.»
    «Aber das ist ja furchtbar!» Atwan hob sichtlich entsetzt beide Hände. Ein guter Schauspieler war er, das musste man ihm lassen.
    «Stimmt, aber ich habe mich bereits darum gekümmert. Gestern war ich in Washington bei meinem Chef. Meinem richtigen Chef, dem CI A-Direktor . Er war natürlich ohnehin schon die ganze Zeit über mein Vorgehen informiert, aber wir haben die Sache trotzdem noch einmal durchgesprochen. Und damit hat sie sich erledigt. Mit dem FBI wird sich mein Anwalt befassen. Aber ich danke Ihnen natürlich für die Anteilnahme.»
    «Was für ein Glück! Da bin ich aber froh.»
    In Atwans Stimme klang sogar echte Belustigung mit. Er war ein fairer Spieler, er wusste, dass er nicht jede Partie gewinnen konnte.
    «Eigentlich bin ich aber hier, um Ihnen einen kleinen Rat zu geben, Kamal Bey. Genauer gesagt, um Sie zu warnen.»
    «Wie nett von Ihnen. Und worum geht es, mein Lieber?»
    «Tja, Sir, ich will ganz offen mit Ihnen sein, auch wenn wir uns hier nicht gerade an einem sicheren Ort befinden und man nie wissen kann, wer sonst noch alles zuhört. Ich glaube, dass ein Bekannter von Ihnen im Iran gerade ziemlich in Schwierigkeiten steckt. Er stammt ursprünglich aus dem Libanon, so wie Sie. Sein Name, oder besser gesagt, der Name, den er bei seiner Geburt erhielt, lautet Kamal Hussein Sadr. Inzwischen reist er unter vielen verschiedenen Namen, doch der am häufigsten verwendete ist Al-Majnoun. Kommt Ihnen das vielleicht irgendwie bekannt vor?»
    Atwan versuchte zu lachen, doch es klang wie ein trockenes Krächzen.
    «Aber mein lieber Mr.   Pappas, dieser Herr   … Sadr oder Majnoun oder wie er auch immer heißen mag, ist bereits seit zwanzig Jahren tot. Wenn mich nicht alles täuscht, haben die Israelis ihn auf dem Gewissen.»
    «Ja, das stimmt. Aber anscheinend ist er trotzdem wiederauferstanden. Und jetzt hat er das Problem, dass die Iraner ihm auf die Schliche gekommen sind. Sie haben den Verdacht, er könnte bei unserer kleinen Unternehmung in Maschhad mitgewirkt haben. Alle Einzelheiten haben sie zwar noch nicht beisammen, aber trotzdem werden sie ihn festnehmen und verhören und alles herausfinden, es sei denn, es wird ganz schnell jemand aktiv.»
    Atwan räusperte sich. Seine Anspannung war nicht zu übersehen, obwohl er sich große Mühe gab, sie zu verbergen. «Und inwiefern sollte mich das betreffen?»
    «Nun, das Hauptproblem ist, dass die Iraner irgendwann ein kleines Gerät finden werden, das in ein Nuklearlabor eingeschmuggelt wurde. Ein hochentwickeltes technologisches Spielzeug, mit dem man den Code in Computerchips verändern kann. Entwickelt wurde es von einem gewissen libanesischen Unternehmer mit Sitz in London. Wir bekommen über unsere verschiedenen Kanäle einiges an Gerede mit, das können Sie sich ja denken, und anscheinend weiß man dort bereits mehr über Sie, als ich vermutet hätte.»
    «Was wollen Sie mir damit sagen?»
    «Ich will Ihnen damit sagen,
Sir
, dass Sie besser mal schleunigst in die Hufe kommen sollten, weil sonst ein gewaltiger Haufen Scheiße auf Sie niedergeht.»
    «Was für eine ordinäre Ausdrucksweise. Das passt gar nicht zu Ihnen, mein lieber Mr.   Pappas.»
    «Mag sein. Mir scheint sie hier durchaus angemessen. Aber was weiß ich schon? Ich bin ja nur Amerikaner. Ich habe keine Ahnung, wie kultivierte Menschen wie Sie normalerweise vorgehen. Trotzdem dachte ich mir, ich gebe Ihnen mal einen kleinen Hinweis. Tatsache ist doch, dass Al-Majnoun für Sie gearbeitet hat und Sie wiederum mit uns kooperiert haben. Das werden die Iraner ganz von selbst herausfinden. Sie werden begreifen, dass er unsere Leute getötet hat und ihre Leute noch dazu, und das dürfte sie ganz schön wütend machen. Es täte mir wirklich leid, wenn Ihr Betrieb den Bach runterginge, wo Sie doch schon so viel Gutes geleistet haben.»
    Atwan erhob sich und ging zum Kamin hinüber. An der Wand über dem Kaminsims hing ein Pastellbild von Edgar Degas, auf dem sich Balletttänzerinnen auf ihre Stunde vorbereiteten.Harry fragte sich, ob es wohl echt war. Der
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