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Der Einsatz

Der Einsatz

Titel: Der Einsatz
Autoren: David Ignatius
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zurückbehielt. Auf dem Weg in die Freiheit war er ums Leben gekommen, ebenso wie die Mitglieder des britischen Einsatzkommandos. Doch soweit Harry das beurteilen konnte, war Molavis Mission erfolgreich gewesen. Die einzige noch intakte Forschungseinrichtung im Iran war nun ebenfalls verseucht. So blieb den Iranern kein Instrumentarium mehr, dem sie rückhaltlos vertrauen konnten.
    Was immer sie künftig im Rahmen ihres Atomprogramms versuchten, würde Fehler enthalten. Ihre ranghöchsten Geheimdienstagenten waren zutiefst gedemütigt. Sie würden Jahre brauchen, um sich davon zu erholen, und die Gerüchte aus Teheran bewiesen, dass sie verzweifelt versuchten, Erklärungen zu finden und zu vertuschen, was ihnen zugestoßen war. Die Regierung der Vereinigten Staaten musste im Grunde nur ein paar weitere Einzelheiten in ihren Bericht aufnehmen, um die Katastrophe für Teheran komplett zu machen.
     
    Der Admiral lauschte Harrys Erzählung mit großen Augen. Und dabei blieben ihm die Nuancen der Erzählung verborgen. Er war schließlich Seemann und kein Spion. Doch waser hörte, gefiel ihm, und als Harry geendet hatte, lag ein breites Lächeln auf seinem Gesicht. Dann runzelte er allerdings schnell wieder die Stirn.
    «Das wird das Weiße Haus aber kaum dazu veranlassen, seine Pläne zu ändern», erklärte er. «Sie werden es nur als weiteren Beweis dafür sehen, dass der Iran eine Bedrohung darstellt. Schließlich hatte das Land ein geheimes Atomwaffenprogramm samt Reserveeinheit.»
    «Aber die ist doch jetzt zerstört, und damit ist das Programm am Ende. Wir brauchen absolut nichts zu bombardieren.»
    «Mein lieber Harry, es gibt hier Leute, die werfen gern mit Bomben. Das gibt ihnen das gute Gefühl, eine Strategie zu haben, wenn sie ihre Streitkräfte losschicken.»
    Harry hielt inne und griff nun seinerseits nach einem der Modelle auf dem Schreibtisch des Direktors. Es war ein F/A-1 8-Bomber , eines der Flugzeuge, die auch bei einem Angriff auf Ziele im Iran eingesetzt würden, falls es jemals so weit kommen sollte.
    «Nun, Sir, dann spiele ich eben nicht mehr mit.»
    «Was wollen Sie denn damit sagen, Harry? Sie müssen mitspielen. Sie sind Amerikaner. Die Einrichtung, für die Sie arbeiten, ist der verlängerte Arm des Präsidenten.»
    «Irrtum. Ich bin raus aus dem Spiel. Ich höre auf. So bald wie möglich. Das ist das andere, was ich Ihnen sagen wollte.»
    «Und das FBI?»
    «Das wird sich schon irgendwann wieder beruhigen. Die Leute vom FBI machen der CIA nun mal gern das Leben schwer, aber selbst sie werden irgendwann begreifen, dassdieser Fall aussichtslos ist. Sie stürzen sich auf mich, weil ihnen selbst jemand im Nacken sitzt. Aber damit wird es auch bald ein Ende haben.»
    Der Direktor musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen. «Und wer genau sitzt ihnen im Nacken?»
    «Ein gewisser Herr arabischer Herkunft, würde ich mal vermuten. Aber so detailliert wollen Sie das gar nicht wissen, Sir, glauben Sie mir. Lassen Sie das einfach meine Sorge sein. Das ist sehr viel sicherer.»
    Der Direktor nickte, schien aber noch nicht völlig überzeugt. «Und was springt für Sie dabei heraus, Harry? Verkriechen Sie sich einfach irgendwo, wenn das alles hier vorbei ist?»
    «Ich will mich zurückziehen», wiederholte Harry. «Ich habe die Nase voll. Ich bin am Ende. Ich habe meinen Sohn verloren und jetzt auch noch diesen Jungen. Wenn ich es nicht ganz blöd anstelle, bleibt mir wenigstens noch Zeit für meine Tochter. Außerdem will ich diese Arbeit einfach nicht mehr machen. Das ist im Grunde meine einzige Bedingung. Sobald der ganze Papierkram erledigt ist, will ich raus. Und ich will auch keinerlei Berechtigungen behalten. Nicht eine. Es ist vorbei für mich.»
    Der Direktor musterte ihn kopfschüttelnd. «Ihre griechischen Vorfahren sind schon ein seltsames Völkchen, wissen Sie das eigentlich? Erst das ganz große Drama, und dann macht es ‹puff›, und alles ist vorbei. Gute Seefahrer allerdings. Das muss man ihnen lassen.»
     
    Harry Pappas verließ das Büro des CI A-Direktors und kehrte in den schäbigeren ersten Stock und das Persische Haus zurück. Der Imam Hussein hatte nie herzzerreißender ausgesehen: Seine Augen weinten blutige Tränen. Harry rief Marcia Hill zu sich und teilte auch ihr mit, was er gerade dem Direktor erzählt hatte. Dann fügte er hinzu, dass er noch einmal verreisen müsse.
    «Und wohin, wenn ich das fragen darf?»
    «Einfach weg. Ich muss noch eine letzte kleine Reise machen,
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