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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm
Autoren: King Stephen
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wahrer Vater, gesagt hatte: Aus Kämpfen, die fünf Minuten dauern, entstehen Legenden, die tausend Jahre lang leben. Und: Man braucht nicht glücklich zu sterben, wenn’s so weit ist, aber man muss zufrieden sterben, denn man hat sein Leben von Anfang bis zum Ende gelebt, und Ka wird mit allem gedient.
    Jake Chambers betrachtete das Dixie Pig zufriedenen Gemüts.
     
     
    3
     
    Auch mit kristallener Klarheit. Seine Sinne waren so geschärft, dass er nicht nur bratendes Fleisch, sondern auch den Rosmarin roch, mit dem es eingerieben worden war; er konnte nicht nur den stetigen Rhythmus seiner Atmung, sondern auch das murmelnde Fluten seines Bluts hören, das auf einer Halsseite zum Gehirn aufstieg und auf der anderen zum Herzen hinabsank.
    Er erinnerte sich auch daran, dass Roland einmal gesagt hatte, selbst der kürzeste Kampf, vom ersten Schuss bis zur letzten zusammenbrechenden Gestalt, erscheine den Kämpfenden endlos lang. Die Zeit werde elastisch; dehne sich bis fast zum Verschwinden. Jake hatte genickt, als hätte er das alles verstanden, obwohl er nichts begriffen hatte.
    Jetzt verstand er’s.
    Sein erster Gedanke war, dass die Gegner zu zahlreich waren – bei weitem zu zahlreich. Er schätzte ihre Zahl auf nahezu hundert, von denen die meisten bestimmt zu Father Callahans »niederen Männern« gehörten. (Einige waren niedere Frauen, aber Jake zweifelte nicht daran, dass das vom Prinzip her egal war.) Zwischen ihnen verteilt – alle weniger fleischig als die niederen Folken, manche sogar schlank wie Florette; mit aschfahlem Teint und einer schwachen bläulichen Aura, die ihre Körper umgab –, befanden sich welche, die Vampire sein mussten.
    Oy, dessen schmales, füchsisches Gesicht ernst wirkte, verharrte bei Fuß und ließ ein leises Winseln hören.
    Der im Raum hängende Bratenduft stammte nicht von Schweinefleisch.
     
     
    4
     
    Ständig drei Meter zwischen uns, wenn drei Meter möglich sind, Pere – das hatte Jake draußen auf dem Gehsteig noch gesagt, und als sie sich dem kleinen Pult des Oberkellners näherten, ließ Callahan sich etwas nach rechts treiben, um diesen Abstand herzustellen.
    Jake hatte ihn außerdem angewiesen, so laut und so lange zu kreischen, wie er nur konnte, und Callahan öffnete gerade den Mund, um eben das zu tun, als er wieder die Stimme des Weißen in seinem Kopf hörte. Sie sagte nur ein Wort, aber das genügte.
    Sköldpadda, sagte sie.
    Callahan hielt die Ruger noch immer neben seiner rechten Wange hoch. Jetzt griff er mit der Linken in die Brusttasche. Seine Wahrnehmung der Szene vor ihm war nicht so hypersensibilisiert wie die seines jungen Begleiters, aber er sah trotzdem sehr viel: die orangekarmesinroten Flambeaus an den Wänden, die Kerzen auf allen Tischen, die in Glasbehältern in einem helleren, an Halloween erinnernden Orange eingeschlossen waren, die leuchtend weiße Tischwäsche. Die linke Wand des Speisesaals verschwand hinter einem prächtigen Gobelin, auf dem Ritter mit ihren Fräulein an einem langen Tisch tafelten. Irgendetwas – Callahan wusste nicht genau, was diesen Eindruck hervorrief, die verschiedenen Anzeichen und Stimuli waren zu schwach ausgeprägt – sprach hier von Leuten, die nach einer kleinen Aufregung eben wieder zur Ruhe kamen: sagen wir nach einem kleinen Küchenbrand oder einem Verkehrsunfall auf der Straße.
    Oder eine Lady, die ein Baby bekommt, dachte Callahan, während er die Hand um die Schildkröte schloss. Das ist immer für eine kleine Pause zwischen Vorspeise und Hauptgericht gut.
    »Da kommen Gileads Ka-Mais!«, rief jemand mit einer aufgeregten, nervösen Stimme. Das war keine menschliche Stimme, dessen war Callahan sich halbwegs sicher. Sie klang zu summend, um menschlich zu sein. Am anderen Ende des Raums sah Callahan etwas stehen, was eine monströse Kreuzung aus Mensch und Vogel zu sein schien. Es trug Jeans mit gerade geschnittenen Beinen und ein einfaches weißes Hemd. Der aus diesem Hemdkragen ragende Kopf war mit glatten Federn in einem dunklen Gelb besetzt. Seine Augen glichen Tropfen flüssigen Teers.
    »Auf sie!«, kreischte dieses schreckliche, lächerliche Wesen und fegte eine Serviette beiseite. Darunter lag irgendeine Art Waffe. Callahan vermutete, dass es eine Schusswaffe war, auch wenn sie wie etwas aussah, was aus der Fernsehserie Raum schiff Enterprise stammen konnte. Wie hatten die Dinger noch geheißen? Phaser? Lähmer?
    Unwichtig. Callahan, der eine weit bessere Waffe hatte, wollte dafür sorgen,
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