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Totentrickser: Roman (German Edition)

Totentrickser: Roman (German Edition)

Titel: Totentrickser: Roman (German Edition)
Autoren: Jan Oldenburg
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Totenhands Tochter
    Wie sein Name vorsichtig andeutete, hatte der berühmt-berüchtigte Zwergenkrieger Brom »Die Axt« Stahlbart für Subtilitäten nicht viel übrig.
    »Okay«, knurrte er. »Ich schlage vor, wir gehen rein und hauen den ganzen Laden kurz und klein.«
    »Sehr elegant gereimt«, bemerkte Selphyne, die Gnomenmagierin, sarkastisch. »Wenn dein erster Lyrik-Band erscheint, bekomm ich ein Exemplar mit Widmung? Ein großes ›X‹ reicht.«
    »Wir wissen nicht, wie viele von ihnen da drin sind«, flüsterte Falfnin, der Wichtelmeisterdieb. »Ein Frontalangriff wäre ziemlich riskant.«
    »Also, ich find Broms Plan gut«, brummte Bolgur, der Barbarenoger, in seiner bedächtigen Art.
    Er mochte ein wenig begriffsstutzig sein, aber ihn deswegen für ungefährlich zu halten war ein Fehler, den schon viele bitter bereut hatten, obwohl ihnen – ein kleiner Trost, immerhin – für Reue meistens nicht mehr viel Zeit geblieben war.
    »Ja«, entgegnete Falfnin. »Aber du warst auch ein großer Fan seiner Idee, deinen Kopf in der Schlacht um die Festung Greifenstein als Rammbock zu benutzen.«
    »Na und?« Brom zog durch die Nase hoch, spuckte aus und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. »Hat doch auch bestens funktioniert.«
    »Wenn du damit sein Schädel-Hirn-Trauma meinst, würde ich dir zustimmen«, sagte Falfnin.
    »Seinem Kopf hat es nicht geschadet«, erwiderte Brom lapidar. »Oder, Bolgur?«
    Bolgur, versunken in einem jener Momente geistiger Abwesenheit, die sich bei ihm seit der Schlacht um die Festung Greifenstein häuften, starrte mit offenem Mund vor sich hin.
    »Oder, Bolgur?«, wiederholte Brom und versetzte ihm mit der Faust einen Schlag gegen den massigen Oberarm, der einen weniger Schwergewichtigen anstandslos aus den Latschen gehauen hätte.
    »Was?«, grunzte der Barbarenoger.
    »Bolgur, wie viele Finger zeige ich hier?«, fragte Selphyne und winkte mit drei Fingern vor seiner Nase.
    Bolgur kniff die Augen zusammen, sein Gesicht zeigte alle Symptome höchster geistiger Anspannung.
    »Gelb«, brachte er schließlich hervor.
    »Bitte«, grinste Brom »Die Axt« Stahlbart. »Alles in bester Ordnung mit ihm. Ich würde sogar sagen: für einen Oger eine überdurchschnittliche mathematische Begabung. Also, seid ihr jetzt dabei oder wollt ihr weiter hier rumhocken und Däumchen drehen?«
    »Selphyne und ich könnten versuchen, uns durch die Hintertür reinzuschleichen«, schlug Falfnin vor. »Sie könnte mit ihrer Illusionsmagie eine Ablenkung erzeugen und währenddessen …«
    »›Hintertür‹, ›Illusionsmagie‹, ›Ablenkung‹«, schnaubte Brom. »Wenn ich das schon höre! Die Dinge so simpel wie möglich halten, das ist der Schlüssel zum Erfolg.«
    Er klopfte Bolgur, der neben ihm hockte und ihn trotzdem fast um das Doppelte überragte, auf den Rücken.
    »Wie geht es deinem Kopf, Bolgur?«
    »Was?«, brummte der Oger geistesabwesend.
    »Ausgezeichnet«, grinste Brom. »Du wirst ihn auch brauchen – dieses Tor sieht ziemlich massiv aus.«
    Die anderen drei sahen vom Saum des Waldes aus zu, wie Brom und Bolgur schnurstracks durch den kniehohen Nebel auf die düster-bedrohliche Burg des Nachtelfen-Totenbeschwörers zumarschierten.
    »Das war das letzte Mal, dass ich mich auf so was eingelassen habe«, sagte Selphyne. »Ich habe ein Angebot für eine Dozentenstelle an der Akademie von Drachingen. Geregeltes Einkommen, fester Wohnsitz und vor allem: kein Brom »Die Axt« Stahlbart.«
    »Zwei Paare«, sagte Nachtelfenwächter Nr. 1.
    »Eiserne Jungfrau«, entgegnete Nr. 2.
    »Legion des Schreckens«, grinste Nr. 3. »Zehn, Ghulprinz, Sadistische Fürstin, Dunkler Herrscher, Ass.«
    »Ach, hör doch auf!«, riefen Nr. 1. und Nr. 2 wütend und schmissen ihre Karten auf den Tisch.
    »Was soll ich machen?« Nr. 3. strich seinen Gewinn ein. »Die vieläugigen Weberinnen des Schicksals meinen es eben heute gut mit mir. Du gibst.«
    Nr. 1 sammelte die Karten ein und mischte.
    »Wisst ihr«, begann er nachdenklich, »ich will mich ja nicht beschweren, aber eigentlich hab ich mir diesen Job ein bisschen aufregender vorgestellt. Ich meine, die Arbeitsbedingungen sind gut, die Bezahlung und die sozialen Zusatzleistungen auch, aber wir sitzen den ganzen Tag nur rum und spielen Karten. Höchstens kommt mal ein Vertreter vorbei, wie dieser Typ letzte Woche …«
    »Oh, das war stark«, lachte Nr. 3. »Wie der zum Boss sagt: ›Guten Tag, ich komme von der Firma Stechli & Kreysch, um mit
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