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Der Drache aus dem blauen Ei

Der Drache aus dem blauen Ei

Titel: Der Drache aus dem blauen Ei
Autoren: Ravensburger
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nicht angerufen?“, beschwerte sich Yasemin bei Anja. „Ich hätte zu gerne gesehen, wie Lavundel im Park ganz alleine fliegt.“
    Anja war zerknirscht. „Ich habe gar nicht daran gedacht“, gab sie zu.
    Herr Aslan, der eben den heißen Tee in die Gläser füllte, gab Yasemin Recht. „Wir hätten alle gerne gesehen, wie unser kleiner Drache fliegt. Das nächste Mal wollen wir wieder dabei sein, ja?“
    Jetzt war auch Mama zerknirscht, dass sie die Aslans nicht in den Park eingeladen hatte. „Natürlich“, sagte sie entschuldigend. „Wir kümmern uns ja alle um Lavundel.“
    Frau Aslan lächelte und betrachtete den kleinen Drachen. Gerade zupfte er sich die rosa Schleifen von den Ohren.
    „Wie wäre es, wenn wir die Flugshow einfach noch einmal starten?“, fragte Alexander. „Auf dem Dach, ohne Schnur? Dann seht ihr ihn mal richtig fliegen.“
    „Au ja“, sagte Lavundel mit leuchtenden Augen. „Ich fluge. Ganz allein. Uch zeige es euch.“ Schon rannte er zur Wohnungstür.
    Wenig später standen alle dicht gedrängt auf der kleinen Dachterrasse. Die Hände wärmten sie sich an den Teegläsern. Bewundernd schauten sie zu, wie Lavundel sich ganz ohne Schnur in die Lüfte erhob und zwischen den Wolken seine Kreise drehte. Anja starrte angestrengt in den weißen Himmel. Sie bildete sich sogar ein, kleine helle Punkte zu sehen. Sie tanzten vor ihren Augen. Dann traf etwas Kaltes ihre Nasenspitze. Anja schielte – und entdeckte eine Schneeflocke.
    „Es schneit!“, rief sie. Mehr und mehr dicke Flocken fielen vom Himmel und schmolzen sofort im heißen Tee.
    Und dann kam auch Lavundel angeflogen und landete sicher auf Alexanders Schulter. Schneeflocken fielen auf seine Flügel. Und dort, wo sie seine Schuppen berührten, verblasste plötzlich das Rot und ein kleiner, schneeweißer Fleck mit Flockenmuster erschien.
    „Er verwandelt sich wieder“, flüsterte Mama andächtig.
    Dann sahen sie alle stumm diesem Wunder zu.
    Mehr und mehr Flocken fielen auf Lavundel. Mehr und mehr weiße Flecken bedeckten ihn. Schließlich war von Feuerrot und Gelb gar nichts mehr übrig. Vor ihnen saß ein stolzer schneeweißer Winterdrache. Er blinzelte und rieb sich die Augen. Als er sie wieder öffnete, waren sie nicht mehr goldgelb, sondern von einem tiefen Blau. Zufrieden betrachtete er seine weißen Flügel und grinste so breit, wie nur ein glücklicher Drache grinsen kann. „Endlich Wunter“, jubelte er.

Ein Denkzettel aus Schnee
    Es schneite und schneite und hörte gar nicht mehr auf. Die Leute kamen morgens mit dem Schneeschippen gar nicht mehr hinterher. Da hatte es Familie Lukas leichter. Denn Lavundel konnte ja immer noch Feuer spucken. Morgens, wenn alle noch schliefen, schickte er aus dem offenen Küchenfenster einfach einen heißen Atemstoß auf den Bürgersteig. Und – schwupp – der ganze Schnee schmolz weg.
    Herr Heck dagegen mühte sich jeden Tag damit ab, mit der Schneeschippe den Bürgersteig vor seinem Haus zu räumen.
    „Ich sage dir doch, das geht nicht mit rechten Dingen zu“, hörten man dann Frau Heck-Schaube keifen. „Kein Mensch könnte den Bürgersteig so schnell und so gründlich räumen. Der sieht ja aus wie geleckt!“
    Lavundel hatte jetzt noch mehr Hunger als sonst. Immer noch mochte er verkohlte Sachen, aber er verspeiste jetzt auch alles andere, was er in die Finger bekam. Anja konnte ihn gerade noch davon abhalten, ihre Barbie zu verschlucken. Bo versteckte vorsichtshalber alle seine Lupis unter seinem Bett. Papa schleppte jeden Tag Unmengen von Grillkohle, Brot und Wirsing heran, um Lavundels gewaltigen Hunger zu stillen.
    Obwohl Lavundels Abschied näher rückte, war es ein lustiger Winter. Mit ihren Freundinnen ging Anja nachmittags zum Schlittschuhlaufen. Am Abend, wenn Papa heimkam und Mama nicht mehr am Computer arbeitete, spielten sie mit Lavundel. Oder sie machten im Garten eine Schneeballschlacht.
    Einmal, als die Geschwister einander draußen laut lachend jagten, verirrte sich einer von Bos Schneebällen und landete direkt an Frau Heck-Schaubes Küchenfenster. Sofort bellte Prinz los.
    „Oh, oh“, sagte Bo.
    Und es dauerte keine zehn Sekunden, da stapfte die Nachbarin schon aus dem Haus. Sie hatte einen Besen in der Hand und fuchtelte drohend damit herum.
    „Ihr frechen, unerzogenen Gören“, schimpfte sie. „Ihr hört sofort mit dem albernen Getolle im Garten auf.“
    Die Geschwister hatten die Schneeballschlacht sofort beendet. Aber das reichte der Frau noch lange
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