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Der Drache am Himmel

Der Drache am Himmel

Titel: Der Drache am Himmel
Autoren: Andreas Sommer
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aufschließen, da sei jemand eingesperrt. Und, Wahnsinn, den Schlüssel hatte Severin auf der Treppe liegen gelassen.«
    »Seht ihr!«, sagt Rosa und klingt dabei richtig stolz.
    Ihr Bericht ist kurz: »Morgen können wir alle ausschlafen. Müssen keine E-Mails verschicken. Aldo Bellini wird alles tun, was wir von ihm verlangen. Ich spüre, nein, weiß es einfach, und zwar nicht nur, weil er seine Unterschrift geleistet hat …«
    »Auch das mit den Sans Papiers?«
    »Ja, das auch.«
    »Und er zahlt exakt das, was …«
    »Alles. Ja.«
    »Rosa! Lass dir doch nicht jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen. Wie war das mit Bellini genau?«, drängt Maurice.
    »Viel wichtiger ist, was Lilith im Park erlebt hat. Hattest du Angst? Konntest du die Aufnahmen machen? Und wie war es auf der Wache?«
    Lilith schüttelt den Kopf und blinzelt Rosa an: »Ich glaube immer noch, dass da irgendjemand mit uns gespielt hat. Aber du warst richtig gut – Stiefgroßmutter!«

Epilog
    Von Rosa Belzer
     
     
    I ch bin überzeugt, dass Lilith und ich die Einzigen sind, die wussten, wer Henry wirklich war. Wir sprechen aber nie davon. Niemand würde uns glauben. Ich täte es auch nicht, erzählte man mir davon.
    Wir haben September. Die denkwürdige Nacht, die Maurice, Lilith und ich im Bandkeller zubrachten und in der wir gar nicht aufhören konnten, uns immer wieder zu erzählen, was wir erlebt hatten, liegt ziemlich genau ein Jahr zurück.
    Severin? Ich besuche ihn einmal die Woche im Gefängnis. Er legte bereits auf der Wache ein Geständnis ab und wurde ein halbes Jahr später zu acht Jahren Freiheitsentzug verurteilt. Wegen Totschlags. Inzwischen hat er ein Psychologiestudium aufgenommen.
    Drei Monate nach Severins Verhaftung verließ Henry unsere Stadt. Er bekam noch mit, dass Aldo Bellini seine Firmenanteile an Loretans Bank verkaufen musste. Auch wurde er noch Zeuge des kleinen Skandals, der entstand, als die Stadt den Sans Papiers einen legalen Status verschaffte und die überregionalen Medien von »Mauscheleien« berichteten. Der Bürgermeister und seine Parteifreunde saßen es aus, rückgängig gemacht wurde nichts. Die Sache scheint gelaufen. Nebenbei: Henry nahm, als er abreiste, den Hund mit, Che-Che. Zuvor hatte er seinen Esoterik-Verlag mitsamt allen Buchhandlungen verkauft. Und zwar an den Privatmann Loretan und einige seiner Freunde. Wie es dazu kommen konnte, versteht niemand, aber innerhalb von nur sechs Monaten war Henrys blühendes Unternehmen pleite. Die Création Bellini soll wieder mit den abgetrennten Teilen von Salvatores früherem Imperium zusammengefügt werden. Hauptsitz des Unternehmens wird unsere Stadt sein; steuerlich sei das nicht uninteressant, hat mir der Bürgermeister vor Kurzem erklärt. Und das sei auch nur gerecht so. Schließlich habe sich die Stadt ja »anderweitig nachgiebig« gezeigt. Zugegebenermaßen etwas boshaft erkundigte ich mich: »Wobei denn?« Er bestrafte mich mit einem steinernen Gesicht.
    Aldo Bellini scheint finanziell am Ende. Seine Villa vermochte er nur zu retten, indem er sie in allerletzter Minute auf seine Frau Carla überschrieb. Allerdings lasten die hohen Hypotheken nicht nur auf dem Haus, sondern sozusagen auf unserer ganzen WG. Aber das muss ich jetzt wohl erklären. Ich bin nämlich in die Villa gezogen. Setze mich auf meine alten Tage noch den Unwägbarkeiten einer Wohngemeinschaft aus. Wer sonst noch dazugehört? Carla mit ihren Kindern Fabio und Fiona und als drittes Kind Tensi, der invalide Tutsijunge, für den wir das Haus behinderten- und rollstuhlgerecht umgebaut haben. Wir mögen ihn alle, aber manchmal sind seine Zufriedenheit und seine Genügsamkeit schwer zu ertragen. Man sieht sich dann selbst im Spiegel mit seinen Ansprüchen und Eitelkeiten …
    Weiter leben hier Réa, Maurice – und neuerdings auch Lilith. Ihre Mutter Barbara ist nämlich vor Kurzem, überraschend für uns alle, zu Henry nach Kanada gezogen. Lilith telefoniert häufig mit ihrer Mutter, aber ich könnte mir vorstellen, dass der Kontakt irgendwann einmal abbricht. Lilith und ich glauben, dass Barbara inzwischen auch eingeweiht ist und Näheres über Henry weiß. Sie macht jedenfalls so Andeutungen. Sie liebe Henry, versichert sie Lilith immer wieder, und er könne »jetzt auch lieben«. Er habe mit seiner Vergangenheit abgeschlossen und jetzt würden sie einen Neuanfang wagen. Lauterbach sei ganz anders geworden, viel emotionaler und »richtig normal«. Es gibt noch einen weiteren Hinweis
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