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Der Einsatz

Der Einsatz

Titel: Der Einsatz
Autoren: David Ignatius
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Abrakadabra, schon sind die Bösen mit einem Schlag in Gute verwandelt. Doch so funktioniert die Welt leider nicht. Sie bewegt sich immer nur von einer Graustufe zur nächsten.»
    «Was für ein Bockmist», sagte Harry.
    «Sie wollen mich provozieren, mein Lieber, doch das wird Ihnen nicht gelingen. Die Wahrheit ist, dass wir die Iraner, die so gern in Schwarz und Weiß denken, in meine graue Welt hineingezogen haben, wo alles nicht ganz so ist, wie sie es gerne hätten. Und wenn alles grau in grau ist, findet man sich nur schlecht zurecht.»
    «In jedem Fall werden sie herausfinden, dass sich jemandan ihrem Atomprogramm zu schaffen gemacht hat. Das steht fest.»
    «Zugegeben. Der Premierminister hat die Rolle Doktor Molavis, dieses bedauernswerten jungen Mannes, ja noch einmal hervorgehoben. Dennoch werden sie nie erfahren, wie weit sein Verrat tatsächlich ging. Manche werden glauben, dass die Probleme bei Tohid allesamt auf sein Konto gingen, und dabei die Abweichungen in den Geräten übersehen, die wir ihnen verkauft haben. Andere werden auch Misstrauen gegen die Geräte hegen, aber nicht wissen, wie sie die Fehler belegen sollen. Und dann bleibt ja noch das andere Forschungszentrum in Maschhad. Werden sie einen Verdacht dagegen hegen oder nicht? Im Grunde können sie das alles gar nicht herausfinden.»
    «Aber sie werden mit Sicherheit Verdacht schöpfen, wenn sie das Gerät finden, das Karim bei sich hatte.»
    «Ja, natürlich. Das Gerät.»
    Atwan rief Al-Majnoun ein paar Worte auf Arabisch zu, der sich daraufhin von seinem Platz in der Zimmerecke erhob und auf Zehenspitzen durch den Raum kam. Als er neben Atwan stand, schob er die Hand in die Innentasche seines schwarzen Jacketts und zog einen rechteckigen Gegenstand hervor, den er seinem Gönner reichte.
    «Meinten Sie vielleicht dieses Gerät hier, Mr.   Pappas? Einer der Hauptgründe für die Entscheidung, meinen Freund Al-Majnoun in das Unternehmen zu involvieren, war, dieses Gerät zurückzubekommen. Außerdem sollte er auch sämtliche anderen Spuren verwischen, die Ihr   … verzeihen Sie mir den Ausdruck   … Ihr
Gewerbe
gern hinterlässt. Mein getreuer Majnoun hat es aus der Anzugtasche des jungen Mannes entferntund durch ein harmloses Stück Plastik ersetzt. Ich habe im Lauf meines Lebens gelernt, dass es das Beste ist, auch bei den kleinsten Details nichts dem Zufall zu überlassen – oder aber den Geheimdiensten der Vereinigten Staaten und Großbritanniens, was in etwa auf das Gleiche hinausläuft. Um also noch einmal auf Ihre Frage zurückzukommen: Nein, ich glaube nicht, dass die Iraner irgendwie Verdacht schöpfen werden.»
    «Aber was werden sie denn dann tun? Aufgeben doch ganz sicher nicht.»
    «Sie werden es einfach immer weiter versuchen. Die Vereinten Nationen werden neue Sanktionen verhängen, die IAEA wird neue Inspektionen anordnen. Aber die Iraner werden immer wieder von vorn anfangen. Sie werden neue Pläne schmieden, sich neue Ausrüstung beschaffen. Und ich stehe bereit, um sie ihnen zu verkaufen. Noch lieber würde ich sagen:
Wir
stehen bereit, um sie ihnen zu verkaufen. Ich muss gestehen, Harry, ich bewundere Sie. Trotz all Ihres Amerikanertums würden Sie einen recht passablen Geschäftspartner abgeben. Der gute Adrian hat zwar viele Vorzüge, aber ihm fehlt doch in letzter Zeit der nötige Biss. Sie scheinen mir aus härterem Holz geschnitzt zu sein.»
    «Das Gelaber können Sie sich sonst wohin stecken!»
    «Was für eine unschöne Formulierung. Aber da es nun einmal zu Ihrer Art gehört, muss ich mich bei meinem künftigen Geschäftspartner wohl daran gewöhnen.»
    «Ich bin nicht Ihr Geschäftspartner. Ich bin niemandes Partner mehr. Ich bin draußen.»
    «‹Draußen› ist man nie, mein lieber Harry. Das ist auch bloß wieder eine Ihrer Illusionen.»
    «Es tut mir leid, Kamal, ich bin nun mal mehr der Schwarz-Weiß-Typ. Grau gehört nicht zu meinem Spektrum. Ich bin entweder drinnen oder draußen, und in diesem Fall bin ich eindeutig draußen.»
    Atwan schüttelte den Kopf. «Ihr Amerikaner solltet lieber zu Hause bleiben, wo diese merkwürdig monochromen Ansichten zumindest eine gewisse Bedeutung haben. Mir scheint, mein Lieber, dass Sie unseren Teil der Welt tatsächlich nicht recht begreifen. Nichts hat je ein Ende. Welche Seite der Münze ist oben, welche unten? Wie spät ist es? Wann fährt der Zug? Wer kann das alles schon sagen, mein Freund? Wer kann es jemals sagen? Wird Iran jemals die Bombe haben? Nicht
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