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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron
Autoren: Rebecca Gablé
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einzige seiner Söhne, der mit ihm zur See fuhr, war mein Großvater. Edmund. Verstehst du?«
    Die übrigen Cousins nickten fasziniert.
    »Jetzt ratet, wie das Schiff heißt, mit dem mein Bruder Edmund letztes Jahr in die Neue Welt aufgebrochen ist.«
    »Edmund?«, tippten die anderen im Chor und lachten.
    »Genau«, bestätigte Arthur. »Sie ist bereits das vierte dieses Namens in der Familie.« Es war nicht zu überhören, wie stolz er auf ihre Seefahrertradition war.
    John zog die Familienbibel eifrig ein Stück näher zu sich. »Also, zurück zu Julian und Blanche of Waringham. Julians jüngster Sohn Harry, der Bruder eurer Großväter, war mein Vater.«
    »Und die berühmte Lady Blanche, Julians Zwillingsschwester, war die Mutter meines Großvaters, die mit Jasper Tudor eine muntere Schar Bastarde hatte«, fügte Madog hinzu.
    Janis löste sich von Nick, schob energisch die Männerschultern beiseite, die ihr den Blick auf die Bibel versperrten, und blätterte einige Seiten weiter zurück. »Hier«, sagte sie triumphierend. »Robin of Waringham, der Großvater von Julian und Blanche. Seine älteste Tochter, Lady Anne of Fernbrook, war die Großmutter meines Großvaters.«
    Nick und John hatten natürlich längst gewusst, dass diese Verwandtschaft bestand, aber Madog und Arthur fielen aus allen Wolken, standen auf, um die lang verschollene Cousine an die Brust zu drücken und ausgelassen mit ihr durch die Halle zu tanzen.
    Lachend sanken sie schließlich in die Sessel am Tisch und stießen auf das fruchtbare Geschlecht derer von Waringham an.
    Nick sah zu seinem Sohn, der das wilde Treiben der – in seinen Augen – älteren Herrschaften mit seinem so typischen nachsichtigen Lächeln verfolgt hatte, und stieß auch mit ihm an. »In hundert oder zweihundert Jahren werden hier andere Waringham sitzen und ein Glas trinken, mit dem Finger den Namen ›Francis of Waringham‹ in der Bibel nachzeichnen und sich fragen, wer er wohl war und was er gemacht hat.«
    Er hatte es mit leisem Spott gesagt und keineswegs die Absicht gehabt, die frohe Laune zu dämpfen. Aber mit einem Mal war es still am Tisch, und alle Augen waren erwartungsvoll auf Francis gerichtet.
    Der tauschte einen Blick mit seiner Frau, ergriff ihre Hand und antwortete seinem Vater: »Ein Anfang ist jedenfalls gemacht. So Gott will, wirst du noch vor Ostern Großvater, Mylord. Und damit du dich schon mal dran gewöhnen kannst: Wir haben überlegt, falls es ein Junge wird, nennen wir ihn Lappidot.«
    Wieder brach lautstarker Frohsinn in der Halle aus. Alle drängten sich um das junge Paar, um ihnen Glück zu wünschen und Francis die Schulter zu klopfen.
    »Lappidot«, murmelte Nick erschüttert vor sich hin, als seine Frau zu ihm trat. »Das kann nicht sein Ernst sein, oder was denkst du?«
    Janis hakte sich bei ihm ein. »Ich denke, dass wir alle uns an viele Veränderungen gewöhnen müssen. Biblische Namen gehören noch zu den harmloseren.«
    »Das ist kein Name, sondern eine Zumutung. Denkt denn niemand an das arme Kind?«
    Seine Frau küsste ihn auf den Mundwinkel. »Misch dich nicht ein, Nick«, warnte sie leise. »Er ist erwachsen.«
    »Das wage ich zu bezweifeln«, brummte er, aber dann ließ er das Thema ruhen und zog seine Frau auf den Fenstersitz hinab. »Du hast Isaac und Isabella mitgebracht? Das heißt, du bleibst länger?«
    Janis nickte. »Vor drei Tage hat die Königin mir einen Brief geschickt.«
    »Mary?« Er fiel aus allen Wolken. »Was wollte sie von dir?«
    »Sie hat mich davon in Kenntnis gesetzt, dass sie mich zum Unterkämmerer zu ernennen gedenkt.«
    »Sie … was?«, fragte er dümmlich.
    Seine Frau breitete kurz die Hände aus. »Vielleicht hast du noch nicht darüber nachgedacht, aber an einem Hof, dem eine Königin vorsteht, wird sich allerhand verändern, Nick. Alle Kammerjunker und -herren, die bislang die Person des Königs umsorgt haben, müssen natürlich durch Damen ersetzt werden. Damen, denen sie genug vertraut, um sich abends von ihnen zu Bett geleiten zu lassen und all diese Dinge. Du weißt, dass ihr diese Art von Vertraulichkeiten nicht leichtfällt. Sie wünscht, dass ich ihr helfe, die Damen auszuwählen und zu führen.«
    Nick war sprachlos. Süßer Jesus, dachte er, meine Frau wird eine Hofschranze …
    »Du hast doch nichts dagegen, oder?«, fragte sie. »Wir werden häufiger zusammen sein, als wenn ich in Waringham bliebe.«
    »Nein, natürlich habe ich nichts dagegen.« Er war vielleicht eine Spur
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