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Der Dschunken Doktor

Der Dschunken Doktor

Titel: Der Dschunken Doktor
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Jungs, ich kenne Singapur, da ist's nicht anders … da laufen Mädchen herum, bei denen einem das Herz bis unters Kinn schlägt. So kann kein Maler malen, was da in Natur herumtrippelt. Das hat unserem lieben Fritz den Sinn für die Realität geraubt.«
    Drei Monate Kowloon-Krankenhauspraxis – das ist trotz aller modernen Einrichtungen doch eine andere Welt als Hamburg. So wunderte sich Dr. Merker nur sehr wenig, als ein Polizeibeamter in Zivil zu ihm ins Queen Elizabeth Hospital kam, ein Schreiben des Gouverneurs vorwies und ihm sagte, er sei ab sofort der Polizei zur Verfügung gestellt. Man erwarte ihn im Hauptquartier, um ihn zu informieren.
    Dr. Merker zog sich um und fuhr mit dem Polizisten zum Präsidium. Der Polizeichef empfing ihn sofort, drückte ihm die Hand und stellte ihm den Kommissar Ting Tse-tung vor. Ting musterte Dr. Merker kurz und empfand sofort großes Vertrauen zu dem blonden, etwas schlaksig wirkenden Deutschen. Merker war so groß wie Ting, nur breiter in den Schultern, im ganzen schwerer, breitknochiger, muskulöser und vier Jahre jünger. Er muß ein sehr guter Schwimmer sein, dachte Ting völlig unmotiviert. Und ein starker Boxer. In diesen Muskeln muß ein harter Punch sitzen. Gefährlich für unsere Frauen sind seine hellblauen Augen … wer wäre nicht verwirrt, wenn sie einen anblicken? Mit diesen Augen hat der Bursche bei unseren Mädchen immer freie Fahrt … Und plötzlich, aus einer Eingebung heraus, dachte Ting: Vielleicht wird es das brauchen. Bisher waren alle rätselhaften Mörder Frauen! Lag auch darin ein System?
    »Wir werden zusammenarbeiten müssen, Doktol Melkel«, sagte Ting und verbeugte sich voller Höflichkeit.
    Dr. Merker, der sich an das Melkel bereits gewöhnt hatte – im Hospital sprach man ja nicht anders –, hob die Schultern: »Wenn Sie es sagen, Kommissar … Ich habe ein Schreiben des Gouverneurs bekommen, in dem ich beauftragt wurde, eine neue Forschungsstelle zu übernehmen. Sind einige Ihrer Kollegen von unbekannten Schlangen gebissen worden?«
    Es sollte ein kleiner Witz sein, aber die Herren lachten nicht. »Wir fahren gleich, wenn ich Ihnen unser Problem erklärt habe, zum Military Hospital, wo eine geheimnisvolle Frau liegt und langsam stirbt.«
    »An einem Schlangenbiß …«
    »Nein. An einer kurzfristigen Totalauflösung der Leber.«
    »Das gibt es nicht.«
    »Sie haben recht: Das hat es nicht zu geben! – Aber dies ist bereits der fünfte Fall … alles Frauen, und jedesmal nach einem Mord, den diese Damen begingen.« Ting lächelte gequält.
    »Mörderinnen?« Dr. Merker spürte, daß jeglicher Humor hier unangebracht war. Ein Gefühl wie ein kalter Hauch wehte kurz über ihn.
    »Sie mordeten und starben kurz darauf an dieser völlig unbekannten Leberzersetzung. Auf der Fahrt zum Military Hospital können Sie die Obduktions- und Krankenberichte von Dr. Wang lesen. Wir setzen die große Hoffnung in Sie, daß Sie die Ursache der Krankheit finden. Alles deutet darauf hin, daß sie künstlich erzeugt wird. Ein Gift, eine Bestrahlung, was weiß ich? Aber die Krankheit ist da!«
    »Prost, meine Herren!« Dr. Merker atmete tief durch. »Ich erkenne die Ehre, mit so einem Auftrag betraut zu werden … aber ich sage es Ihnen ehrlich: Das ist ein ganz großer Scheißdreck, vor dem ich am liebsten weglaufen möchte.«
    »Ich auch.« Ting Tse-tung lächelte breit. »Sie gefallen mir außerordentlich, Doktol Melkel. Wir werden gut zusammenarbeiten können.«
    Ein kurzer Vortrag von Ting und das Studium der Sektionsberichte während der Fahrt zum Military Hospital führten Dr. Merker in eine Welt, die er bisher nur aus Fernsehfilmen und Kriminalromanen kannte. Fünf Tote, fünf Mörderinnen, die alle an Leberzersetzung starben, fünfmal kein Motiv – es war verständlich, daß man im Gouvernement unruhig wurde und die phantasievollsten Kombinationen möglich schienen. Nur eines hielt Dr. Merker für maßlos übertrieben und in die Nähe einer Horror-Vision gerückt: Tings Ansicht, man könne diese Krankheit weltweit als Mordwaffe exportieren.
    Im Military Hospital wurden sie vom Chefarzt empfangen, einem Oberstleutnant dem Range nach, der ein säuerliches Gesicht zog.
    »Ich weiß nicht, warum immer die Army herhalten muß, wenn irgendwo ein offizieller Arsch juckt!« sagte er grob. »Was soll ich mit der Frau? Ich habe das Ende des Flügels II absperren lassen. Da liegt sie nun allein, hat vier Zimmer für sich … warum das alles? Vom Büro des
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