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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm
Autoren: King Stephen
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Sinnen riß heraus
    Ein Etwas mich mit unheimlichem Laute.
     
    XIX
    Ein kleiner Fluß durchkreuzte jäh den Pfad,
    Wie eine Schlange plötzlich dich umzischt;
    Kein Bach, der träum’risch sich der Dämmrung mischt:
    Er schoß dahin, dem glüh’nden Huf ein Bad
    Des höllischen Feinds, der flockenschäum’ge Gischt
    Des schwarzen Strudels raste früh und spat.
     
    XX
    So klein, und doch so giftig! Rings am Rande
    Knieten verhärmte Erlen im Verscheiden,
    Kopfüber stürzten sich zerzauste Weiden
    Verzweifelnd in die Flut vom sichern Lande,
    Doch er, der sie versenkt in Weh und Schande,
    Stürmte vorbei, nicht achtend ihrer Leiden.
     
    XXI
    Wie ich hindurchritt, wähnt’ ich immerdar
    Auf eines Toten weiche Wang zu treten.
    Ich stieß den Speer zum Grund in brünst’gem Beten
    Und traf, so schien’s, der Leiche Bart und Haar …
    Vielleicht, daß es nur eine Ratte war,
    Doch klang’s, als schrie’ ein Kind in Todesnöten.
     
    XXII
    Aufatmet’ ich, wie ich das Ufer fühlte –
    Ein besser Land! Vergebliches Verlangen!
    Wer waren sie, die hier so wild einst rangen,
    Daß ihr Gestampf den feuchten Grund zerwühlte
    Zum Sumpf da ihre Wut schier nie verkühlte,
    Wie wilder Katzen hinter glühn’den Stangen?
     
    XXIII
    Der Kampf hat scheint’s getobt in diesem öden Kreis,
    Aber was bei all dem weiten Land ringsum hielt sie nur hier?
    Eine Fährte nicht führt hinein noch gar hinaus aus dem Revier.
    Ein toller Trank bracht’ sie wohl zum Rasen, und das mit Fleiß,
    So wie einst Galeerensklaven auf eines Wüterichs Geheiß,
    Ob Christen oder Juden, miteinander kämpften wie Getier.
     
    XXIV
    Doch kommt’s noch schlimmer, ein Stück des Wegs nur, seht!
    Welch schändlichem Tun wohl diente dieses Rad?
    Eher Flachsbreche noch als Scheibe – ist es ein Apparat
    Mit dem man Menschenleichen auf eine Spindel dreht?
    Einem Wetzstein gleich wurde dieses Werkzeug des Tophet
    Auf Erden gebracht, um rostige Stahlzähne zu spitzen für üble Tat.
     
    XXV
    Alsbald kam ich an eine Rodung, einstmals ein blühend’ Hain,
    Danach zu einer Marsch, zu barem Erdreich nun verkommen,
    Abgelegt und abgetan; (wie ein Narr oft mit frommen
    Wünschen einer Sache sich verschreibt, und dann fällt’s ihm ein,
    Alles wieder zu zerstör ’n!) auf jedem Flecken noch so klein:
    Geröll und Schmutz und Mißwachs hatt’ hier neue Höh’n erklommen.
     
    XXVI
    Wie mit Blattern war das Land vernarbt, bunt und häßlich,
    Hie und da der magre Grund von etwas Moos durchbrochen,
    Als ob Beulen und Geschwüre einen Leib entlanggekrochen
    Wären. Zu einem Maul verzerrt der Spalt in einer Eiche, gräßlich
    War das anzusehn, so als wüßt’ der Baum verlässlich
    Wie ein von Gicht ganz Brüchiger: Er hat am Tod gerochen.
     
    XXVII
    Wo blieb das Ziel? Ob ich es nimmer fand?
    Nichts in der Ferne als die fahle Nacht!
    Nichts, was den Pfad mir wies! Wie ich so dacht’,
    Da traf ein ries’ger Vogel, ausgespannt
    Die schwarzen, drachengleichen Schwingen, sacht
    Mein Haupt. War er zum Führer mir gesandt?
     
    XXVIII
    Ich schaut’ empor. Da war mit einem Male
    Kein Fleckchen mehr der Ebne zu erblicken,
    Nur Berge rings, darf dieser Name schmücken
    Hässliche Höh’n und Haufen, grau und kahl –
    Wie kam ich nur hinein in dieses Thal?
    Wie sollte mir’s, ihm zu entrinnen, glücken?
     
    XXIX
    Doch meint’ ich fast, ich war’ einmal vor Zeiten
    Auf solchem Unheilspfade schon gegangen,
    Vielleicht im Traume. Dicht und dichter drangen
    Die Hügel her. Hier gab’s kein Vorwärtsschreiten!
    Da rasselt was, als hört’ ich niedergleiten
    Ein Fallenthor. Bei Gott, ich war gefangen!
     
    XXX
    Und glühend kam es über mich im Nu:
    Dies war der Ort! Zur Rechten dort zwei Höh’n,
    Geduckt wie Stiere, die den Feind erspäh’n –
    Ein öder Berg zur Linken: Schläfer, du!
    Du stehst am Ziel und träumst in träger Ruh’
    Und gabst ein Leben doch, um dies zu sehn!
     
    XXXI
    Was lag inmitten als der Turm der Schrecken?
    Blind wie ein Narrenherz, rund, unzerspellt,
    Aus braunen Quadern, einzig auf der Welt …
    So zeigt des Sturmes Elf im Meeresbecken
    Das Riff dem Schiffer, höhnend ihn zu necken,
    Just da ihm krachend Bug und Kiel zerschellt.
     
    XXXII
    Konnt’ ich nicht sehn? O ja! Schier wollt’ es tagen
    Zum zweiten Mal: aus Wolken brach heraus
    Der Sonne letzter Strahl, zu schau’n den Graus.
    Die Höh’n, wie Riesen auf dem Anstand lagen,
    Haupt in die Hand gestützt, das Wild zu jagen:
    »Stoßt zu und macht dem Tierlein den
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