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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm
Autoren: King Stephen
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selbst die ihrer Handrücken – mit wild wuchernden Zähnen besetzt. Wie die Vampire im Speisesaal waren sie von Auren umgeben, aber ihre leuchteten in einem giftigen Violett, das so dunkel war, dass es fast schwarz wirkte. Irgendeine eitrige Absonderung tropfte ihnen aus Augen- und Mundwinkeln. Sie schnatterten, und einige von ihnen lachten, aber sie schienen diese Laute nicht selbst zu erzeugen, sondern vielmehr aus der Luft zu schnappen, als wären diese etwas, was sich lebend reißen ließe.
    Callahan erkannte sie. Natürlich tat er das. War er nicht einst selbst das Opfer eines dieser Ungeheuer geworden? Sie waren die wahren Vampire, die des Typs eins. Bislang im Verborgenen gehalten, wurden sie jetzt auf die Eindringlinge gehetzt.
    Die Schildkröte hielt sie in keiner Weise auf.
    Callahan sah, wie Jake sie anstarrte: blass, mit vor Entsetzen glänzenden, fast aus ihren Höhlen quellenden Augen, alle Zielbewusstheit beim Anblick dieser Missgeburten vergessen.
    Ohne zu wissen, was aus seinem Mund kommen würde, bis er es selbst hörte, rief Callahan: »Sie werden Oy als Ersten töten! Sie werden ihn vor deinen Augen töten und sein Blut trinken!«
    Oy kläffte, als er seinen Namen hörte. Jakes Blick schien bei diesem Laut wieder klar zu werden, aber Callahan hatte keine Zeit, das Schicksal des Jungen weiter zu verfolgen.
    Die Schildkröte kann sie nicht aufhalten, aber sie hält zumindest die anderen zurück. Kugeln können sie nicht aufhalten, aber …
    Wie bei einem Déjà-vu-Erlebnis – und warum auch nicht, schließlich hatte er das alles schon einmal im Haus eines Jungen namens Mark Pettie erlebt – griff Callahan vorn in sein Hemd und zog sein Brustkreuz heraus. Es klickte gegen den Griff der Ruger und baumelte dann an seiner Kette unter ihr. Das Kruzifix leuchtete in gleißend hellem, bläulich weißem Glanz. Die beiden Altvorderen in der ersten Reihe hatten eben nach ihm greifen, ihn in ihre Mitte zerren wollen. Jetzt wichen sie stattdessen vor Schmerzen aufschreiend zurück. Callahan sah ihre Hautoberfläche erst verschmoren, dann flüssig werden. Der Anblick erfüllte ihn mit wilder Freude.
    »Weicht zurück!«, donnerte er. »Die Macht Gottes befiehlt es euch! Die Macht Christi befiehlt es euch! Das Ka von Mittwelt befiehlt es euch! Die Macht des Weißen befiehlt es euch!«
    Einer stürzte sich trotzdem auf ihn: ein deformiertes Skelett in einem uralten, mit Moos bewachsenen Smoking. Um den Hals hatte es irgendeinen historischen Orden hängen – vielleicht das Malteserkreuz? Eine seiner Hände krallte mit langen Fingernägeln nach dem Kruzifix, das Callahan hochreckte. Er zog es im letzten Augenblick zurück, und die Klaue des Vampirs ging um Fingerbreite darüber hinweg. Callahan griff nun seinerseits an, ohne darüber nachzudenken, und bohrte die Spitze des Kreuzes in die gelbe, pergamentene Stirn des Wesens. Das goldene Kruzifix drang darein ein wie ein rot glühender Schürhaken in ein Stück Butter. Das Ding in dem bemoosten Smoking stieß gurgelnd einen verzweifelten Schmerzensschrei aus und taumelte rückwärts. Callahan riss sein Kreuz heraus. Bevor das alte Ungeheuer seine Klauen vor die Stirn schlug, sah er einen Augenblick lang das Loch, das sein Kreuz hinterlassen hatte. Dann begann eine dickflüssige gelbe Masse durch die Finger des Altvorderen zu quellen. Seine Knie gaben nach, und er brach zwischen zwei Tischen zusammen. Seine Genossen wichen vor ihm zurück und kreischten dabei vor ohnmächtiger Wut. Unter den verdrehten Händen des Wesens fiel dessen Gesicht bereits in sich zusammen. Dann erlosch seine Aura wie eine Kerze und ließ nichts zurück als gelbes, sich verflüssigendes Fleisch, das wie Erbrochenes aus seinen Jackenärmeln und Hosenbeinen quoll.
    Callahan trat forsch auf die anderen zu. Seine Angst hatte sich verflüchtigt. Auch die Scham, die wie ein Schatten über ihm gehangen hatte, seit Barlow ihm sein Kruzifix weggenommen und es zerbrochen hatte, war verflogen.
    Endlich frei, dachte er. Endlich frei, allmächtiger Gott, ich bin endlich frei. Dann: Ich glaube, das ist die Erlösung. Und sie fühlt sich gut an, nicht? Sogar ziemlich gut.
    »Wirf ihn beiseite!«, rief einer der Vampire, während er sich beide Hände schützend vors Gesicht hielt. »Erbärmlicher Tand des ’chafgottes, wirf ihn beiseite, wenn du’s wagst!«
    Erbärmlicher Tand des ’chafgottes, findest du? Weshalb schreckt ihr dann davor zurück?
    Gegenüber Barlow hatte er es nicht gewagt, sich
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