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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm
Autoren: King Stephen
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Vielleicht im Turm selbst. Aber die Wüste war natürlich verwirrend und voller Luftspiegelungen. Der Dunkle Turm lag noch tausende von Rädern entfernt vor ihm. Dieses Gefühl, viele Stufen erstiegen und in viele Räume gesehen zu haben, in denen viele Gesichter seinen Blick erwidert hatten, schwand bereits.
    Ich werde ihn erreichen, dachte er, indem er mit zusammengekniffenen Augen in die unbarmherzige Sonne aufsah. Das schwöre ich beim Namen meines Vaters!
    Und vielleicht ist es dieses Mal dann anders, wenn du dort hinkommst, flüsterte eine Stimme – höchstwahrscheinlich die Stimme des Wüstendeliriums, denn wann wäre er schon jemals dort gewesen? Er war, was er war und wo er war, nur das, nichts anderes, gewiss nicht mehr. Er besaß keinen Sinn für Humor und nur wenig Phantasie, aber er war unerschütterlich. Er war ein Revolvermann. Und in seinem Herzen, gut verborgen, empfand er weiter die bittere Romanze seiner Suche.
    Du bist der Einzige, der sich niemals ändert, hatte Cort ihm einmal erklärt, und Roland hätte schwören können, Angst in seiner Stimme gehört zu haben … obwohl er nicht begriff, weshalb Cort sich vor ihm – einem Jungen – fürchten sollte. Das wird dein Untergang sein, Junge. Du wirst auf deinem Weg zur Hölle hundert Paar Stiefel aufbrauchen.
    Und Vannay: Wer nicht aus der Vergangenheit lernt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.
    Und seine Mutter: Roland, musst du immer so ernst sein? Kannst du niemals ausruhen?
    Trotzdem flüsterte die Stimme es noch einmal
    (dieses Mal anders vielleicht anders)
    und Roland glaubte, etwas anderes als Alkali und Teufelsgras zu riechen. Er glaubte, es könnten Blumen sein.
    Er glaubte, es könnten Rosen sein.
    Er verlagerte seine Gunna von einer Schulter auf die andere und berührte dann das Horn, das hinter dem Revolver an der rechten Hüfte in seinem Gürtel steckte. Das alte Messinghorn, das der Sage nach einst Arthur Eld selbst geblasen hatte. Auf dem Jericho Hill hatte Roland es Cuthbert Allgood gegeben, und als Cuthbert gefallen war, hatte Roland sich gerade noch die Zeit genommen, sich zu bücken und es wieder aufzuheben, bevor er den Todesstaub jenes Hügels von seinen Stiefeln geschüttelt hatte.
    Dies ist dein Sigul, flüsterte die verhallende Stimme, die süßen Rosenduft, den Geruch der Heimat – o verloren! – an einem Sommerabend, mit sich brachte: ein Stein, eine Rose, eine nichtgefundene Tür; ein Stein, eine Rose, eine Tür.
    Dies ist dein Versprechen, dass die Dinge sich, anders entwickeln können – dass es vielleicht eine Rast geben wird. Sogar Erlösung.
    Eine Pause, und dann:
    Wenn du standhaft bist. Wenn du wahrhaftig bist.
    Er schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu können, überlegte, ob er noch einen Schluck Wasser nehmen sollte, kam aber davon ab. Heute Abend. Wenn er sein Lagerfeuer auf Walters Knochen entzündete. Dann würde er trinken. Vorerst jedoch …
    Vorerst würde er seine Wanderung fortsetzen. Irgendwo in weiter Ferne stand der Dunkle Turm. Näher jedoch, viel näher, war der Mensch (war er ein Mensch? war es wirklich einer?), der ihm vielleicht sagen konnte, wie man dorthin kam. Roland würde ihn einholen, und wenn er das tat, würde dieser Mann auspacken … aye, ja, yar, so soll es über Berge und Täler hallen: Walter würde gefangen werden, und Walter würde reden. Roland berührte nochmals das Horn, und dessen Vorhandensein war eigenartig tröstlich, so als hätte er es nie zuvor berührt.
    Zeit, sich weiterzubewegen.
    Der Mann in Schwarz floh durch die Wüste, und der Revolvermann folgte ihm.
     
    19. Juni 1970 – 7. April 2004
    Sage Gott meinen Dank.

 
     
     
     
     
     
    A NHANG

Robert Browning
    »H ERR R OLAND KAM ZUM FINSTERN T URM .«
    König Lear III 4.
     
    I
    Zuerst durchfuhr mich’s: Lug ist, was er spricht,
    Der weißgeharrte Krüppel, dessen Blicke
    Voll Bosheit schielen, ob die Lüge glücke;
    Wie zuckt der falsche Mund, als trüg’ er’s nicht
    Den Hohn zu hehlen, der verdammte Wicht,
    Ob diesem neuen Opfer seiner Tücke!
     
    II
    Wozu stand er mit seinem Stab sonst da,
    Als daß er allen Wandrern Schlingen lege,
    Die gläubig ihn befragt um Pfad’ und Stege?
    Sein schädelgleiches Lachen hört’ ich, sah
    Im Geist die Krücke meine Grabschrift, ha!
    Kritzeln, zum Zeitvertreib, im staub’gen Wege,
     
    III
    Wenn ich nach seinem Wort mich seitwärts wandte,
    Zu dem verrufnen Ort, des Wüstenei
    Den finstern Turm umschloß. Doch sonder Scheu
    Ritt ich, wohin er wies,
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