Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Einfaltspinsel

Der Einfaltspinsel

Titel: Der Einfaltspinsel
Autoren: Tom Sharpe
Vom Netzwerk:
du doch, wenn du wirklich wolltest«, sagte Eva und reagierte sich ab, indem sie das Salattuch kräftig an der Hintertür ausschüttelte. »Du suchst doch nur nach einer Ausrede. Du hast Angst vorm Fliegen. Ich weiß noch, wie du dich damals auf dem Flug nach Marbella angestellt hast.«
    »Ich habe keine Flugangst. Mir machten nur die vielen Fußball-Hooligans Sorgen, die sich im Flugzeug besoffen und geprügelt haben. Außerdem hat das damit gar nichts zu tun. Ich habe mich verpflichtet, Swinburnes Kurs zu übernehmen. Und das Geld werden wir auch brauchen, schließlich gibst du es garantiert da drüben aus.«
    »Du hast nicht zugehört. Onkel Wally zahlt den Flug und sämtliche Ausgaben und …«
    Doch bevor sie sich so richtig streiten konnten, klingelte es an der Tür und Sarah Bevis traf ein. Sie trug eine Rolle Plakate. Der junge Mann hinter ihr hielt einen Pappkarton. Wilt verschwand durch die Hintertür. Er würde in einem indischen Restaurant zu Abend essen.

3
    Am nächsten Morgen stand Wilt früh auf und radelte zur Berufsschule. Er musste mit Swinburne reden, damit er ihm den Kurs mit den Kanadiern überließ.
    »Der ist gestrichen worden. Ich dachte, das wüsstest du«, sagte Swinburne zu Wilt, als der ihn endlich gegen Mittag in der Kantine fand. »Was mir egal ist, allerdings hätte ich das Geld gebrauchen können.«
    »Aus einem bestimmten Grund?«
    »Sex. Roger Manners hat letztes Jahr irgendeine Frau aus Vancouver gevögelt.«
    »Was ist daran so ungewöhnlich? Er führt sich doch immer wie ein Ziegenbock auf. Der blöde Esel hat nur Sex im Kopf.«
    »Hat sich die Falsche ausgesucht«, sagte Swinburne. »Er hat sie geschwängert, was nicht sehr klug war, weil ihr Mann eine Vasektomie hatte. Für den war’s eine üble Überraschung, plötzlich eine schwangere Frau zu haben. So übel, dass er aus Vancouver rübergeflogen ist, den ollen Roger aufspürte und mit der frohen Botschaft zum Direktor ging.«
    »Und die lautete?«
    »Dass er sich scheiden lasse und Roger vor Gericht zerre. Und zweitens, ihm gehörten in Kanada ein Fernsehsender und mehrere Zeitungen und er werde dafür sorgen, dass der Vorfall überall bekannt wird. Die Leute sollten ruhig wissen, dass an unserer Schule zu einem Kurs über ›Britische Kultur und britisches Brauchtum‹ auch Sex und Seitensprünge gehörten.
    Damit war der Kurs erledigt. Ich bin erstaunt, dass du es nicht wusstest.«
    Wilt teilte Peter Braintree die schlechten Neuigkeiten mit.
    »Ich muss mir rasch was einfallen lassen. Will verdammt sein, wenn ich nach Wilma fliege.«
    »Hört sich für mich nach einer netten Reise an. Kostenfrei, und Amerikaner sind sehr gastfreundlich. Jedenfalls sagt man das immer.«
    Wilt erschauerte. »Gastfreundlich ist eine Sache, aber du bist offenkundig nie Onkel Wally und Tante Joan begegnet. Als sie das letzte Mal hier waren, mussten wir sie zum Dinner in ihrem Hotel in London besuchen. Und selbstredend musste es das größte, neueste und teuerste Hotel sein, und das Dinner wurde in ihrer Suite eingenommen. Es war die Hölle auf Erden. Zuerst mussten wir ›richtig‹ trockene Martinis trinken, wie Wally sie nennt. Gott allein weiß, wie viel Prozent der Gin hatte, aber ich schätze, es war flüssiger Semtex-Sprengstoff. Ich war bis zu den Kiemen abgefüllt, als Hummer aufgetragen wurden. Dann die größten Steaks, die ich je gesehen habe. Kein Wein. Wein ist was für Waschlappen, findet Onkel Wally, darum mussten wir auf Malt Whisky und Coke umsteigen. Ich bitte dich, Malt Whisky und Coca-Cola. Und die ganze Zeit über blökte Tante Joan, wie prächtig es sei, dass Eva Vierlinge habe, und wie nett es wäre, wenn wir sie alle in Wilma besuchten. Nett? Der reinste Horror und ich bleibe hier.«
    »Eva wird nicht begeistert sein«, sagte Braintree.
    »Möglich, aber mir fällt schon was ein. Tricks und Finten, dank derer mein Hierbleiben etwas Verlockendes hat. Wir müssen die Sache psychologisch geschickt angehen und uns fragen, warum Eva vor Freude außer sich ist. Das kann ich beantworten. Nicht, weil sie das Land der grenzenlosen Freiheit zum ersten Mal besucht. Keineswegs. Sie hat einen geheimen Plan, der beinhaltet, sich an den verflixten Onkel Wally und Tantchen J. ranzuschmeißen, damit die beiden, die kinderlos und folglich ohne Erben sind, ihr gewaltiges Vermögen unseren vier lieben Töchtern hinterlassen, wenn sie schließlich den Löffel abgeben und in den himmlischen Bible Belt einziehen.«
    »Glaubst du wirklich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher