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Macabros 030: Tempel der Versteinerten

Macabros 030: Tempel der Versteinerten

Titel: Macabros 030: Tempel der Versteinerten
Autoren: Dan Shocker
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»Ich bin des Alleinseins müde und suche eine nette,
charmante Frau, die nicht reich sein muß, aber viel Herz haben
soll. Ich bin Witwer, Ende vierzig, und mein Wunsch ist es, einer
sympathischen Frau zu begegnen, die ich lieben und verwöhnen
kann. Wenn Sie sich angesprochen fühlen, schreiben Sie an diese
Zeitung, damit wir ein Treffen vereinbaren können.«
    Sie las diesen Text leise vor sich hin, lehnte sich dann in den
Sessel zurück und dachte über diese Anzeige nach.
    Jane Goodwin schlug die Beine übereinander. Sie war
siebenunddreißig, und eigentlich hatte sie nie daran gedacht,
sich jemals von einer Anzeige dieses Inhalts ansprechen zu lassen.
Aber seltsam, wie sich Einstellungen im Leben mit der Zeit
wandeln.
    Ein Witwer? Das bedeutete, daß dieser Mann
möglicherweise schon einiges im Leben mitgemacht hatte. Seine
Frau war früh gestorben oder durch einen Unfall ums Leben
gekommen. Er lebte vielleicht schon jahrelang allein und hatte sich
entschieden, wieder zu heiraten. Ein Mann in guter Position, gut
aussehend?
    Das alles stand nicht im Text der Anzeige. Die Art und Weise, wie
die Anzeige abgefaßt war, gefiel ihr, das mußte sie sich
im stillen eingestehen. Hier wurden keine großen Versprechungen
gemacht.
    Nett und charmant – war sie das? Eigentlich ja, das konnte
sie von sich behaupten. Und sie sah auch nicht schlecht aus.
Daß sie außer nichtssagenden Bekanntschaften noch keine
feste Bindung eingegangen war, daran waren mehrere Faktoren
schuld.
    Anfangs wollte Jane Goodwin nicht heiraten, dann waren die
Männer, für die sie sich interessierte schon verheiratet
und endlich war dann jener Zeitpunkt gekommen, wo sie den
Anschluß verpaßte, weil sie sich beruflich so sehr
engagierte, daß ihr Privatleben in den Hintergrund trat.
    Sie war Leiterin eines Schreibbüros und hatte dafür zu
sorgen, daß die Damen sich nicht zu oft unterhielten und
dafür mehr tippten.
    Man beneidete sie um ihre Position. Jane verdiente gut und war
das, was man eine selbständige, emanzipierte Frau nannte, ohne
daß sie ihre Fraulichkeit verloren hätte.
    Seit geraumer Zeit aber fragte sie sich, ob das Leben, das sie
führte, wirklich das richtige war, ob es nicht noch andere Werte
gab. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie angefangen, Heiratsanzeigen zu
lesen, ohne allerdings ernsthaft ins Auge zu fassen, sich auf eine zu
melden.
    Noch nie war sie allerdings so nahe daran gewesen, ihre
Vorsätze über Bord zu werfen.
    Wer steckte dahinter? Menschen, die wie sie etwas suchten, was sie
verpasst hatten, Menschen, die sich vielleicht scheuten, anderweitig
Bekanntschaften zu schließen, Menschen, die sonst keine
Gelegenheit fanden?
    Viele Anzeigen sagten ihr überhaupt nicht zu. Die einen waren
zu primitiv, andere wieder wirkten übertrieben oder betont
salopp.
    Manchmal glaubte sie, sich direkt die Person vorstellen zu
können, die sich mit diesem oder jenem Text einen Partner oder
eine Partnerin suchte.
    Jane Goodwin las die Anzeige, die sie interessierte, noch einmal.
Dann ergriff sie die Initiative. Der Text gefiel ihr. Einfache,
bescheidene Worte sprachen sie an. Genau in der gleichen Form wollte
sie darauf antworten.
    Das tat sie. Noch am Abend machte sie einen Spaziergang zum
Briefkasten, der nur wenige hundert Meter von dem Haus entfernt
stand, in dem sie wohnte.
    Jane warf den Brief ein, und damit sollte der Alptraum ihres
Lebens beginnen…
    Schon zwei Tage später erhielt Jane Goodwin eine Antwort auf
ihr Schreiben. Es war sehr nett abgefaßt. In dem Brief teilte
ihr Lee Batskill, so hieß der Witwer, seine Telefonnummer mit.
Er bat um ihren Anruf, damit sie eine Begegnung vereinbaren konnten.
Als Absender war ein Londoner Vorort angegeben. Batskill schrieb von
seinen Hobbys. Er war ein weitgereister Mann, interessierte sich
für Kunst und Kunstgeschichte und erwähnte, daß er
selbst in seiner Freizeit Statuen anfertige und sein Haus mehr einem
Museum als einem Wohnhaus gleiche. Vielleicht, so fügte er
hinzu, würde sich das eines Tages wieder ändern, wenn die
richtige Frau hier einzöge und Ordnung schaffe.
    Der übernächste Tag war ein Samstag, Jane
überlegte, daß sie eigentlich das Wochenende nutzen
konnte, es auf einen ersten Schlagabtausch ankommen zu lassen. Gleich
in das abseits gelegene Haus des Mannes zu fahren, reizte sie zwar,
doch sagte sie sich, daß sie als Dame die Sache mit einem
gewissen Fingerspitzengefühl anfassen mußte.
    Der ausführliche Brief von Lee Batskill brachte auch an den
Tag, daß
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