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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron
Autoren: Rebecca Gablé
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zu verhindern, dass deine Schwester dir auf den Thron folgt.«
    Wetterleuchten flammte im Osten über den Abendhimmel, als Nick an der Shoe Lane in den Hof seines Hauses ritt. Johns und Beatrice’ Ältester kam von der Apotheke herübergelaufen und nahm Estebans Zügel. »Mylord«, grüßte er mit einem pfiffigen Lächeln.
    »Elkana. Bist du ganz sicher, dass du um diese Zeit noch auf sein solltest?«, erkundigte sich Nick, während er absaß.
    »Lady Waringham ist vorhin mit Isaac und Isabella angekommen. Das ganze Haus steht kopf, und Mutter hat vergessen, uns zu Bett zu schicken«, vertraute der Zehnjährige ihm verschwörerisch an.
    Nick strich ihm lachend über den Blondschopf. »Glückspilz. Bring Esteban in den Stall, aber einer der Knechte soll ihn absatteln und versorgen, klar?«
    Elkana seufzte ergeben. »Völlig klar, Mylord.«
    Nick wandte sich ab, betrat das Haus und lief die Treppe zur Halle hinauf. »Janis?«
    Sie wirbelte herum, und als sie ihn an der Tür stehen sah, lächelte sie. Er betrachtete seine Frau einen Moment mit zur Seite geneigtem Kopf und fragte sich, wie es nur sein konnte, dass sein Herz auch nach zwölf Jahren noch anfing zu hämmern, wenn sie nach ein paar Tagen der Trennung plötzlich wieder vor ihm stand. Das leichte Ziehen im Bauch, dieses unspektakuläre, kleine Glücksgefühl, das Verlangen, sie anzufassen und die Finger in ihren Haaren zu vergraben – es war alles noch genauso wie an dem Tag, als er sie in der Krippe zum ersten Mal gesehen hatte.
    »Lady Waringham.« Er schloss die Lücke zwischen ihnen, legte die Hände auf ihre Schultern und strich mit den Lippen über ihre Schläfe.
    »Mylord«, erwiderte sie und versteckte einen Moment ihre ewig kalte Nase an seinem Hals.
    Dann schlossen sie sich der lebhaften Gesellschaft am Tisch an. John saß mit Madog und ihrem seefahrenden Cousin Arthur Edmundson am unteren Tischende über ein Buch gebeugt, und sie begrüßten Nick nur flüchtig, so vertieft waren sie in ihre Studien.
    »Ahnenforschung«, erklärte Francis knapp und stellte einen Becher Wein vor seinen Vater.
    Der nickte dankbar und trank einen Schluck.
    »War’s ein harter Tag?«, fragte sein Sohn.
    »Nein. Nur ein langer.«
    »Hast du gegessen?«, wollte Millicent wissen. »Entschuldige, dass wir nicht auf dich gewartet haben, aber wir wussten gar nicht, ob du kommst.«
    »Schon gut«, beruhigte er sie. »Die Königin hat mich und den restlichen Kronrat fürstlich bewirtet. Das ist einer der Vorzüge einer Königin verglichen mit einem König, nehme ich an: Frauen sind immer fürsorglich darauf bedacht, die Ihren zu füttern …«
    Das Weinglas in der Hand, legte er Janis den anderen Arm um die Taille und führte sie zu seinen drei Cousins. »Und?« Er war nicht überrascht, als er über Madogs Schulter blickte und seine Familienbibel auf dem Tisch liegen sah. »Kommt ihr dahinter?«
    »Es ist gar nicht weiter schwierig«, erklärte Arthur und tippte auf einen bräunlich verblichenen Eintrag. »Hier. Anno Domini 1437 kamen die Zwillinge Julian und Blanche of Waringham zur Welt. Dieser Julian war natürlich Lancastrianer, aber er heiratete eine Yorkistin. Irgendwie muss es funktioniert haben mit den beiden, denn sie bekamen ein Balg nach dem anderen. Ich zähle insgesamt sechs. Robin, der Älteste, war dein Großvater, Nick. Edmund, der Mittlere, war meiner und …«
    »Wieso heißt ihr eigentlich alle Edmund?«, fiel Nick ihm ins Wort. »Alle außer dir, meine ich. Ein bisschen einfallslos, oder? Ihr solltet Euch ein Beispiel an den Reformern nehmen, die geben ihren Kindern so ausgefallene Namen wie Abischag oder Elkana …«
    John knuffte ihn mit einem entrüsteten Brummen in die Seite.
    Arthur hob grinsend die Schultern. »Ich heiße nur deswegen Arthur, weil Edmund mein älterer Bruder ist.« Er zeigte auf das Wappen, das in Nicks Mantel eingestickt war. »Schwarzes Einhorn auf grünem Schild.«
    »Richtig«, bestätigte Nick amüsiert.
    »Und ein Schiff mit dem heiligen Edmund an Bord auf dem Wappenhelm.«
    »Ich weiß, Arthur. Und was weiter?«
    »Hast du dich nie gefragt, was es damit auf sich hat?«
    Nick zuckte die Achseln. »Nein. Der heilige Edmund war seit jeher einer der englischen Nationalheiligen. Das schien mir immer Grund genug.«
    Aber sein Cousin schüttelte den Kopf, sodass der Ohrring im Kerzenschein funkelte. »Dieser Julian of Waringham, von dem wir eben sprachen, hatte ein Schiff. Die Edmund . Sie hat ihm immer Glück gebracht. Und der
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