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Der Einfaltspinsel

Der Einfaltspinsel

Titel: Der Einfaltspinsel
Autoren: Tom Sharpe
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fühlten, und wieder zu Hause dachte sie immer noch an die Reise nach Amerika und wie neidisch Mavis Mottram sein würde, wenn sie davon erfuhr. Nachmittags bereitete sie die Räucherlachsschnittchen und den Dip für das am Abend stattfindende Meeting der Umweltgruppe vor. Und weil sie den Eindruck hatte, der Räucherlachs reiche nicht, ging sie noch mal in den Feinkostladen und kaufte noch ein paar Rollmöpse für den Fall, dass mehr Leute als sonst kamen. Und sie stellte den Vinho Verde im Kühlschrank kalt. Doch ihre Gedanken kehrten immer wieder zu der Frage zurück, was die Vierlinge auf der Reise nach Wilma anziehen sollten. Sie sollten zwar anständig aussehen, falls sie die vier andererseits zu schick kleidete, käme Tante Joan vielleicht auf den Gedanken … nun, dass Eva sie verwöhnte und zu viel Geld ausgab oder, schlimmer noch, genug Geld zum Ausgeben hatte. Bei der Kleiderfrage musste Eva auch noch eine Reihe anderer Faktoren berücksichtigen, unter anderem, dass Tante Joan Engländerin war, früher als Bardame und, Evas Mum zufolge, nebenher noch als etwas anderes gearbeitet hatte, was der Grund sein könnte, weshalb sie heute so großzügig war. Ganz im Gegensatz zu Tante Joans eigener Mum. Die soll ein knauseriger alter Geizkragen gewesen sein und kein Haar besser als Joan, jedenfalls als junge Frau, wie Evas Mum einmal übel gelaunt über sie verraten hatte. Etwas Wahres war daran, denn Eva hatte mit angehört, wie Mrs. Denton sich furchtbar mit Joanie gestritten und sie beschimpft hatte, sie habe sich diesen Yankees für ’n Appel und ’n Ei hingegeben. »Man nimmt zehn Pfund auf ’m Rücksitz von ’nem Auto und fünfundzwanzig, wenn sie’s richtig besorgt haben wollen. Wenn du’s für weniger machst, erniedrigst du dich bloß.« Eva war damals acht gewesen und hatte sich verkrümelt, bevor die beiden merkten, dass sie belauscht wurden. Auch jetzt, wo es darauf ankam, seine Karten richtig auszuspielen, musste sie vorsichtig sein und durfte es nicht übertreiben. Wenn sie selbst nicht elegant gekleidet auftrat, bekam Tante Joan vielleicht Mitleid mit ihr und dachte, sie müsse ihr ganzes Geld für die vier ausgeben. Im Grunde störte es Eva nicht, was Tante Joan als junge Frau getrieben hatte. Nicht, wo sie jetzt so reich und angesehen und mit einem Multimillionär verheiratet war. Das Wichtigste war jedenfalls, dafür zu sorgen, dass die Mädels sich anständig benahmen und dass Henry sich nicht betrank und rüpelhafte Bemerkungen darüber machte, dass es in Amerika keinen staatlichen Gesundheitsdienst gab. Auf dem Klo dachte Wilt bereits rüpelhafte Dinge. Verdammt wollte er sein, wenn er in die Staaten flog, um sich von Onkel Wally und Tante Joan von oben herab behandeln zu lassen. Sie hatte ihm mal eine Bermudashorts mit Schottenmuster geschickt, und Wilt hatte sich geweigert, das Ding auch nur für ein Foto zu tragen, das Eva mit einem Dankesbrief zurückschicken wollte. Er musste sich eine Ausrede einfallen lassen.
    »Was machst du da drin?«, fragte Eva nach zehn Minuten.
    »Was glaubst du denn? Ich seile einen ab, was sonst.«
    »Mach das Fenster auf, wenn du fertig bist. Wir erwarten Gäste.«
    Wilt machte das Fenster auf und verließ das Klo. Er hatte sich entschieden.
    »Hört sich nach einer tollen Chance an, so ’ne Reise in die Staaten«, sagte er, während er sich an der Küchenspüle die Hände wusch und sie anschließend an einem Tuch abputzte, das Eva hingelegt hatte, um Salat damit zu trocknen. Eva musterte ihn misstrauisch. Wenn Henry sagte, etwas höre sich toll an, bedeutete das in der Regel das Gegenteil und dass er es nicht machen wollte. Diesmal würde sie dafür sorgen, dass er es tat.
    »Wirklich schade, dass ich nicht mitkommen kann«, fuhr er fort und warf einen Blick in den Kühlschrank.
    Eva, die den Salat gerade auf ein sauberes, trockenes Tuch gelegt hatte, hielt inne.
    »Was soll das heißen, du kannst nicht mitkommen?«
    »Ich muss den Kurs für die Kanadier abhalten. Du weißt schon, den über ›Britische Kultur und britisches Brauchtum‹, den ich schon letztes Jahr hatte.«
    »Du hast gesagt, den würdest du nicht noch mal übernehmen. Nicht nach all den Problemen beim letzten Mal.«
    »Das weiß ich auch«, sagte Wilt und nahm sich mit einem Stück Knusperbrot etwas von dem Hummus. »Aber Swinburnes Frau liegt im Krankenhaus und er kann die Kinder nicht allein lassen. Deshalb muss ich ihn vertreten. Da kann ich keinen Rückzieher machen.«
    »Könntest
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