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Der Einsatz

Der Einsatz

Titel: Der Einsatz
Autoren: David Ignatius
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rief ihn sogar höchstpersönlich an, obwohl es in Paris erst kurz nach sieben war. Er kündigte einen Bericht an, den er weiterleiten wolle und der seinen alten Freund
‹arry Pappa›
sicher brennend interessieren würde. Und so war es auch.
    Wie die Franzosen berichteten, waren die Kommandeure des Geheimdienstes der Revolutionsgarden, des Ettelaat-e Sepah, tags zuvor von einer streng geheimen Operation in Kenntnis gesetzt worden. Der Chef hatte seiner Elitetruppe erklärt, dass dank des unermüdlichen Einsatzes des Geheimdienstes und insbesondere der heroischen Taten des Märtyrers Mehdi Esfahani ein Komplott westlicher Geheimdienstehabe verhindert werden können, die dem Iran geheime Berichte über dessen Nuklearforschungen entwenden wollten. Ein Verräter, der für die Forschungseinrichtung Tohid gearbeitet habe, sei dabei ums Leben gekommen, ebenso wie sein Komplize, der in Maschhad in einer weiteren Einrichtung, dem Forschungszentrum Ardabil, tätig gewesen sei. Organisiert habe den Einsatz der «Kleine Satan» Großbritannien, dessen Agenten ebenfalls ums Leben gekommen seien, als sie versuchten, den iranischen Verrätern zur Flucht zu verhelfen. Doch hinter Großbritannien stehe selbstverständlich der «Große Satan», dessen Heimtücke sich hier erneut ebenso offenbart habe wie seine Unfähigkeit. Die Garden hätten bereits entsprechende Maßnahmen in die Wege geleitet, um weitere Teilnehmer des Komplotts ausfindig zu machen, und aufgrund ihres unverzüglichen Einsatzes sei das iranische Nuklearprogramm insgesamt glücklicherweise vollkommen unangetastet geblieben.
    Da stand es. Alles, was Harry Pappas sich ersehnt hatte, hübsch verpackt und verschnürt von einem iranischen Geheimdienst, der ebenso versessen darauf war, seine Haut zu retten, wie Harrys eigener Brötchengeber, wenn er einen kapitalen Fehler beging. Am besten gefiel Harry an der ganzen Sache, dass die Iraner offensichtlich nicht die geringste Ahnung hatten, dass ihr wahres Problem noch längst nicht beseitigt war.
    Als Harry schließlich in seinen Jeep Cherokee stieg und vom Parkplatz fuhr, war es bereits nach zwei Uhr morgens. Er wollte nach Hause und noch ein paar Stunden schlafen, bevor er zum Direktor ging.

39   Washington
    Der Admiral war zur morgendlichen Besprechung und einem weiteren Vier-Augen-Gespräch mit dem Präsidenten zum Thema Terrorismus im Weißen Haus und kam erst gegen halb zehn nach Langley zurück. Harry hatte den Sicherheitsbeamten vom siebten Stock, dessen Sohn auf Andreas’ Schule in Fairfax ging, gebeten, ihn anzurufen, sobald der Chef zurückkam. Das ermöglichte Harry, bereits den Kopf zur Tür hereinzustecken, als der Admiral gerade erst seine schwere Aktentasche abgestellt und seine blaue Marinejacke auf den Bügel gehängt hatte, lange vor den vielen Speichelleckern und Zeiträubern, die draußen im Vorzimmer darauf warteten, ihren täglichen Angriff zu fahren. Die Sekretärin machte den halbherzigen Versuch, ihn davon abzuhalten, doch die Bürotür des Chefs stand offen, und sie mochte Harry ohnehin lieber als all die anderen.
    «Haben Sie kurz Zeit für mich, Sir?», fragte Harry.
    «Wo zum Teufel haben Sie bloß gesteckt? Da haben eine ganze Menge Leute nach Ihnen gefragt.»
    «Lange Geschichte, Sir. Es dürfte wohl ein paar Minuten dauern, Ihnen das zu erzählen. Kann ich die Tür zumachen?»
    Harry wartete die Antwort nicht ab, sondern schloss mit Nachdruck die Tür hinter sich – gerade noch rechtzeitig, um dem Leiter der Rechtsabteilung den Zutritt zu verwehren, der bereits mitbekommen hatte, dass sich der neue Pin-up-Boy des FBI gerade im siebten Stock aufhielt.
    «Ihnen steht das Wasser bis zum Hals, Kamerad. Haben Sie mitbekommen, dass das FBI letzte Woche hier war? Die wollen ein Ermittlungsverfahren gegen Sie eröffnen.»
    «Und weswegen, falls ich das überhaupt wissen darf?»
    «Spionage, Hochverrat   … was weiß denn ich? Anscheinend glauben die, dass Sie als Agent für eine ausländische Großmacht tätig waren, deren Hauptstadt London heißt, und zwar bei irgendeinem krummen Ding im Iran. Ist da was dran?»
    «Ja, Sir, im Großen und Ganzen schon. Ich hatte Ihnen doch erzählt, dass ich die Briten einbeziehen werde. Sie haben die nötige Infrastruktur im Iran, die uns fehlt. Erinnern Sie sich noch? Wir hatten darüber gesprochen.»
    Der Admiral zuckte die Achseln. Er trug ein weißes Hemd, dessen Schultern vier dicke goldene Sterne zierten.
    «Ich weiß nicht mehr, woran ich mich
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